Eurowings-Update:
Tarifvertrag Kurzarbeit
Eurowings-Update:
Tarifvertrag Kurzarbeit
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
ver.di hat mit der EW einen Tarifvertrag zur Kurzarbeit fertiggestellt.
Über dessen Präsentation sind wir tatsächlich einigermaßen fassungslos. Im Windschatten der zwei Stunden alten Nachricht über die Abwicklung der Germanwings nochmals eine zusätzliche Angst vor Existenzverlust anzufachen, dem man nur durch rückwirkenden Eintritt in die ver.di wirksam begegnen könne — das setzt wirklich einen neuen Maßstab für unangemessene „Mitgliederwerbung“.
Dazu ein paar Worte der Einordnung:
1. Fast alle Eure Arbeitsverträge nehmen Bezug auf tarifvertragliche Regelungen. So werden Tarifverträge Teil des Arbeitsvertrages.
2. Eurowings MUSS den Vertrag anwenden (oder mit jedem Einzelnen eine individuelle Vereinbarung treffen), wenn Sie Euch auf Kurzarbeit setzen wollen, denn ohne diesen Vertrag gelten “ganz normal” die Regelungen aus insb. MTV und VTV. Das heißt – ohne TV Kurzarbeit müssten weiterhin 100 % Eures Lohns von Eurowings aus eigener Tasche bezahlt werden (monatlich grob 3 Mio. Euro), während mit dem Vertrag gute 75 Prozent Lohnkosten eingespart werden. Es wäre also ziemlich dumm, das nicht zu tun.
Das heißt, für jeden Bezieher von Kurzarbeitergeld gelten die Regelungen des Tarifvertrags. Dann aber natürlich alle Regelungen, also insbesondere auch die zum Kündigungsschutz.
Ganz abgesehen davon ist eine betriebsbedingte Kündigung während Kurzarbeit rechtlich nur dann möglich, wenn es aus Sicht des Arbeitgebers “nochmal schlimmer” geworden ist, als es bei Einführung der Kurzarbeit schon war. Das ist fast nicht vorstellbar.
Die bei weitem größte Gefahr ist es also nicht, kein Verdianer zu sein. Eine wirklich große Gefahr ist, dass der Vertrag der ver.di in Gänze nicht hält, denn er ist unter kompletter und ganz aktiver Missachtung sämtlicher Mitwirkungsrechte der UFO aus dem Tarifvertragsgesetz entstanden und damit nicht rechtskonform. Hier hat das Team EW/ver.di zwar schön zusammengehalten (wir haben united we stand ja immer anders verstanden), aber völlig unnötig eine riesengroße Flanke aufgemacht.
Die größte Gefahr aber liegt in der Frage, was während und nach der Kurzarbeit passieren wird. Nach der Verkündung die Germanwings dicht zu machen, ist klar, dass Lufthansa in dieser Krise vor keinem Mittel Halt macht. Diese Krise wird enden und aller Voraussicht nach wird der Konzern gestärkt aus ihr hervorgehen. Aber er wird danach nicht mehr der gleiche Konzern sein. Vor allem wird er etwas kleiner werden. In dieser Gesamtgemengelage wird die Eurowings natürlich eine große Rolle spielen. Aber eben nicht nur. Hier werden sämtliche Konzernairlines miteinander wechselwirken und alles was es dann zu regeln gibt, muss mit allen fair und rechtssicher verhandelt werden.
Wenn sich das Team EW/ver.di jetzt schon so einig ist in seinem Vorgehen, dann befürchten wir, dass es keine guten Lösungen für die Kabine geben wird. Denn wer glaubt schon, dass der Bruder vom CEO fairer spielt als der CEO selbst? Wir nicht.
Um es nochmal ganz klar zu sagen: Kurzarbeit ist selbstverständlich richtig und wichtig. Doch wenigstens genauso wichtig ist es, was im weiteren Verlauf und vor allem nach dem Ende dieser Krise mit dem Konzern, seinen Airlines und der Kabine passiert. Wir sind in diesem Spiel gerade nicht die Gewerkschaft, die beleidigt ist, dass sie nicht mitmachen durfte. Wir sind die Gewerkschaft, ohne die die kommenden, ausnahmslos den gesamten Konzern betreffenden Herausforderungen nicht sinnvoll angegangen werden können. Je früher wir das alle akzeptieren, umso eher können wir die Kabine absichern.
Wir halten Euch auf dem Laufenden.
Viele Grüße und bleibt gesund
Eure UFO