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Lufthansa

Wie lange sind eigentlich zwei Monate?

Und wie lange wollen wir das eigentlich alle noch mitmachen?

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Wie lange sind eigentlich zwei Monate?

Und wie lange wollen wir das eigentlich alle noch mitmachen?

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23.12.2025

Liebe Kolleg*innen, 

was lässt sich in zwei Monaten nicht alles erreichen. ChatGPT verrät uns, mit Ambition und Disziplin ließe sich in dieser Zeit aus dem Nichts ein Roman schreiben („machbar, aber fordernd“), man kann in dieser Zeit lernen, eine gänzlich fremde Sprache „zwar nicht muttersprachlich, aber kompetent und selbstsicher“ zu sprechen („hoher Einsatz erforderlich“), oder aber – wenn man da keine Lust drauf hat aber zufällig zwei Hände voll Airlines besitzt – dann könnte man stattdessen ein paar Flugzeuge irgendwo aus- und woanders wieder einflotten (das geht recht entspannt, das beweist die Lufthansa ja andauernd). 

Wofür zwei Monate offenbar nicht ausreichen: Uns auch nur einen einzigen (!) Termin anzubieten, um in Verhandlungen zum MTV und vor allem zu einem Sozialplan einzusteigen. 

Am 20.11. übergeben wir ein Forderungspaket mit Verhandlungsaufforderung, hören über drei Wochen kein Sterbenswörtchen zu Terminen, setzen dann eine Frist bis zum 18.1. und bekommen schließlich statt fristwahrender Termine den Hinweis, man sehe weder einen Grund zur Eile noch bedürfe es der Fristsetzungen. 

Da kommt uns ein Wort in den Sinn, das wir nicht oft benutzen: Unverschämtheit. Eine, die sich nahtlos in eine nicht enden wollende Kette von Respektlosigkeiten in verschiedene Richtungen einreiht. Von der Urlaubs- bis zur Termin-„Vergabe“, vom Infostand bis zum Servicekonzept – in letzter Zeit lautet die Devise sowohl gegenüber der Kabine als auch gegenüber ihrer Gewerkschaft regelmäßig: „Wir tun einfach, was wir wollen. Was wollt ihr denn schon dagegen tun?“ Der Arbeitgeber reizt eine Grenze nach der anderen aus, weil er darauf vertraut, dass wir das schon hinnehmen werden. In der Regel regen wir uns ein bisschen auf, aber am Ende des Tages gehen wir dann wieder an Bord und lächeln alles weg – weil wir unseren Job lieben.  

In der Regel. Aber irgendwann reicht es.  

Die Kolleg*innen der CLH lässt man gerade ohne jede Sicherheit erbarmungslos im eigenen Saft schmoren, euch probiert man wegzunehmen was irgendwie geht und droht zeitgleich so hochfrequent mit Tarifflucht, dass es langsam wie Auslagerungstourette wirkt. Wenn wir auf so eine Situation mit einer Verhandlungsaufforderung reagieren, in deren Zentrum Absicherung steht und einen Termin innerhalb von zwei Monaten einfordern, dann erklärt man uns gönnerhaft (oder sollen wir sagen: arrogant?), was angebracht ist und was nicht und bietet uns Termine dann an, wann es beliebt. Das Motto dabei lautet fast immer: Möglichst weit in der Zukunft, dann können nämlich in der Zwischenzeit bequem noch ein paar Fakten geschaffen werden. 

Wir werden das Gefühl nicht los, dass man die Kabine im Moment schlicht nicht ernstnehmen will. Kein Respekt, keine Wertschätzung, keine Augenhöhe – so geht das nicht. Schon gar nicht, während man uns rigoros alles unter dem Hintern wegziehen will und gleichzeitig erklärt, wann Eile geboten ist und wann nicht.  

Zugewandt und empathisch – gern. Aber wenn das regelmäßig mit Schwäche verwechselt wird, dann haben wir ein Problem miteinander. An diesem Punkt sind wir spätestens jetzt. 

Wir halten euch auf dem Laufenden, ob die Deutsche Lufthansa es womöglich doch noch hinbekommt, innerhalb von zwei Monaten einen Termin stattfinden zu lassen. Falls dem nicht so sein wird, melden wir uns natürlich auch bei euch und sagen, wie es jetzt weitergeht. 

Bis dahin wünschen wir euch und euren Familien, sofern ihr es feiert, schöne und besinnliche Weihnachten und natürlich always happy landings. 

Herzliche Grüße 

Eure UFO-Lufthansa-Tarifkommission  

Nikolaus Moehren, Stefan Schwerthelm, Michele Benninger, Manuel Braun, Christina Dauster, Manuela Faber, Manuel Hegel, Lukas Kimmel und Katharina Welsch  

mit Harry Jaeger (Leiter Tarifpolitik und UFO-Verhandlungsführer), Birgit Weinreich (stellv. UFO-Verhandlungsführerin) und Rachid Madmar (juristischer Berater der TK), Nina Coppik (juristische Beraterin der TK)  

sowie Sara Grubisic als Mitglied des UFO-Vorstands für Tarifpolitik 

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