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Discover Airlines

Was stimmt nicht mit dem MTV?

Fliegen am Limit: Kurz vor Lang, DeepEarly und Planungschaos

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Was stimmt nicht mit dem MTV?

Fliegen am Limit: Kurz vor Lang, DeepEarly und Planungschaos

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21.10.2025

Wir alle haben viel zu tun und kommen nicht immer dazu, alle Veröffentlichungen und Newsletter zu lesen. Daher gibt es diesen Text heute auch für Deine Ohren. So kannst Du Dich anderen Dingen widmen und gleichzeitig updaten.

 

 

Liebe Kolleg*innen, 

in unserem letzten Newsletter ging es um Spesen – also um euer Geld. Heute widmen wir uns dem Thema Belastung oder genauer: Kurzstrecken vor Langstrecken, DeepEarly-Kurzstreckenblöcke, die euch den Schlafrhythmus zerschießen – und einem ver.di-Manteltarifertrag (MTV), der all das zulässt.  

Das passiert alles nicht zufällig 

Kurzstrecken werden bei Discover systematisch vor Langstrecken geplant, gerade noch so, dass die absolute Mindestruhezeit eingehalten wird. Einschränkungen dagegen gibt es im MTV nur bei „langen Kurzstrecken” (d.h. Kurzstrecken über 8 Stunden Flugzeit). Und das auch nur bei geplanten Ereignissen, denn bei Aktivierung aus dem Standby, fällt auch diese Schutzregelung weg. 

DeepEarlys bis die Augenringe Uniformfarbe haben: Check-Ins um 03:30 Uhr gehören in der Fliegerei zum Geschäft, klar. Aber 3 bis 5 DeepEarly-Kurzstrecken am Stück sind eine absolute Zumutung und auf keinen Fall alternativlos. Da im MTV keine Grenzen geregelt sind, ist das legal – aber sicher nicht gesund.  

Noch ein Nachschlag gefällig? Wie wäre es mit 2 Frühaufstehern vor einer Langstrecke? Passiert ebenfalls ständig. Belastungsmindernd ist das nicht wirklich, wenn die innere Uhr bereits nach Hilfe ruft. Auch hier: Der MTV lässt es zu. 

Was bedeutet das im Ergebnis? Die 12-Stunden Mindestruhezeit wird zwar in all den genannten Fällen eingehalten, doch von echtem „Ausgeruht-Sein“ kann man hier beim besten Willen nicht sprechen. 

Zerschnittene OFF-Blöcke & wirre Ketten 

Einzelne Kurzstreckentage werden mitten in OFF-Blöcke gesetzt, darunter leidet nicht nur eure Erholung, so bleibt auch ganz sicher das Privatleben auf der Strecke. Wir fragen uns regelmäßig: Hätte die Kurzstrecke nicht jemand anderes fliegen können, gab es denselben Umlauf nicht auch gegen Ende des eigenen OFF-Tage-Blocks? Würde das in der Planung durchgezogen, hätten viele von euch mehr OFF-Tage am Stück. Doch die Ketten werden scheinbar gewürfelt: Auf Früh- folgt eben kein Spätaufsteher, das alles ist maximal belastend, aber irgendwie noch regelkonform. Also krankt es an den Regelungen im MTV. 
 
Die Bereitschaftsdienste werden mehr, die Ketten immer länger – OFF-Tage fallen hinten runter 

Waren es früher noch 3 Tage Standby + 2 Tage Reserve, sind es heute bis zu 5 Tagen Standby + 2 Tagen Reserve. Natürlich mit Aktivierung am Kettenende, damit ihr definitiv in die anschließenden OFF-Tage fliegt und solange wie möglich im Bereitschaftsdienst abrufbar bleibt. OFF-Tage ade. Aktiviert wird nach Kräften immer das Crewmember, das bereits am längsten in der Bereitschaft sitzt. 

Dabei tragen RCMs einen überproportionalen Teil der Standby-Last und werden dann auch noch häufig Lower Rank aktiviert. Eine Gleichverteilung der Standby Dienste ist in weiter Ferne. Auch hier hat der MTV die Arbeitsverträge der ersten Generation an RCMs verschlechtert. Wurden die Kolleg*innen damals mit einem RCM-Vertrag direkt eingestellt, so lässt der MTV nun auch das Lower-Rank-Fliegen für diese Kolleg*innen zu.  

Volle Dienstpläne + Proceedings = doppelte Last 

Eure Dienstpläne sind übervoll, viele von euch fliegen schon seit Jahresbeginn jeden Monat in die Mehrflugstunden und dürfen dann auch noch zwischen FRA und MUC shutteln. Dabei existieren Deadheads in der monatlichen Betrachtung der Blockstunden nicht, nur die Belastung bleibt real, denn der MTV regelt keine Stundengutschrift für Deadhead-Proceedings. Hinzu kommt, dass die Cabin Crew Member bei den Proceedings das Nachsehen haben. Economy reisen von Barbados nach Frankfurt inkl. Zwischenstopp - ver.di-MTV sei Dank. #nichtjoyful. 

“Wir sind hier doch nicht bei Wünsch-dir-was.”  

Biddings klappen selten, noch weniger funktioniert es bei dem Buddy Bidding  - selbst diese “kleine” Motivation beim gleichzeitig randvollen Dienstplan bleibt häufig aus. Nicht „die Lage“ von Discover, noch weniger die Hiobsbotschaften aus dem Konzern sind daran schuld – es sind Entscheidungen der Geschäftsführung: Die wehrt sich mit Händen und Füßen gegen ein echtes Requestsystem. Gleichzeitig nutzt sie aber alle Graubereiche in eurem MTV (warum gibts da eigentlich so viele?) maximal aus. Regeln werden situativ aus dem Hut gezaubert und fantasievoll interpretiert, natürlich äußerst selten in eurem Sinne. 

Die Konsequenz der maximalen Belastung durch den MTV? 

Mittlerweile haben wir eine hohe Krankheitsquote im zweistelligen Prozentbereich und die Firma bittet doch freiwillig aus dem OFF zu fliegen, um die Flugzeuge bereedern zu können.  Eine weitere Belastung der Kolleg*innen, die ohnehin schon am Anschlag fliegen.  

Und was macht ver.di? Sie bleibt im Betrieb praktisch unsichtbar. Keine spürbare Gegenwehr, keine Entlastungsagenda. Ihr seid am Rotieren, wir legen den Finger in die Wunde und ver.di ist längst weitergezogen, um die nächste Airline zu verschlimmbessern. 

 

Das muss in euren MTV 

  1. Ruhezeiten: Die Planung muss euren Schlafrhythmus schützen. 
  2. DeepEarly eindämmen: keine DeepEarly vor Langstrecken, Grenzen für Anzahl und Abfolge von allen Frühaufstehern 
  3. OFF-Tage in Beton gießen: mindestens 4 oder 2 x 2 requestbare, zusammenhängende OFF-Tage pro Monat, keine Zerschneidung von OFF-Blöcken durch einzelne Kurzstrecken.  
  4. Standby / Reserve Obergrenzen: die Bereitschaftstage pro Jahr begrenzen, maximale Kettenlängen festziehen, faire Verteilung über CMs und RCMs, klare Aktivierungsregeln am Ende der Ketten 
  5. Deadhead (DH) ist Belastung & Belastung muss vergütet werden: DH-Flüge müssen mit Blockstunden versehen werden. Hierbei geht es nicht um ein Freizeitvergnügen, sondern um eine dienstliche Tätigkeit. Proceeding-Klassen für die Kabine überarbeiten.  
  6. Wunscherfüllung & Planungsfairness: Verbindliche Zielquoten für Bid-Wünsche und die Zusage für die Einführung eines richtigen Requestsystems 

 

Was ihr jetzt tun könnt 

  • Nehmt euer Fatigue Risk Management ernst – nicht „Zähne zusammenbeißen“, sondern Sicherheit priorisieren. Immer an die E-Mail eures Betriebsrats (BR) in CC denken: betriebsratcrew4y@lufthansa-group.com 

  • Rein in die UFO. Wir sind nur so stark wie unsere Mitglieder. Tut es den engagierten Kolleg*innen in unserer Tarifkommission und im Betriebsrat gleich, zeigt Flagge und gestaltet euren Arbeitsplatz gemeinsam mit uns. Mitglied könnt ihr ganz easy online werden: www.ufo-online.aero/mitgliedwerden 

Unsere Ansage an die ver.di: 

Ihr hattet alle Möglichkeiten, die Belastung zu senken. Stattdessen drückt ihr sie hoch und versteckt euch hinter Formalien und dem VTV. Ihr seid unsichtbar, während die Crews sichtbar leiden. Wer sich nicht bewegen will, wer nichts verändern will, muss Platz für diejenigen machen, die es anpacken wollen und können. 

 

Unser Versprechen an euch: 

Wer Tag für Tag die Airline am Laufen hält, darf nicht dauerhaft auf der Strecke bleiben. Wir werden nicht lockerlassen, bis dieser MTV endlich Schutz bietet – und kein Freifahrtschein für Ausbeutung mehr ist.  

Eure UFO-Tarifkommission 
Daniela Grgic, Antonios Nikolaou, René Zander, Meikel Thürmann, Nadine Bleymayr, Geena Suwald, Florian Adam-Neumann, Sabine Fischer, Yasmin Abel  
sowie Sylvia De la Cruz (UFO-Verhandlungsführung) und Tim Beyermann (UFO-Tarifreferent).  

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