Handlungsmöglichkeiten für die
Kollegen mit auslaufenden Verträgen
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir hatten Euch ja am vergangenen Freitag mitgeteilt, dass es als Ergebnis der Gespräche mit der GL am vergangenen Donnerstag verschiedene Lösungsoptionen für die Kollegen gibt, deren Arbeitsverträge in den kommenden Monaten auslaufen und die an Stationen sind, an denen zumindest vorübergehend kein Bedarf besteht.
Unser Wunschszenario war stets eine nahtlose Übernahme der betroffenen Kollegen in ein unbefristetes Vollzeitarbeitsverhältnis bei GWI und der Verbleib an der bisherigen Station. Hierzu wäre die Geschäftsleitung nur bereit gewesen, wenn wir gleichzeitig erhebliche Verschlechterungen, und zwar für alle Mitarbeiter und mit dauerhafter Wirkung, akzeptiert hätten. Eine solche Lösung war für uns schlichtweg ausgeschlossen.
Die Geschäftsleitung hat im letzten Termin noch eine weitere Alternative zusätzlich zu dem Angebot, welches den ersten 18 betroffenen Kollegen schriftlich übersendet wurde, angeboten. Dieses sieht zwar einen nahtlosen Übergang in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis vor - allerdings in Blockteilzeit (bis zu 3 Monate). Auch ein Verbleib an der Station ist in diesen Fällen nur dann möglich, wenn feststeht, dass es im Anschluss an die Blockmonate Bedarf gibt. Nähere Einzelheiten zu diesem Angebot findet Ihr unten (unter Variante 2).
Um es ganz deutlich zu sagen: Bei dieser Alternative handelt es sich nicht um ein Verhandlungsergebnis, sondern um eine einseitige Zusage der Geschäftsleitung, die sicherlich einige Nachteile im Vergleich zu einer direkten Übernahme in Vollzeit, aber auch zum bisherigen Angebot, an dem festgehalten wird, aufweist - auch dazu unten mehr.
Wir werden die Geschäftsleitung aber schon deshalb nicht von einem solchen Angebot abhalten, weil es sich um eine zusätzliche Option handelt und daneben auch die Möglichkeit eines Wechsels zur Lufthansa besteht.
Die drei vorhandenen Alternativen möchten wir Euch nachfolgend eingehend darstellen:
1. Wechsel zur Lufthansa
Es erfolgt ein Einstieg in den Grundkurs (3 Monate) ab Januar 2016. Nach heutigem Stand ist ein verkürzter Kurs nicht möglich, da hierfür eine Umstellung des Schulungskonzepts bei Lufthansa erforderlich ist. Die LH benötigt dazu eine Vorlaufzeit bis zum Frühjahr 2016. Die Kollegen erhalten aber ab Kursbeginn einen festen Arbeitsvertrag. Während des dreimonatigen Grundkurses wird ein Gesamt-Schulungsgehalt von 1.250,00 € gezahlt. Im Anschluss erfolgt eine Beschäftigung im so genannten Saisonalitätsmodell bei Lufthansa. Hierbei handelt es sich vereinfacht gesagt um ein Teilzeitmodell mit einem Beschäftigungsfaktor von 83%. In 8 Monaten im Jahr erfolgt ein Einsatz in Vollzeit mit etwas erhöhten Maximalgrenzen. In 4 Wintermonaten wird dann abgesenkt in Teilzeit mit zusätzlichen freien Tagen geflogen. Die Grundvergütung beträgt in diesem Modell in der Eingangsstufe 1386,00 € (83% der Eingangsstufe 1670,00 €) zuzüglich 16,3% Schichtzulage. Einzelheiten hierzu finden sich im TV SMK und VTV, die Ihr auch unter den folgenden Links findet:
Zum Thema Probezeit befinden wir uns noch in Gesprächen mit LH, folgender Kompromiss wird gerade geprüft: Während der ersten 6 Monaten gilt eine verkürzte Kündigungsfrist von 14 Tagen. Es handelt sich hierbei aber um keine Probezeit im gesetzlichen Sinn, da Lufthansa zugesagt hat, dass für den Fall einer Kündigung nach denselben Grundsätzen verfahren würde wie bei Bestandspersonal.
Beim ID-Fliegen konnten wir bereits Konsens erzielen, hier wird die Konzernzugehörigkeit angerechnet. Dies ist also von Beginn an möglich.
Das ist der vorläufige Stand der Wechselbedingungen. Wir versuchen in den kommenden Gesprächen an der einen oder anderen Stelle noch Verbesserungen durchsetzen zu können. Sobald wir dazu Neuigkeiten haben, werden wir diese an Euch kommunizieren.
2. Anschlussvertrag bei der GWI in Blockteilzeit
Dieses Modell hat uns die Geschäftsleitung gestern als Alternative zu der im Schreiben angebotenen Variante vorgestellt.
Wer sich hierfür entscheidet, wird direkt in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen und erhält für ein Jahr einen Vertrag in Blockteilzeit (75-80%). In maximal drei der Monate (Dez./Jan./Feb./Mär.), in denen GWI keinen Bedarf hat, würden Freimonate eingeplant. In den folgenden Monaten würde das Arbeitsverhältnis in Vollzeit fortgesetzt. Im Anschluss an das Teilzeitjahr erfolgt dann automatisch ein Wechsel in Vollzeit.
Es ist grundsätzlich vorgesehen, diese Regelung auch auf Kollegen anzuwenden, deren Verträge erst später, z.B. im kommenden Jahr auslaufen. Gegebenenfalls kann es dann sein, dass nur 2 oder sogar nur 1 Blockteilzeitmonat erforderlich sind, da aufgrund der Nähe zum Sommerflugplan schon früher wieder Bedarf besteht.
Sollte an der jeweiligen Station auch während der Wintermonate Bedarf bestehen, kann es auch zu einer direkten Weiterbeschäftigung kommen. Wie oben erwähnt, kann das bereits beschriebene Angebot mit einem obligatorischen Stationswechsel verbunden sein, wenn zu diesem Zeitpunkt an der bisherigen Station kein Bedarf vorhanden oder absehbar ist.
Diesen Punkt finden wir besonders schwierig, da viele von Euch aus sozialen Gründen nicht so einfach den Wohnort wechseln können und bei der GWI aufgrund der Einsatzstruktur shutteln schwer denkbar erscheint. Da ist es schon ein großer Unterschied, ob man wie bei der LH für 4 Langstreckeneinsätze nach FRA oder MUC an- und abreist oder 15-20 Tageseinsätze hat und noch Übernachtungsmöglichkeiten braucht. Nach unserem momentanen Kenntnisstand ist vor allem in DUS ein grosser Überhang zu erwarten, während in STR eher Personalknappheit herrscht. Die PV wird dazu aber noch detailliert kommunizieren, wie die Personalsituation an den einzelnen Standorten aussieht.
3. Angebot gemäß Schreiben der Geschäftsleitung
In dem Angebot war vorgesehen, dass die Verträge zunächst einmal auslaufen und keine nahtlose Weiterbeschäftigung erfolgt. Angeboten wurde dann ein unbefristeter Vollzeitvertrag ab dem 21.03.2016.
Diese Variante ist monetär betrachtet etwas lukrativer als Variante 2. Betrachtet man die vier Monate der Arbeitslosigkeit, in denen man 60% seines letzten Gehalts erhält, zur besseren Vergleichbarkeit mit dem Angebot unter 2 einmal fiktiv als Blockteilzeit, ergibt sich über das Jahr betrachtet ein Gehalt von etwa 85% eines Vollzeitgehalts, also etwa 5% mehr als in dem obigen Modell.
Andererseits ist man in dieser Zeit arbeitslos gemeldet ist. Außerdem führt das Ausscheiden für vier Monate dazu, dass sich der Zeitpunkt der nächsten Stufensteigerung nach hinten verschiebt und natürlich auch vier Monate Erwerbstätigkeit für die gesetzlichen Rentenansprüche fehlen.
Zudem führt eine Unterbrechung des Arbeitsverhältnisses wie hier grundsätzlich dazu, dass das Kündigungsschutzgesetz nicht mehr anwendbar ist. Eine Kündigung wäre für einen Arbeitgeber - z.B. bei fehlendem Bedarf - dann vor Wiedereintritt und während der ersten sechs Monate danach unter vereinfachten Bedingungen möglich, ohne dass ein gesetzlicher Kündigungsgrund erfüllt sein müsste.
Es ist grundsätzlich vorgesehen, alle Alternativen auch für Kollegen anzubieten, die nicht zu den aktuell unmittelbar Betroffenen gehören, deren Verträge aber in Zukunft auslaufen würden. Eine feste Zusage gibt es hierfür jedoch weder von Lufthansa noch von GWI.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass wir es aus personalpolitischer Sicht sehr bedauerlich finden, dass die GWI Geschäftsführung keine Lösung anbietet, die eine unbefristete Vollzeitbeschäftigung am Stationierungsort vorsieht. Wir haben dazu auch Vorschläge gemacht, wie man daraus entstehende Kosten kompensieren könnte. Wir glauben, dass die jetzt gewählte Vorgehensweise sich langfristig nicht rechnet, da dadurch viele von Euch das Unternehmen verlassen und sich nach einer anderen Perspektive umsehen.
Zumindest haben wir aber jetzt 3 Varianten, die den unterschiedlichen Lebenssituationen Rechnung tragen. Jeder von Euch sollte sich die Vor- und Nachteile genau anschauen und dann für sich eine Entscheidung treffen.
Wir werden Euch dazu auch alle aufkommenden Fragen gerne am heutigen, Montag, den 31.08.2015 im bereits angekündigten GWI-Sonderhangout um 14:00 Uhr beantworten. Schickt Eure Fragen bitte vorab oder während der Livesendung an hangout@ufo-online.aero.
Eure UFO-Tarifkommission und Personalvertretung