- Oder: Vom kollektiven Betteln - 

Liebe Kolleg*innen, 

oft haben wir darauf hingewiesen, was alles in den Verträgen der Ver.di fehlt. Hier geht es aber nicht darum, was in den Verträgen fehlt, sondern um einen fehlenden Vertrag. 

Wir wissen sicher, dass es neben MTV und VTV noch einen weiteren Vertrag gibt. Er regelt einen sogenannten „Konfliktlösungsmechanismus“. Klingt harmlos, hat es aber in sich, denn es geht dabei um nichts weniger als um Einschränkungen des Streikrechts. Auch das erschreckt vielleicht nicht jede*n sofort, aber es hat großes Gewicht.  

Wir haben nach diesem Vertrag gefragt, aus dem Betriebsrat wurde danach gefragt, aber niemand außerhalb von Ver.di und dem Arbeitgeber hat ihn in über einem Jahr je zu Gesicht bekommen. Wir wollen nicht wie Verschwörungstheoretiker klingen, aber das Ding wird regelrecht versteckt und geheim gehalten. Dafür wird’s gute Gründe geben. 

Kurze Zwischenfrage: Was unterscheidet eigentlich eine Gewerkschaft von einem „normalen“ Verein? Richtig, das Streikrecht. Ohne Streikrecht sagt der Arbeitgeber einfach zu allem und jedem: „Nein sorry, ist nicht“ und das ist dann auch schon das Ende der Geschichte. Dann kann man jammern, man kann traurig sein, aber man kann nichts durchsetzen. „Kollektives Betteln“ nennt man sowas. 

Entsprechend gefährlich ist es, sich in diese Rechte reinschneiden zu lassen. Man gibt damit Druckmittel ab und macht sich so freiwillig (hier für eine Differenzierungsklausel, die ohne größere Anstrengung viele zahlende Mitglieder brachte) zum zahnlosen Tiger. Wäre UFO 2024 zahnlos gewesen, hätten wir uns nach Jahren des Wegchillens nicht an den Verhandlungstisch streiken können. Dann gäbe es noch heute keine Tarifverträge bei Discover. 

Wir finden es höchst fragwürdig, ein paar zahlende Mitglieder gegen Handlungsfähigkeit und Durchschlagskraft einzutauschen. Es im Nachgang aber auch noch verstecken, ja verheimlichen zu wollen, ist richtig räudig und unanständig. Das macht man einfach nicht. Und es lässt auch inhaltlich nichts Gutes vermuten, denn es wird schon durchschlagende Gründe dafür geben, dass Arbeitgeber und Gewerkschaft alles tun, um das Ding unter dem Teppich zu halten. Wir sagen in alle Richtungen: Schämt Euch! 

Soweit zum unerfreulichen Teil. Schließen wollen wir aber mit was Schönem: Herzlichen Glückwunsch zu den neuen 350ern. Wir wünschen uns modernes und wirtschaftliches Fluggerät für alle Konzernairlines. Dass ihr jetzt genau das bekommt, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer guten und nachhaltigen Zukunft der Discover. Das freut uns sehr und wir finden, das habt ihr euch hart verdient. 

 

Always happy landings und stay united, 

eure UFO-Tarifabteilung