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Schlichtungsprozess 2020

Lufthansa will die Kabine provozieren

und hofiert handzahmen Tarifpartner ver.di

19.10.2019

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

nur 51 Minuten hat Lufthansa gebraucht, um unsere weiteren Forderungen zurückzuweisen. Dabei lässt die Geschäftsleitung keinen Zweifel daran, dass sie uns provozieren möchte, am Sonntag doch zu streiken. Denn sie schreiben:

“Diese arbeitgeberseitige Zusage ist eindeutig keine Erfüllung Ihrer Tarifforderung.“

Außerdem lassen sie eine fünftägige Frist platzen, welche man sich hätte nehmen können, um LH-seitig die klaren Rückmeldungen aus der Kabine zu bewerten und endlich wieder nach Lösungen zu suchen. Stattdessen heißt es:

„Unser Interesse besteht nach wie vor darin, möglichst kurzfristig mit einer tariffähigen Gewerkschaft sozialpartnerschaftlich ausgewogene Lösungen für die Kabinenmitarbeiter zu finden. (…) Ihre postwendende Übermittlung neuer Forderungen verändert unsere bisherige Position nicht: Auf Grund Ihrer mangelnden Abschlussfähigkeit sind auch weiterhin keine Gespräche mit Ihnen möglich.”

Zufällig hat ver.di mit einem Schreiben vom 11.10.2019 die Lufthansa nach über zehn Jahren Funkstille in der Kabine, zu Verhandlungen zu den Themen aufgefordert, über die man mit UFO nicht (mehr) verhandeln will.

Lufthansa hätte eigentlich nur mal bei der Bahn schauen müssen, was passiert ist, als die dortige Konzernspitze versucht hat, sich der Gewerkschaft der Lokführer zu entledigen und nur mit der friedlicheren Flächengewerkschaft Verträge zu schließen. Es führte zu vielen Streikwellen und am Ende hatte die GDL umso bessere Verträge. Nur die Mitarbeiter haben das Recht, sich ihre Vertretung auszusuchen. Wenn der Arbeitgeber sich hier einmischt, muss und wird er sich daran die Finger verbrennen.

Wir lassen uns jedenfalls nicht provozieren. Es wird am Sonntag keine Streiks bei Lufthansa geben. Ausschließlich die vier LH-Konzerntöchter CLH, GWI, EW und SXD werden bestreikt. Bei Lufthansa kann es aber, nachdem der AGVL die Frist zu Verhandlungen beendet hat, jederzeit zur Ankündigung neuer Streiks kommen. Nach Abschluss der Urabstimmung am 01.11.2019 können diese auch mehrere Tage dauern oder sogar unbefristet ausgerufen werden.


Wird die LH-PV in Geiselhaft genommen?


Ein Satz in dem Schreiben wirft für uns viele Fragezeichen auf:

„Vielmehr ist der Arbeitgeber im Schulterschluss mit der Personalvertretung, als gewählten Vertretern der Belegschaft, neue Wege in der Sozialpartnerschaft gegangen.“

Ob und in welcher Weise dieser Satz am späten Freitagnachmittag mit dem 45-köpfigen Gremium PV abgestimmt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Wir gehen aber davon aus, dass die LH-PV selbst ab Montag zur Klärung beitragen wird. Wir möchten hier keinesfalls in die Vorverurteilung eines ganzen Gremiums gehen, da wir uns eher vorstellen können, dass diese Formulierung allein den semantischen Winkelzügen der LH-Tarifabteilung zuzuordnen ist, um die Belegschaft wieder einmal zu verwirren.

Unabhängig davon sind in der vergangenen Woche zu Recht viele Fragen mit Blick auf die LH-PV aufgeworfen worden: Welche gewerkschaftspolitischen Kräfte sind dort – in diesem Gremium der direkten betrieblichen (und nicht tariflichen) Mitbestimmung – nun am Steuer? Welche Rolle spielen einzelne Personalvertreter in der von ver.di und LH geplanten Volte gegen UFO als Flugbegleiter-Gewerkschaft?

Wir sind in den vergangenen Monaten auch von der LH-Personalvertretung kritisiert worden. Einiges davon konnten wir verstehen und war berechtigt, anderes wiederum war eher als Ausfluss des internen, personell zugespitzten Konflikts von UFO zu verorten, der auch auf diesen Kanälen ausgetragen wurde.

Jedoch wird heute die LH-Personalvertretung im gleichen Atemzug hofiert, in welchem die Kabine unverblümt auf ver.di als neuem Tarifpartner vorbereitet wird. Wir möchten hier nicht weiter spekulieren und wünschen uns ein klares Bekenntnis von den 45 LH-Personalvertretern, welche Rolle sie heute und in Zukunft im Mitbestimmungsgeflecht spielen. Wir als UFO, wie auch die Kabine, brauchen Klarheit darüber, welche Fäden derzeit im Hintergrund gezogen werden, um an unsere Arbeitsbedingungen heranzukommen. Sowohl von ver.di als auch von Geschäftsleitungsseite als auch - möglicherweise - von Seiten einzelner LH-Personalvertreter.

UFO hat Vorstandswahlen eingeleitet. Wer unzufrieden mit der derzeitigen Führung ist, kann sich aufstellen lassen und/oder eine Alternative zur jetzigen Mannschaft wählen, statt durch Schulterschlüsse mit dem Arbeitgeber die eigene Vertretung zu spalten.


Nichts gelernt: Töchter drohen mit Arbeitsplatzverlust – auch hier könnte eine gerichtliche Klärung beantragt werden


Wenn in dieser Woche eines klar geworden ist, dann das: Die Kabine lässt sich nicht von Angstmacherei treiben. Die Behauptungen des Konzerns und seiner Airlines über die Unrechtmäßigkeit des Streiks sind allesamt nicht bewiesen und obendrein falsch. Das haben externe Experten und Gerichte bestätigt. Sollte der Konzern mit seinen Töchtern glauben was er behauptet, dann kann er dies noch immer vor Gericht zu beweisen versuchen. Bisher wurde bewusst darauf verzichtet, um Euch in der Unsicherheit zu belassen.

Auch unsere Gäste haben das verstanden. Wer sich die Kommentare in den sozialen Medien durchliest, findet dort großen Zuspruch unserer Gäste. Die Behauptungen des Konzerns, die sich die Töchter zu Eigen machen, stoßen wie auch in der Kabine, auf großes Unverständnis. Die Arbeitgeber zeigen damit leider, dass sie nicht nur nichts gelernt haben, sie wollen bewusst provozieren und Euch weiter einschüchtern.

Das ist definitiv nicht nötig. Ihr findet auf unserer Seite www.ufo-online.aero/lhconcern unsere FAQ, Streikfibel und vieles mehr mit Erklärungen und Statements von Presse und externen Experten zu den Behauptungen und den Einschüchterungen.

Eine gänzlich anders gelagerte, rein arbeitsorganisatorische Frage möchten wir an dieser Stelle nochmals herausgreifen, denn sie wurde uns oft gestellt:
Wer sich an einem Sonntag krankmelden muss und ein Attest haben möchte, kann dieses in der Regel bei den ärztlichen Notdiensten oder am Montag bei seinem Hausarzt bekommen. Auch wenn der Arbeitgeber keinen „gelben Schein“ ab dem ersten Tag verlangt, empfehlen wir Euch dies.

Lasst Euch also nicht verunsichern, die LH-Kabine hat es vorgemacht und zusammengestanden. Egal was LH behauptet, unser Druck hat sie zur Erfüllung der Forderung gezwungen. Leider kommen wir nur so voran. Gemeinsam sind wir stark.

Wenn Ihr Fragen zum Streik habt, könnt Ihr uns bis Sonntagabend unter folgender Hotline erreichen: 0800 872 3774. An dieser Hotline beantworten Euch Kollegen der verschiedenen Airlines Eure Fragen.

Das Schreiben des AGVL könnt Ihr HIER nachlesen.

UNITED WE STAND

Eure UFO

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