Aviation Health Conference London 2023
Aviation Health Conference London 2023
Liebe Mitglieder,
die AG Gesundheit der UFO war für Euch auf der Aviation Health Conference in London. Dort haben sich unsere engagierten AG-Mitglieder informiert, welche Gesundheitsthemen die Fliegerwelt momentan beschäftigen und wie sich die Probleme auf uns Flugbegleiter*innen auswirken. Damit Ihr auch auf dem neuesten Stand seid, haben wir eine kurze Zusammenfassung unserer Erlebnisse für Euch.
Psychologische Auswirkungen auf das fliegende Personal
Die Konferenz startete mit einem sehr interessanten Vortrag über psychologische Auswirkungen auf fliegendes Personal durch und nach COVID. Internationale Umfragen und Aufzeichnungen belegen einen Anstieg der Krankenquoten bei fliegendem Personal aufgrund psychologischer Probleme weltweit. Die Bandbreite reicht von Existenzängsten bis hin zur Problematik von heute auf Morgen aus seinem gewohnten Arbeitsumfeld gerissen zu werden. Die Krankenquoten haben sich aufgrund massiver Probleme beim Hochfahren der Flugprogramme weltweit bis heute nicht normalisiert.
Airlines werden sich aktiver um die Gesundheit ihrer Angestellten kümmern müssen als jemals zuvor. Sollten Airlines nicht stärker in ihre Mitarbeiter*innen und vor allem in deren Gesundheit investieren, werden die Krankenquoten weiter ansteigen. Die Folgen wären das weitere Streichen von Flügen mit wirtschaftlichen Schäden im hohen Millionenbereich.
Die Pause nutzen wir für einen ersten Ausstellungsrundgang, hier präsentierten sich verschiedene Firmen mit Angeboten rund um die fliegerische Gesundheit, unter anderem mit der Präsentation von Telemedizin. Auch ein Stand von CardioSecur war vertreten, deren Technik unter anderem im Lufthansa Konzern verwendet wird.
Infektionskrankheiten/Pandemien
Nach der Pause wechselte die Thematik über COVID hin zu „klassischen problematischen Erkrankungen“ im Airline Business: z.B. Malaria / Dengue Fieber Übertragungen durch Mücken und Mosquitos.
Generell kann für die Zukunft gesagt werden, dass Infektionen und Pandemien deutlich häufiger sowie in kürzeren Abständen auftreten werden als in der Vergangenheit. Wir alle werden lernen müssen, damit umzugehen. In den Flugbetrieben sind entsprechende Verfahren zu etablieren, um im Falle einer Pandemie zeitnah und besser reagieren zu können.
Neues zum Thema COVID-Tests:
Wastewater sampling: In einer Testreihe wurden Proben von Flugzeugen - und Flughafen Abwasser genommen. Ein Nachweis von COVID-Infektionen ist durchaus gegeben. Dies gilt als guter Indikator, um zukünftige Krankheiten / Pandemien zu erkennen und frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Immer mehr Airlines beteiligen sich an der Auswertung. Insgesamt eine gute Alternative zur Personentestung. Die Methode wird in Europa allerdings als „Frühindikator“ bisher angezweifelt.
Fume Events
Zum Thema Fume Events gab es leider nichts nennenswertes Neues zu berichten. Ein Vertreter unserer Berufsgenossenschaft (BG Verkehr) stellte die FuSE II Studie vor, die demnächst veröffentlicht werden soll. In der Präsentation von Dr. Hedtmann wurde klar kommuniziert, dass es keine Auswirkungen von FuSE auf die langfristige Gesundheit der Betroffenen von fume & smell Events zu erkennen gibt. Diese Studie wurde jedoch von verschiedenen Unternehmen finanziert, die kein Interesse an der Anerkennung von FuSE als Berufskrankheit haben. Zudem gab es keine weitere Erklärung, warum es so viele Kolleg*innen gibt, die aufgrund von FuSE berufsunfähig sind.
Nach Ende der Pandemie und mit wieder zunehmendem Flugverkehr ist leider auch wieder eine steigende Zahl an Fume Events zu beobachten. Dieses Thema muss und wird weiterhin bei unserer AG Gesundheit auf der Agenda stehen.
Weitere Themen
Zahlreiche weitere Themen, die unsere Branche beschäftigen, waren ebenfalls Thema der Konferenz: Medical Volunteers: Wie oft melden sich Ärzte aktiv bei Crews, um bei einem medizinischen Notfall zu unterstützen? Hier zeichnet sich ein deutlicher Unterschied je nach Weltregion ab. Während in den USA die Bereitschaft sehr hoch ist, Crews an Bord zu unterstützen und wir uns in Europa in einem guten Mittelfeld befinden, nimmt sie in Richtung Middle East ab.
Fatigue Risk Management: Kolleg*innen aus Brasilien berichteten über ihre Erfahrungen mit dem Reporting von Fatigue Fällen und den Umgang mit damit. Generell ist zu sagen, dass fast alle der großen Airlines mittlerweile ein entsprechendes Reporting-System verwenden oder einführen.
Die AG Flugsicherheit hat eine Ausfüllhilfe zur Meldung bei Lufthansa entwickelt. Hier geht’s zur Ausfüllhilfe.
In-flight turbulence: Die Experten beobachten durch die weltweiten Klimaveränderungen eine zunehmende Zahl von Turbulenzen und rechnen mit einem weiteren Anstieg. Das Wetterphänomen El Nino, das in unregelmäßigen Abständen alle 4 Jahre auftritt, hat in der Vergangenheit maßgeblich zur Verschlechterung des Wetters weltweit beigetragen.
Die Konferenz hat eines sehr deutlich gezeigt: Gesundheit im Airline Business wird immer ein wichtiges Thema bleiben, auch nach Covid. Viele der Gesundheitsthemen, welche uns in Deutschland beschäftigen, sind kein lokales, sondern ein globales Problem. Nur durch den gemeinsamen Austausch können die Themen mehr in den Fokus gerückt und so Lösungen gefunden werden.
Viele Grüße und bleibt gesund
Eure AG Gesundheit