Elf Fachgewerkschaften verabschieden „Frankfurter Erklärung“
für Tarifpluralität, Mitbestimmung und gewerkschaftliche Vielfalt
Mehrere deutsche Fachgewerkschaften aus unterschiedlichen Branchen haben in Frankfurt am Main beim Symposium zur Zukunft der Fachgewerkschaften gemeinsam die „Frankfurter Erklärung der Fachgewerkschaften“ verabschiedet. Mit dem Dokument setzen sie ein deutliches Zeichen für die Sicherung der Koalitionsfreiheit, die Bedeutung spezialisierter Interessenvertretung und gegen die expansive Strategie mancher Großorganisationen.
„Die Arbeitswelt ist vielfältig – und diese Vielfalt braucht spezialisierte Stimmen“, heißt es in der Erklärung. Fachgewerkschaften leisten seit Jahrzehnten einen unverzichtbaren Beitrag zu branchennahen Tarifverträgen, realitätsnaher Mitbestimmung und der Weiterentwicklung ganzer Berufsgruppen. Diese Differenziertheit sehen die unterzeichnenden Organisationen jedoch zunehmend gefährdet: durch das Tarifeinheitsgesetz, durch politischen Druck zur Vereinheitlichung und durch wachsende Machtbestrebungen großer Gewerkschaften.
Kernforderungen der Frankfurter Erklärung
Die Fachgewerkschaften betonen in sechs zentralen Punkten:
- Unantastbare Koalitionsfreiheit: Beschäftigte müssen sich frei in der Gewerkschaft ihrer Wahl organisieren können – ohne strukturellen oder rechtlichen Druck.
- Echte Tarifpluralität: Das Tarifeinheitsgesetz benachteilige besonders spezialisierte Berufsgruppen und müsse dringend neu bewertet werden.
- Gegen gewerkschaftliche Machtpolitik: Gewerkschaften dürften nicht in Branchen vordringen, deren Besonderheiten und Risiken sie nicht kennen.
- Anerkennung der Bedeutung von Fachgewerkschaften: Fachgewerkschaften sind unverzichtbar für passgenaue Tarifabschlüsse, Sicherheit, Qualität und Wettbewerbsfähigkeit ganzer Branchen.
- Fachwissen als Zukunftsfaktor: Die Expertise spezialisierter Berufsgruppen müsse stärker in politische und wirtschaftliche Entscheidungen einfließen.
- Mehr politisches Gehör: Fachgewerkschaften fordern eine gleichberechtigte Beteiligung an arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Entscheidungsprozessen.
Ein starkes gemeinsames Signal
Mit der Frankfurter Erklärung treten die beteiligten Fachgewerkschaften erstmals in dieser Geschlossenheit öffentlich auf. Sie machen deutlich: Die Zukunft der Arbeitswelt braucht Vielfalt und spezialisierte Mitbestimmung.
„Wer nur auf die großen Platzhirsche setzt, nimmt in Kauf, dass wichtige Stimmen überhört werden und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schlechter gestellt sind“, so die Erklärung.
Die Erklärung wurde von folgenden Fachgewerkschaften verabschiedet:
- Vereinigung Cockpit (VC)
- Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO)
- Arbeitnehmergewerkschaft im Luftverkehr (AGiL)
- Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL)
- Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF)
- Gewerkschaft Arbeit und Soziales (vbba)
- Die Kommunikationsgewerkschaft (DPVKOM)
- Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA)
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Vereinigung der Rundfunk, Film- und Fernsehschaffenden (VRFF Die Mediengewerkschaft)
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unisono Deutsche Musik- und Orchestervereinigung e.V.
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Deutsche Verwaltungs-Gewerkschaft (DVG)
Die „Frankfurter Erklärung“ finden Sie HIER zum Download