UFO - Unabhängige Flugbegleiter Organisation
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Agenda Kabine

Wie geht es weiter

beim Umbau des Lufthansa-Konzerns!?

11.09.2015

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

man weiß dieser Tage nicht wo man anfangen möchte, wenn es um die "allgemeine Lage" oder ein Update zum LH-Konzern geht.

Presse, soziale Medien, LH-Kommunikation und der "Flurfunk" sind voll von Nachrichten, die teilweise widersprüchlicher nicht sein können: Konzernumbau, Pilotenstreik, Verhandlungsverlängerung bei UFO, Planinsolvenz(?!), Gerichtsverfahren, Krankenquote, Rekordergebnis. Kaum eine Meldung passt zur nächsten. Die Einschätzungen laufen diametral auseinander.

Wozu führt das? Das ist schwer zu sagen. Was auf jeden Fall passiert ist, dass eine solche Situation zur Verunsicherung führt. Viele Kollegen melden uns zurück, dass durch die zu lang andauernde und immer wieder eskalative Situation auch ganz klar Ängste entstehen. Jetzt zeigt sich, dass eine Phase, in der seit fast zwei Jahren alles im Fluss ist und keiner ein "Endergebnis" greifen kann, so etwas für einen Konzern und seine Mitarbeiter eigentlich nicht zu ertragen ist.

Wir möchten heute den Versuch machen Orientierung zu bieten - wo wir unseres Erachtens stehen, was gerade passiert und vor allem einen Hinweis geben, was in den Verhandlungen derzeit geschieht:

Pilotenstreik / Presse

Eines vorweg: Die gestern gegen den Pilotenstreik erwirkte einstweilige Verfügung wollen wir nicht kommentieren. Nicht ohne die Begründung des Gerichts zu kennen und nicht bevor wir uns darüber in Ruhe mit der Vereinigung Cockpit ausgetauscht haben.

In der vergangenen Woche vermeldeten mehrere Zeitungen und Portale, dass die UFO den Pilotenstreik kommentiert hat. Diese Tatsache an sich ist ein sehr ungewöhnlicher Vorgang. VC und UFO haben in den vergangenen Jahren an vielen Stellen eng zusammengearbeitet und sind befreundete Gewerkschaften. Wie kommt es also dazu, dass eine öffentliche Kritik am Konflikt der VC mit der Lufthansa von uns für nötig gehalten wurde? Es geht bei der Kritik keinesfalls um die Streiks an sich oder die Ziele der VC - wenn es hier Kritik gäbe, würden wir dies nur hinter verschlossenen Türen äußern. Es geht darum, dass ein Konzernumbau stattfindet, der auf die eine oder andere Weise umgesetzt werden kann, der aber auf jeden Fall stattfindet. Eine Eurowings wird kommen, die Passage wird sich in vielen Punkten verändern und soll wettbewerbsfähiger werden. Das soll einerseits durch Kostensenkungen (JUMP etc.) geschehen und andererseits durch das überfällige Erschließen neuer Erlösquellen (GDS-Gebühr, neues Tarifsystem und viele noch unfertige Projekte).

UFO hat sich diesem Prozess mit der Agenda-Kabine schon vor über eineinhalb Jahren angenommen. Auch wir stellen fest, dass Verhandlungen extrem schwierig sind, da sich permanent die Prämissen ändern, neue Themen hinzukommen und andere sich so verändern, dass Zwischenergebnisse nicht automatisch Bestand haben. Wir haben dabei auch das Vorgehen und die Sparziele der Lufthansa, vor allem in ihrer Höhe, immer wieder zu Recht massiv kritisiert. In der Vergangenheit haben wir auch wiederholt den Versuch unternommen, uns mit den anderen Gewerkschaften, insbesondere mit der VC, die einen sichtbar anderen Kurs gefahren ist, abzustimmen. Vieles daran ist und war verständlich, da es gänzlich andere Ausgangslagen (z.B. KTV) und in großen Teilen auch andere Zielsetzungen gab. Das ist solange völlig in Ordnung, wie sich diese Unterschiede beherrschen lassen.

Schon bei der JUMP-Umsetzung ist es deshalb zu Schwierigkeiten gekommen und hat letztlich zu einem unsinnigen Konstrukt geführt, bei dem mit Teil-Arbeitnehmerüberlassungen agiert wird, weil es zwar mit dem Passage-Kabinenpersonal eine Lösung gibt, nicht aber mit den Passage-Piloten. Nach dem erneuten Scheitern einer Verhandlungsaufnahme zwischen LH und VC und der Ankündigung weiterer Streiks haben wir im Gespräch mit der VC und dann auch öffentlich gesagt, dass dies von uns nicht mehr kommentarlos hingenommen werden kann. Nicht weil Streiks teuer oder anstrengend oder sonst irgendetwas sind - das ist das Thema der Presse und der LH (und seit gestern auch Sache der Gerichte).

Unser Punkt ist ein ganz anderer: Die Nicht-Einigung zwischen LH und VC führt dazu, dass die Konzernleitung den Umbau in einer Weise fortführt, die den KTV umgeht, Arbeitsplätze verlagert, ganze Gesellschaften schrumpfen bzw. schließen lassen will. Eine Trennung der Arbeitsplätze Cockpit und Kabine ist schon technisch nicht machbar, so dass die Kabine im Windschatten dieser Auseinandersetzung keine Chance hat am Tariftisch Lösungen zur Absicherung unserer Arbeitsplätze bei Eurowings, Germanwings, CityLine und LH-Passage zu vereinbaren. Deshalb müssen sich VC und UFO dringend verbindlich abstimmen.

Das wird nicht gehen wenn VC und Lufthansa sich nur vor Gericht und in der Öffentlichkeit eine Propagandaschlacht liefern. Das kann vielmehr nur in Verhandlungen klappen. Dass solche Verhandlungen auch aufgrund von Vorbedingungen seit Monaten nicht zustande kommen, können wir aus Verantwortung für die Kabinenarbeitsplätze nicht mehr einfach so hinnehmen. Wir sahen aufgrund dieser Umstände keine andere Möglichkeit mehr, als unser Anliegen an die Öffentlichkeit zu bringen. Im Nachgang zu den Pressestimmen gab es vielfältige Gespräche zwischen UFO und VC-Vertretern. Die Konzerntarifkommission der VC hat gestern mit uns abgestimmt, dass wir uns in den kommenden Tagen zusammensetzen und eine gemeinsame Lösung finden.

Dazu muss auch geklärt werden, wie eine langfristige und verlässliche Tarifpolitik abgestimmt wird, die eine Erreichung der jeweiligen Ziele der verschiedenen Gewerkschaften ermöglicht. In der Süddeutschen Zeitung (SZ) von heute (10.09.15) wird dieses Thema erneut aufgegriffen. Die SZ bezieht sich dabei auch auf das neue Tarifeinheitsgesetz, mit welchem LH in den vergangenen Tagen an die Öffentlichkeit gegangen ist. Von Seiten der UFO möchten wir noch einmal ganz klar sagen, dass wir als Gründungsmitglied der Industriegewerkschaft Luftverkehr (IGL) keinen Verdrängungskampf in der Gewerkschaftslandschaft erreichen möchten.

Die IGL ist derzeit im Eintragungsprozess beim zuständigen Gericht und soll eine Gewerkschaft sein, in der sich alle Bereiche, die bereits eine zuständige Gewerkschaft haben (UFO für Kabine, VC für Cockpit etc.) selbstständig vertreten können, ihre grundsätzlichen Entscheidungen aber miteinander abstimmen. Außerdem wird sie Bereiche, in denen es bisher keine Berufsgewerkschaft gibt, neu aufbauen. Es zeigt sich, dass eine Plattform, in der die Interessenlagen verschiedener Bereiche der Angestellten in der Luftfahrtbranche gebündelt werden, immer wichtiger wird. Dabei ist es auch möglich kein direktes Mitglied zu werden, sondern in Form von Kooperationen oder anderen Konstrukten eine losere Form der Zusammenarbeit zu erreichen.

Die IGL ist genauso offen für Kooperationen, wie auch für die Mitgliedschaften weiterer Gewerkschaften. Wer immer sich an diesem Stärkungsprozess beteiligen will, ist herzlich eingeladen. Wenn es allerdings so kommt, dass einzelne Bereiche in einzelnen Unternehmen sich einer abgestimmten Vorgehensweise entziehen und damit die Absicherung von Arbeitsplätzen verhindern, wird dies dazu führen müssen, dass die IGL hier nach eigenen Lösungen sucht. Das ist nicht unser Ziel – eine gemeinsame Vorgehensweise ist die absolut präferierte Lösung, die wir vor allem mit der VC suchen wollen. Kabine und Cockpit gehören nicht nur im Flieger in ein Team, sondern auch im Kampf um unsere gemeinsamen Arbeitsplätze.

Tarifverhandlungen "Agenda-Kabine" / Bündnis für Wachstum und Beschäftigung

Seit dem 24.08.2015 finden wieder Verhandlungen statt. Lufthansa und UFO haben sich auf ein abschließendes Themenpaket geeinigt, das nun sukzessive abgearbeitet wird. Dazu haben wir uns auf die Begleitung durch unabhängige Wirtschaftsprüfer geeinigt. Diese sind mittlerweile ausgewählt und haben die Arbeit aufgenommen. Grund für die Einbindung von unabhängigen Wirtschaftsprüfern ist, dass es an sehr vielen Stellen darum geht, nicht nur gute Texte sondern vor allem belastbare Zahlen zu haben, anhand derer auch wir guten Gewissens davon ausgehen können, dass endlich eine Einigung zustande kommt, die auch eine Weile hält und die Dauerbaustellen wirklich befriedet.

Die Vorgehensweise ist die Folgende: Wir gehen Stück für Stück durch alle Themen und fixieren Einzellösungen, in dem wir Tarifverträge und Vereinbarungen fertigstellen und zur Seite legen. Wenn dann (spätestens Ende Oktober) zu allen Punkten ein fixierter Stand vorhanden ist, summieren wir alle Ergebnisse und bewerten zunächst UFO-intern, ob uns das dadurch entstandene Paket ausreichen kann, um es Euch im Rahmen einer Urabstimmung vorzulegen. Natürlich können wir, solange es kein gesamtes Paket gibt, nicht über die Einzelergebnisse berichten. Wir können aber (derzeit) guten Gewissens sagen, dass der Wille zur Einigung und die Informationstiefe auch bei Lufthansa durch die vergangenen Monate sichtbar besser geworden ist und einige der Zwischenergebnisse schon paraphiert "im Schrank" liegen.

Es gibt jedoch auch Punkte, die noch äußerst strittig sind, so dass es immer noch gut sein kann, dass ein Gesamtpaket nicht zustande kommt. Zwei Dinge sind jedoch auszuschließen:

  1. Über den 31.10.2015 hinaus werden wir uns nicht mehr vertagen.
  2. Wir werden, auch wenn wir alle das dringende Bedürfnis haben, endlich Planungssicherheit zu haben, kein mangelhaftes Paket schnüren. Das hat die Kabine nach dem derzeitigen wirtschaftlichen Stand und den vielen Projekten, an denen wir den Konzern und dessen Umbau zwar kritisch aber konstruktiv begleiten, nicht verdient.

Konzernumbau - Insolvenz - Rekordergebnis ?

Am wenigsten greifbar ist für uns alle, so auch Eure Rückmeldungen, der Konzernumbau an sich. Wir erneuern an dieser Stelle auch unsere Generalkritik an der Kommunikation der Lufthansa hierzu. Es gibt unzählige Einzelthemen, aber niemand in der Kommunikationsabteilung der LH scheint bereit oder in der Lage zu sein, ein erkennbares "big picture" zu zeichnen, an dem sich jeder Mitarbeiter gedanklich abarbeiten und seine Meinung dazu bilden kann, ob er die "neue Lufthansa" darin erkennt und ob ihm gefällt, was er da sieht.

Das ist auf Dauer aber ein Desaster, da sich dann wirklich jedes Gerücht verbreiten kann, weil die Möglichkeit fehlt, solche Gerüchte dann auch mit der Realität abzugleichen. Die UFO ist in allen relevanten Gremien sehr gut vertreten und konsultiert momentan vermehrt eigene auch externe Experten, um die in Aufsichtsrat, Tarifverhandlungen, Personalvertretungen, Workshops, Strategiemeetings größtenteils vertraulichen Erkenntnisse was Planungen angeht auch verlässlich einordnen zu können. Leider sind einige Punkte noch derart im Entwicklungsstadium, dass man ohnehin noch nichts Vernünftiges dazu sagen kann. Andere Punkte können tatsächlich unter keinen Umständen vorab von uns kommuniziert werden, wenn wir nicht riskieren wollen, dass wir mit rechtlichen Konsequenzen konfrontiert werden.

Wir können aber sagen, dass die Punkte, die in den Diskussionen dieser Tage die meisten Sorgenfalten produzieren in unseren Augen ziemlicher Unfug sind. Einiges wird (absichtlich lanciert?) über eine schlecht informierte Presse gespielt. So zum Beispiel die Idee einer geplanten Insolvenz mit anschließendem Neuaufbau zu schlechteren Konditionen. Dieser Vorgang ist im Fall der Passage einerseits juristisch extrem schwierig, da die Passage (noch) gar keine eigenständige Gesellschaftsform besitzt, mit der das überhaupt möglich ist. Außerdem wäre das Thema Slotverlust, Grounding etc. schon aus strategischen Gründen ein gigantisches Wagnis.

Aber viel wichtiger ist: Solche Pläne müssten zwingend in den verschiedenen Gremien diskutiert und vorbereitet werden. Wenn wir darüber Kenntnis hätten, würden wir damit dementsprechend umgehen und dagegen vorgehen. Wir erleben tatsächlich ganz andere Planungen. Planungen mit denen man als LH tatsächlich versucht, die Passage zu stärken. Dass dies auch wirklich umgesetzt und dabei die Mitarbeiter in ALLEN Konzerngesellschaften vernünftig abgesichert werden, ist unsere Aufgabe in diesen Gremien aber vor allem im Verhandlungssaal. Das ist nicht einfach. Es gibt natürlich immer wieder auch Ideen von Experten, Anteilseignern etc. die in den Augen der UFO gefährlich und falsch sind.

Wir haben aber wirklich den Eindruck, dass es den Gewerkschaften gelingen kann vernünftige Ergebnisse zu produzieren und irgendwelche seltsamen Ideen und Berichte gut einzusortieren und wo nötig zu bekämpfen. Nach dem 16.09.2015 wird es LH-seitig mehr Klarheit geben, wenn die Konzernführung die neue Organisationsstruktur verkündet. Gute vier Wochen später werden wir als UFO nach den Verhandlungen hoffentlich ein Bild haben, wie wir als UFO die Kabine in dieser Struktur verortet bekommen und wir arbeiten mit aller Energie daran, dass dies auch in der nötigen Abstimmung mit den anderen Bereichen und Gewerkschaften funktioniert.

Eure UFO

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