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Lufthansa

Kapazitätsengpass Kabine -

Das vierte Jahr in Folge mit viel zu wenig Personal

08.03.2016

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Unbezahlter Urlaub im Dezember, auch mal Unterstunden im Februar, Entlastung im Winterflugplan - all das war bis vor wenigen Jahren die Normalität in einem saisonalen Flugbetrieb. Seit nunmehr vier Jahren erleben wir eine andere Realität: Unterschreitung der Plustageregel für Teilzeitmitarbeiter, Fliegen aus dem Frei, Flüge ohne P2 oder P1, mit einem und bis zu drei Flugbegleitern weniger sowie einer hohen Stundenauslastung mit der Mindestanzahl an freien Tagen – was früher für den Sommer galt, ist jetzt bereits im Winterflugplan zur Regel geworden. Der lange Weg zu einer Lösung Obwohl die Probleme offensichtlich waren, gestaltete sich die Diskussion mit Lufthansa zu diesem Thema immer wieder mühselig.

Die Manager, die die Crewplanung zu verantworten haben, sind angetrieben zu sparen und das Personal höher auszulasten. Gestiegene Krankenquoten wurden als Ursache und nicht als Folge der Personalknappheit herangezogen. Statt zu handeln wurde das Problem kleingeredet und immer weiter geschleppt. Die Personalplanung ist ein Thema, das vom Grundsatz her dem Unternehmen alleine obliegt.

Das hinderte die Sozialpartner nicht daran, unermüdlich auf die Probleme hinzuweisen; ein "Eingriff" seitens PV und/oder UFO war mit den bestehenden Regeln allerdings nicht möglich. Wir haben jedoch festgestellt, dass in den Gesprächen zu Beginn dieses Jahres endlich eine grundsätzliche Einsicht im Hinblick auf die akuten Personalprobleme in der Kabine zu erkennen war. Selbst rechnerisch ging die Crewplanung für die kommenden Monate nicht mehr auf.

Am Rande der Schlichtung und in den betrieblichen Gremien wurde daher über das Thema Engpass und mögliche Maßnahmen verhandelt. Aber leider haben wir, wie so oft, erst wieder "kurz vor knapp" eine Lösung finden können. Deshalb wird der April sicherlich ein knackiger Monat werden, weil aufgrund der Kurzfristigkeit noch nicht alle vereinbarten Maßnahmen greifen können.

Während der Verhandlungen zum Kapa-Engpass haben wir klar gesagt, dass es keine Option sein kann, wieder eine "Notfalllösung" für den laufenden Betrieb zu machen, ohne zu wissen, ob es langfristig eine Änderung in der Personalplanung geben wird.

Langfristige Entspannung - Tarifvereinbarungen zur weiteren Vorgehensweise

Im Januar haben wir dann grundlegende Vereinbarungen getroffen, die für die kommenden Jahre andere Planungsprämissen vorsehen: Hier ein Textteil aus der dementsprechenden Vereinbarung mit der Geschäftsleitung dazu: "- Die Planungsparameter werden in Abweichung zu heute nicht mehr an der maximalen Personalproduktivität ausgerichtet, sondern dergestalt modifiziert, dass ein ausreichender Puffer sichergestellt wird. Die Geschäftsleitung sagt zu, dass im Rahmen der Schlichtung ein Maßnahmenkatalog vereinbart wird, wie künftig im Falle von dennoch auftretenden Kapazitätsengpässen agiert wird."

Dieser Text zeigt auch schon das Hauptproblem. Es gibt ganz einfach zu wenig Personal. Zu spät wurde mit Neueinstellungen begonnen. Außerdem ist es mittlerweile nicht mehr einfach, gutes und zuverlässiges Personal am Arbeitsmarkt zu bekommen. Kurse sind nur zur Hälfte gefüllt und nicht wenige angehende Flugbegleiter brechen noch während des Grundkurses wieder ab.

Kurzfristige Lösung - Erst einmal den Sommer überstehen

Im Zuge der o.g. Tarifvereinbarung zwischen UFO und Lufthansa wurde ebenso geklärt, dass es für den kommenden Sommerflugplan kurzfristige Maßnahmen geben soll, die auf betrieblicher Ebene vereinbart werden, um die derzeitige Planungssituation ein weiteres Mal zu entspannen. Auch wenn mittelfristig die Personaldecke erhöht wird, fehlen uns jetzt Kollegen, sind die Pläne jetzt eine Katastrophe.

Es gibt nun eine Vereinbarung zwischen Lufthansa, UFO und der Personalvertretung für den kommenden Sommerflugplan, die sowohl kollektive als auch individuelle Maßnahmen zur Entspannung und zur Kompensierung der Situation vorsieht:

Die Punkte im Einzelnen im Sommerflugplan 2016

Kollektive Maßnahmen

Für Vollzeitmitarbeiter werden die maximalen Flugstunden auf 89 erhöht. (In der Planung und in der Planverwaltungsphase) Dafür werden die Stunden wie folgt bezahlt:

  • 70.-76. Flugstunde 120%
  • 77.-80. Flugstunde mit 130%
  • 81.-87. Flugstunde mit 140%
  • 88.-89. Flugstunde mit 160%

Der Quartalsanspruch auf freie Tage wird je Quartal um einen Tag reduziert. Mitarbeiter, die am Ende des Quartals tatsächlich nur auf die Mindestanzahl von Quartalstagen kommen, erhalten diesen Tag im Winterflugplan nachgewährt (bis spätestens Ende 2. Quartal 2017), oder auf Wunsch, bzw. wenn im Winter auch keine Monate mit einem Durchschnitt von +2 Tagen geplant werden können, mit 100.- Euro pauschal abgekauft.

Wer möchte kann auch von vorneherein die 100.- Euro wählen. Für Mitarbeiter im SMK-Modell werden die Flugstunden von der 88. Bis zur 94. Stunde ebenfalls mit 160% bezahlt. Für Mitarbeiter in einem untermonatigen Teilzeit-Modell (M1, M2 oder M3) gilt ebenfalls der Planungsgrundsatz von maximal einem Tag weniger frei im Quartal. Dafür gibt es pauschal eine Zulage von 300 Euro je Quartal - als Ausgleich für diesen Tag und anstelle einer Mehrflugstundenfaktorierung.

Weitere freiwillige Maßnahmen:

Befristete Reduzierung oder Rückgabe von Teilzeit Dieses Angebot bezieht sich auf die folgenden Varianten: M2/3 in M1 oder Vollzeit M1 in Vollzeit Rückgabe eines oder mehrerer Freistellungsmonate, die im Sommerflugplan liegen Ab spätestens November 2016 wird der Mitarbeiter in sein ursprüngliches Teilzeitmodell zurückgeführt Wenn sich durch Rückgabe von ganzen Freistellungsmonaten der Urlaub in 2016 erhöht, so wird der zusätzliche Urlaubsanspruch zu 2/30 des individuellen Monatsgehalts je Urlaubstag abgekauft. Im Rahmen des angebotenen Kontingentes erhält der Mitarbeiter pro Monat EUR 500 brutto für jeden durch diese Maßnahme generierten vollen Beschäftigungsmonat.

Ein paar Rechenbeispiele dazu:

Wer einen ganzen Freistellungsmonat zurückgibt, bekommt €500, wer zwei Monate von M1 auf Vollzeit geht €250, wer vier Monate von M2 auf Vollzeit geht €1000. Mitarbeiter können auch freiwillig nach den SMK-Regelungen im Sommer fliegen (30 Tage frei je Quartal und max. 94 Stunden) für die Stundenfaktorierung gilt die gleiche Staffelung wie oben bei den SMK-Mitarbeitern, also 160% oberhalt von 87 Stunden. Für die Beantragung der freiwilligen Maßnahmen gibt es administrative Vorschriften, Kontingente und Fristen, die von Lufthansa in den kommenden Tagen veröffentlicht werden.

Kein SLF bedingtes One-Leg-DH-Fliegen im Sommerflugplan:

DH-Fliegen auf Grund von geringem Sitzladefaktor wird in diesem Sommerflugplan nicht durchgeführt. Nur wenn die Auslastung auf Hin- und Rückflug die Auslösegrenze erreicht, wird ein FB abgezogen (Komplettabzug). Das betroffene Crewmember bekommt dann im Normalfall einen alternativen Einsatz. Diese Regelung war uns besonders wichtig, da in der Vergangenheit die Kollegen, die sich gemeldet hatten, freiwillig höhere Stunden zu fliegen, meist die ersten waren, die DH gesetzt wurden. Diese Regelung gilt für alle Mitarbeiter, egal ob mit 94 oder 89h-Limit. „lack of crew“ Angesichts der mit diesem Engpass einhergehenden besonderen Belastung werden Flüge, die trotz dieser Maßnahmen mit zu wenig Crew geplant werden, für jedes fehlende Crewmember mit EUR 100,- brutto pauschal für jedes Crewmitglied der gesamten Crew des betreffenden Umlaufs kompensiert. Sollte die Crew durch Krankheit im Layover auf dem Rückflug reduziert werden, erfolgt keine Kompensation.

Für unsere im Ausland stationierten Kolleginnen und Kollegen konnten wir eine Pauschalregelung zur Kompensation der Belastung bei Lack of crew vereinbaren. Teile dieser Maßnahmen gelten für das gesamte Kabinenpersonal. Die Auswirkungen für das Individuum sind aber geringer als jetzt, wo Pläne durcheinander gewirbelt werden, Requests im großen Stil nicht gewährt werden (Stichwort: Gesamtlösbarkeit…..) und teils mit Minustagen operiert wird.

Dem "Gesamtsystem" steht durch die Kollektivmaßnahmen eine Anzahl von zusätzlichen Tagen und Stunden zur Verfügung, welche die Situation deutlich entspannen werden und die Mitarbeiter durch Pauschalzahlungen oder erhöhte Faktorierung angemessen finanziell entschädigt. Für Lufthansa sind diese Maßnahmen teuer. Teuer genug, damit es nicht wirtschaftlich ist, mit zu wenig Personal zu planen.

SMK in Vollzeit

Wir werden jetzt im Mai das erste Mal berechnen, wie vielen Kollegen ein Wechsel aus dem SMK-Modell ins Stammpersonal angeboten werden kann. Angesichts der Bugwelle von hoher Auslastung, die sich aus dem Sommerflugplan ergibt, gehen wir von einem zusätzlichen Bedarf an Vollzeitstellen ab dem kommenden Winterflugplan aus. Rekrutierung verbessern Wichtig ist aber auch, dass wir gemeinsam mit dem Management nach Lösungen suchen, wieder mehr interessierte Kollegen zu finden, die uns dauerhaft unterstützen.

Ein Einstieg mit 83% der 1. Gehaltsstufe ist für viele Bewerber schon ein Grund genau zu rechnen. Da mittlerweile aber auch die Unterbringung während des Grundkurses nicht mehr bezahlt wird und während des Grundkurses auch nur eine geringe Pauschalvergütung gewährt wird, ist ein Einstieg bei Lufthansa für viele Bewerber nicht mehr attraktiv genug. Die Personalvertretung wird darüber weitere Gespräche mit der Kabinenleitung führen, aber auch UFO wird diese Thematik im Rahmen der laufenden Schlichtung weiter verhandeln.

Ab nächstem Jahr Dauerlösung

Der allerwichtigste Punkt ist und bleibt, dass die Summe von nun zu verhandelnden, langfristigen Maßnahmen dazu führt, dass eine derartige Engpasssituation in den kommenden Flugplanperioden nicht mehr entstehen kann. Wir bedauern sehr, dass es so lange gedauert hat, bis man sich hier zu einer Abkehr von der Personalplanung am äußersten Limit entschieden hat. Aber genau dieses „Planen mit Puffer“ hat uns die Geschäftsleitung nun zugesagt und wir werden dies konsequent einfordern und umsetzen. Wenn es dann auch endlich belastbare Lösungen in unserem Dauertarifkonflikt gibt, wird sich auch das eine oder andere zusätzliche Problem (Krankenquote, Erreichbarkeit u.a.) auf Dauer entspannen.

Dies ist ein "kleiner" Schritt hin zu einer Normalität, in der wir uns dann wieder mit voller Energie um 5 Sterne und andere Themen kümmern können.

PV und UFO – gemeinsam erfolgreich

Auch in während dieser Verhandlungen hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, wenn der Tarif- und der Betriebspartner vernünftig und eng zusammenarbeiten. Die Situation ist äußerst unschön, aber die Lösungen, die gefunden wurden, bringen dem Kollektiv der Kabinenmitarbeiter die Perspektive auf einen aushaltbaren Sommer. Gott sei Dank hat auch die Kabinenleitung, in Frankfurt unter neuer Leitung von Kai Duve und aus München unter der Leitung von Herrn Knauf, an dieser Lösung mitgearbeitet und die damit entstehenden Zusatzkosten getragen. Dies war in den vergangenen Engpass-Sommern zuvor nicht der Fall.

Wir möchten daher auch herausstellen, dass gerade die Anerkennung, dass es so nicht weiter gehen kann und dass man in der bisherigen Planung zu knappe Ansätze gewählt hat ein Eingeständnis ist, das nicht selbstverständlich ist und das uns ein Stück weit zuversichtlicher stimmt. Wir meinen jetzt, den Sommer besser über die Bühne bekommen zu können und vertrauen darauf, dass die angestrebten langfristigen Maßnahmen ernst gemeint sind und wir somit zurück zu einer gewissen Normalität im Flugbetrieb finden können.

Eure UFO / Eure Personalvertretung

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