Konflikt mit dem LH-Konzern:
Die Hoffnung stirbt zuletzt - was hilft noch?
Konflikt mit dem LH-Konzern:
Die Hoffnung stirbt zuletzt - was hilft noch?
Überblick
- Streik bei GWI ist mit 90 % Beteiligung zu Ende gegangen.
- Noch keine Schlichtungstermine im Januar. Die Schlichter sind zuständig für einen abgestimmten gemeinsamen Vorschlag zu Inhalten, Datum und allgemeiner Vorgehensweise. Eine angekündigte Einladung steht noch aus.
- Neue Konzernrichtlinie: Alle Gewerkschafter im LH-Konzern müssen künftig auch für ehrenamtliche Tätigkeiten den Arbeitgeber um Erlaubnis bitten.
- UFO ist zu einem von externen Experten empfohlenem Mediationsverfahren bereit, um vor Eintritt in eine geordnete Schlichtungs- und Verhandlungssituation zu allen Themen und bei allen Airlines, alle daneben liegenden Konflikte zwischen Mitarbeitern und Konzern anzugehen.
Nach dem Streik bei GWI
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die drei Streiktage unserer Konzernkollegen der Germanwings waren äußerst erfolgreich. GWI hat ca. 200 Flugverbindungen gestrichen, was 90 % der bestreikten Flüge entspricht!
Auch wenn sich die von LH veröffentlichte Rhetorik anfangs anders anhörte, so hat die Arbeitgeberseite im Verlauf des Streiks signalisiert, sich in den tariflichen Punkten endlich bewegen zu wollen. Das ist gut, sodass wir auf eine Ausweitung der Streiks erst einmal verzichten.
Gesamtsituation
Der Konzern steckt tief in einer Strategie- und Vertrauenskrise im Umgang mit Mitarbeitern, Kunden und Aktionären (LH ist 2019 der zweitgrößte Verlierer im Dax). Nach wie vor scheint es den festen Willen zu geben, mit allen Mitteln die Mitarbeiter und deren Vertretung zu besiegen, und ohne Rücksicht die Ziele der Unternehmensleitung durchzusetzen.
Doch dieser Weg funktioniert nicht, denn die Kabine ist so geschlossen wie selten in den letzten Monaten.
Auch die öffentliche Meinung teilt durch fast alle Medien unseren Blick auf den Konzern und den Konflikt zwischen Unternehmen und Mitarbeitern. (Eine kleine Medienschau findet Ihr ab heute Nachmittag HIER.)
Die Unzufriedenheit der LH-Kabine wird zudem in der aktuellen involve-me-Befragung empirisch belegt. Die schlechte Stimmung ist also kein Hirngespinst von UFO-Vertretern. Die Kabine ist einfach sauer und hat kein Vertrauen in den Vorstand der Lufthansa. Nicht umsonst ist eines der „Top-Highlights” aus den Kommentarfeldern, dass die Kabine den Umgang mit der UFO unwürdig findet.
Die Berichterstattung im SPIEGEL dazu und die Leserkommentare sind ebenso erstaunlich deutlich: Lufthansa genießt nicht mehr den Ruf des sozialen und mitarbeiterzugewandten Unternehmens; ganz im Gegenteil. Lufthansa-Vorstand und Lufthansa-Aufsichtsrat haben sich verzockt und sollten schnellstens wieder mit ihren Mitarbeitern nach Lösungen suchen, statt weiter zu eskalieren.
Schlichtung bei LH - (noch) keine Termine im Januar - Stellungnahme zu LH-Brief vom 02.01.2020
Die beiden designierten Schlichter bekommen das Verhalten beider Parteien und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit mit. Wir gehen davon aus, dass sie sich noch einmal “einmischen” und UFO sowie Lufthansa offiziell für einen weiteren Termin unter deren Leitung im Januar einladen.
Agenda dieses Termins sollte sein, dass neben den reinen Tarifthemen auch der Umgang zwischen Lufthansa-Konzern und Gewerkschaft sowie des Arbeitgebers gegenüber den Mitarbeitern besprochen wird. Denn im Moment ist noch unklar, wie sich LH und UFO aufgrund dieser Gemengelage in einer Schlichtung um Sach- und Tarifthemen bei gleichzeitiger Friedenspflicht kümmern sollen. Mittlerweile gibt es zwei schriftliche Entwürfe, sowohl von UFO als auch von Lufthansa, welche die Schlichter als Grundlage für eine zu verhandelnde Vereinbarung nehmen wollten. In beiden Papieren ist übrigens ausgeschlossen, dass die Zurücknahme der Kündigung von Nicoley Baublies Vorbedingung oder Gegenstand der Schlichtung ist. Wir haben dies selbst nochmals aufgeschrieben, um die Märchen hierüber zu beenden. Diese schriftliche Erklärung unsererseits ist zeitlich deutlich vor der Aussage von Herrn Kayser geschehen, die auch bei den Schlichtern zu Unverständnis geführt hat und als offizielles LH-Pressestatement am 27.12.2019 lanciert wurde.
Anders als den Sprechern des Konzerns und einzelnen Vorständen der Lufthansa, ist gerade den Schlichtern sehr wohl bewusst, dass die gemeinsame Vergangenheit ursächlich für das derzeitige Misstrauen ist, und es ein Einfaches “weiter so” nicht geben kann.
So ziert man sich seitens LH weiterhin - gemeinsam und mithilfe der Schlichter - eine beidseitig akzeptierte Agenda für Gespräche festzulegen. Eigentlich als vertrauensbildende Maßnahme gedachte Gespräche mit LH-Vorständen, werden an eine Unterschrift unter Vorvereinbarungen nach Gusto der Lufthansa geknüpft.
Die Schlichter bemühen sich redlich und Einladung zu solch einem Termin ist zumindest angekündigt. Sobald eine Einladung vorliegt, werden wir entscheiden, ob wir zumindest bis dahin auf Streiks verzichten können.
Aus aktuellem Anlass: Erwiderung auf den gestrigen Brief von LH
Am 02.01. erreichte uns ein Brief, der in Kopie auch an ver.di, CU und die Lufthansa-Personalvertretung geschickt wurde und der natürlich “aus Versehen” in den Facebook-Foren landete. (Den Brief könnt Ihr HIER nachlesen.)
Im Schreiben werden uns die Verbreitung von Unwahrheiten und alternative Fakten vorgeworfen. Wir wollen nichts weiter zu Einzelheiten, Stil, Verteiler oder ähnlichem sagen. Doch der Inhalt lässt sich mit einer zwischen Daniel Flohr und den Schlichtern ausgetauschten SMS vom 30.12.2019 einfach widerlegen:
“Lieber Herr Weise,
Wir halten uns den 16.01. für ein weiteres Treffen frei, sofern wir auf Einladung der Schlichter mit einer abgestimmten Agenda dazu aufgefordert werden. In diesem Falle wäre auch ein Streikverzicht bis zu solch einem Termin möglich. Sollten wir über den Jahreswechsel nichts mehr voneinander hören, wünschen auch wir Ihnen einen guten Rutsch in das neue Jahr 2020.
Viele Grüße”
Die vorangegangenen Nachrichten der Schlichter werden wir aus Rücksicht auf die Beiden nicht abdrucken. Wir können aber mitteilen, dass darin u.a. mitgeteilt wurde, dass es noch keine von LH akzeptierte Idee gibt, wie man wieder in Gespräche kommt. Damit ist belegt, dass mit dem Schlichter von Lufthansa abgestimmt war, wie die weitere Vorgehensweise ist.
Danach war Silvester und Neujahr, und wir wollten uns ab dem 02.01. mit den Schlichtern weiter abstimmen.
Lufthansa hat dann an Silvester einfach eine Terminzusage von unserem stellvertretenden Vorsitzenden verlangt. Es war völlig klar, dass nur die Schlichter einen weiteren Versuch zur Terminvereinbarung starten können, um die eigentlich schon gescheiterte Schlichtung doch noch hinzubekommen.
Die einseitige Einmischung von Lufthansa, was Termine und Tagesordnung angeht, ist weder zielführend noch üblich. Wir haben daher, ohne vorherige Absprache mit den Schlichtern, noch nicht auf eine Mail von LH reagiert. Das ist die einzige “Verfehlung” von UFO in diesem Vorgang. Was Lufthansa nun zu solch einem leicht zu widerlegenden Brief in diesem Verteiler veranlasst hat, werden wir wohl nie erfahren.
Jedoch haben wir die beiden Schlichter gemeinsam engagiert, damit diese uns bei einer Lösung helfen. Lufthansa (wie auch wir) muss sich darauf verlassen was die Schlichter machen und sollte ihnen nicht auf diese Weise ins Handwerk pfuschen.
Wir brauchen dringend Lösungen, aber nicht um den Preis von Rechtsunsicherheit und Friedenspflicht, ohne dass Ihr Mitglieder schriftlich und belastbar habt, wie die Themen fair und auf Augenhöhe abgearbeitet werden können.
Wir wissen, dass es nervtötend ist, wenn dauernd solche Briefe und Gegenveröffentlichungen kommen, aber es scheint für LH noch normal zu sein, so vorzugehen. Unkommentiert stehenlassen können wir solche Dinge jedoch auch nicht. Wir hoffen, dass das alles bald endet, und wir endlich wieder über Sachthemen verhandeln.
“Persönliche Themen” oder auch: Weiteres Zurechtstutzen gewerkschaftlicher Tätigkeiten
Hinter jeder Funktion in einer Organisation, sei es Unternehmen oder Gewerkschaft, stehen Menschen. Wenn also von „persönlichen Themen“ aller beteiligten Gewerkschaftsvertreter gesprochen wird, spielen diese nur dann eine Rolle, wenn Menschen aufgrund ihrer Funktion als Gewerkschafter persönlich angegangen werden. Das ist in der Vergangenheit einige Male (bis hin zur Kündigung) passiert und bekommt nun einen offiziellen Anstrich. Denn in einer neuen Compliance-Richtlinie werden ab sofort Konzernmitarbeiter dazu verpflichtet, insbesondere ihre Tätigkeiten bei Gewerkschaften anzugeben und genehmigen zu lassen (!). Selbst dann, wenn es sich um ehrenamtliche Tätigkeiten wie Tarifkommission, Kassenprüfer, Arbeitsgemeinschaften oder dergleichen handelt.
Spätestens damit sind „persönliche Themen“ allgemeines gewerkschaftliches Thema. Denn diese Meldepflicht für grundgesetzlich geschützte Tätigkeiten ist nicht mit Recht und Gesetz vereinbar. Sie ist jedoch ein harter Beleg dafür, dass es dem LH-Konzern darum geht, zu kontrollieren wer sich wo gewerkschaftlich engagiert. Denn was soll die Folge sein, wenn es LH dann nicht passt, in welcher Gewerkschaft sich jemand einbringt? Wird dann die Zustimmungen zur Nebenbeschäftigung verweigert? Werden künftig Kabinenmitarbeiter abgemahnt und schlussendlich gekündigt, wenn sie sich nicht wohlfeil verhalten?
Hätte man uns vor etwas mehr als einem Jahr gefragt, ob das in diesem Konzern möglich ist, hätten wir das nicht geglaubt. Nach einem Jahr voller Disziplinargespräche, Abmahnungen, einer Kündigung, einem Dutzend Gerichtsverfahren gegen UFO und deren Vertreter aufgrund von haltlosen Behauptungen und mit der nun verbrieften Kontrolle von ehrenamtlichem Engagement, können wir nicht einfach daran glauben, dass es dafür einen sachlichen, nachvollziehbaren Grund gibt. Dieser Konzern nutzt jedes Mittel, um seine Mitarbeiter an einer selbstbewussten Vertretung zu hindern.
Fazit: Hilft eine Mediation?
Im Rahmen der Streikberichterstattung haben sich Experten zu Wort gemeldet und festgestellt, was eigentlich auf der Hand liegt:
„'Hier scheint viel Vertrauen auf beiden Seiten verloren gegangen zu sein'
(…)
Zur Lösung des Konflikts hat der Tarifexperte des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Hagen Lesch, den Einsatz eines Mediators vorgeschlagen. 'Hier scheint offensichtlich viel Vertrauen auf beiden Seiten verloren gegangen zu sein', sagte Lesch der 'Rheinischen Post'. 'Zunächst muss ein Mediator erst einmal mit den Parteien ausloten, ob sie überhaupt ernsthaft miteinander verhandeln wollen', sagte Lesch. Die Gewerkschaft brauche offenbar mehr Gewissheit, dass die Lufthansa sie als Verhandlungspartner ernst nehme. Erst dann könne die eigentliche Schlichtung beginnen.”
(Quelle: Artikel auf welt.de)
Das ehrliche Bemühen der beiden Schlichter ist sichtbar. Ihre eigentliche Aufgabe einer tariflichen Schlichtung ist in diesem Umfeld jedoch nicht zu leisten.
Wir unterstützen deshalb die Idee einer Mediation vor einer Schlichtung, und würden für diese Zeit auf Arbeitskämpfe verzichten, doch der Konzern muss sich ernsthaft und mit belastbarem Lösungswillen zu einer solchen Idee bekennen.
Zudem ist noch abzuwarten, wie sich der neue Arbeitsdirektor Michael Niggemann zu seinem „Konflikterbe“ positioniert.
Wenn er die Einsicht teilen sollte, dass es so nicht weitergeht, dann wird er sich hoffentlich vom bisherigen Verhalten lösen und etwas Anderes versuchen. Eine gute Idee wäre unseres Erachtens eine solche Mediation, um verschiedene Formate für die verschiedenen Probleme in allen Airlines zu finden. Wir wissen mittlerweile nicht mehr, auf was der Konzern eigentlich wartet. Auf den Ausgang unserer Wahlen? Auf den Ausgang von Klagen? Nur wenn wir endlich Klarheit darüber haben was es braucht, kann 2020 von gemeinsamen friedlichen Lösungen geprägt sein. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren wäre das eine echte Abwechslung. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Eure UFO