Lufthansa bittet um mehr
Zeit für Gesamtpaket der UFO
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wie ihr lesen konntet, haben wir in den vergangenen vier Wochen zwei Workshops mit dem Vorstand und insgesamt sieben weitere Verhandlungstage hinter uns gebracht.
Eigentlich hat die Agenda-Kabine eine Laufzeit bis 31.12.2015 - für die Versorgung gibt es sogar noch eine Option auf das Frühjahr 2016. Das von Herrn Garnadt vorgeschlagene "Bündnis für Wachstum und Beschäftigung" sollte bis zum 01.09.2015 "stehen". Nach der gescheiterten Versorgungsschlichtung hatten sich UFO und LH wiederum auf ein Ergebnis bis spätestens 06.08.2015 verständigt.
Nicht zuletzt wegen des neuerlichen Vorschlags der Piloten an die Lufthansa kommt wieder Bewegung in die Situation um uns herum. Mit dem letzten Workshop sollte es eine Entscheidung geben, ob wir eine Lösung hinbekommen oder ob wir endgültig scheitern.
Nach dem vielen hin und her wollen und brauchen wir alle ein Ende der Hängepartie.
Die Nerven liegen blank, aus verschiedenen Gründen geht es so nicht weiter. Die Krankenquoten jagen von einem Rekordhoch zum anderen. Ganze Airlines im Konzern wissen nicht, wie es für sie weitergeht. Der Spagat zwischen Negativmeldungen über die Gesamtsituation und einem erwarteten Rekordergebnis des Konzerns mag immer weniger gelingen.
Die vergangenen Gespräche haben nun auch ein Ergebnis gebracht. Allerdings (wieder einmal) etwas anders als geplant:
Es zeigt sich immer mehr, dass bei einem solchen Konzernumbau die Konturen erst während des Umbaus selbst erkennbar werden und sich auch immer noch mal verändern, je nachdem wie Behörden, Wettbewerber und andere Gewerkschaften um uns herum agieren.
Alle Erklärungen sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass unsere Kritik an der bisherigen Herangehensweise der LH in den Verhandlungen der Vergangenheit in vollem Umfang aufrecht erhalten wird. Dennoch hilft es uns nicht, gegenseitig Schulnoten zu verteilen, sondern wir wollen die jetzt erzielten Lösungshorizonte nutzen.
Eine Operation am offenen Herzen scheint weniger kompliziert.
Auch "normale" Zwischenstände, die wir schließlich schon im September 2014 (JUMP, Versorgungsangebote) und Februar 2015 (Überschreitung des Point of no return) gefunden haben, können uns allen keine Planungssicherheit geben; nicht nur weil danach lauter neue Punkte dazukommen, andere nicht wie geplant ablaufen und diese Zwischenstände plötzlich völlig unterschiedlich interpretiert werden.
Aus diesem Grund hat die UFO vor der letzten Verhandlungsrunde und dem letzten Vorstandsworkshop in einem echten Kraftakt für alle Beteiligten bei UFO einen Gesamtvorschlag auf den Tisch gelegt. Ein 19-seitiges Gesamtangebot an den LH-Vorstand, das in insgesamt 20 Einzelverträgen, Vereinbarungen und Entwürfen für einseitige Zusagen der LH in allen offenen Punkten eine konkrete Regelung vorsieht.
Wir konnten und wollten nicht mehr Jenga spielen. Hier ein Klötzchen drauf, danach hier eines rausziehen. Der Turm wurde immer instabiler und wir haben feststellen müssen, dass einzelne Regelungen nicht halten, solange das Gesamtproblem nicht gelöst ist.
Unser Vorschlag hat sich letztlich als gute Idee herausgestellt. Es waren darin auch viele Punkte enthalten, die LH in keiner Weise "geschmeckt" haben. Andererseits konnten wir dem Management an anderer Stelle auch beweisen, dass wir nachhaltige und wertige Strategien entwickelt haben, die einerseits die Mitarbeiter schützen und Rechte und Verträge weiterentwickeln, aber andererseits den Konzernumbau und den nötigen Angriff der LH im Airline-Wettbewerb mittragen.
Wir haben dann versucht, in den letzten beiden Verhandlungstagen LH von diesem Vorschlag zu überzeugen. Das Ergebnis war ernüchternd. Ganz explizit nicht (nur) weil LH-seitig zu wenig Einlassungsbereitschaft auf ein solches Gesamtergebnis zu spüren war, sondern vor allem weil wieder nicht klar zu sein schien, welche Entscheidungen im Hintergrund noch getroffen werden und ob unser Paket da hineinpasst.
Um so wichtiger war dann der abschließende Workshop. Unter Beteiligung von Vorständen beider Seiten wurde in Seeheim darüber gesprochen und gerungen, wie es weitergehen kann. Es stellte sich schnell heraus, dass wir gut beraten waren eine solche Lösung vorzuschlagen. Wir konnten unser Paket und die Notwendigkeit einer Gesamtlösung, um wieder ein Mindestmaß an Vertrauen und Perspektive zu erreichen, gut verteidigen. Unser Angebot ist ausgewogen, gut durchdacht und in seinen Auswirkungen von Profis durchgerechnet.
Das Ergebnis des Workshops war, dass wir bedauerlicher Weise am Abend des 06.08.15 keine Unterschrift unter das Paket bekommen haben. Wir haben uns theoretisch ergebnislos getrennt; nicht ohne die Ansage an die LH-Verantwortlichen, dass wir umgehend eine belastbare Ansage benötigen, wie es aus Sicht der LH weitergehen soll. Eine Verlängerung der Verhandlungen einfach so haben wir ausgeschlossen. Auch wenn der Vorstand sich in diesem Workshop sehr intensiv mit unseren Interessenlagen auseinandergesetzt hat, haben wir größte Sorge gehabt, dass die Verhandlungen danach wieder in ähnlicher Weise als Hängepartie weitergehen könnten und Ihr weiter im Unklaren bleibt, was die Zukunftsaussichten im Allgemeinen, JUMP, WINGS, Konzernstrategie etc. sowie die konkreten Verträge zu Versorgung, Vergütung, Arbeitsplatzsicherheit u.v.m. angeht.
Diese Botschaft, dass es nun viel konkretere Vorgehensweisen braucht, ist angekommen. Denn wir haben bereits am Freitag ein Schreiben der LH bekommen, das wir in den vergangenen zwei Tagen bewertet und beantwortet haben.
Lufthansa erkennt in dem Schreiben an, dass alle Themen, die wir adressiert haben soweit geklärt sind, dass sie gelöst werden können und auch als Themen an sich anerkannt werden, ohne dass man sie im Folgenden noch negieren kann. Außerdem wird akzeptiert, dass es keine Einzellösung geben wird, ohne dass andere Punkte, die für die Kabine in Summe essenziell sind, unter den Tisch fallen. Beispielsweise keine JUMP-Ops ohne Wachstumsoptionen, keine nur maßvollen Vergütungserhöhungen ohne langfristige Arbeitsplatzperspektive und Sicherheit für alle Bestandsmitarbeiter. Keine Umstellung der Versorgung ohne Verbesserungen in den Versorgungslücken, insbesondere für Ältere. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Die Themen, die UFO platziert hat, sind Euch bekannt und nachlesbar auf unserer Homepage.
Wir haben uns am Freitag und Samstag intensiv beraten. Sollen wir auf den Vorschlag der LH eingehen? Einerseits sind wir weitergekommen, andererseits müssen wir dennoch "nochmal" in die Verlängerung. Einige Punkte sind sehr weit gediehen, bei anderen sind wir materiell noch ein gutes Stück auseinander. Haben wir Hoffnung, dass dieses Schreiben die Verhandlungen das nötige Stück weiter bringt?
Wir haben die LH-Bitte, die Verhandlungen bis zum 01. November 2015 zu verlängern, letztlich angenommen. Wir haben diese Zustimmung in einem Antwortbrief präzisiert und uns mit LH auf folgende Vorgehensweise verständigt:
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Ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer arbeitet mit uns an den Zahlen. Wir haben uns an vielen Punkten über aktuelle und vergangene Kosteneffekte, z.B. aus der Rürup-Schlichtung gestritten. Diese Themenfelder sind berechenbar und mit einem unabhängigen Dritten objektivierbar.
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Bereits erzielte Zwischenergebnisse, hinter die NICHT mehr zurückgefallen werden kann, werden in den kommenden Runden als solche unterschrieben, gedanklich zur Seite gelegt und stehen nur noch unter dem Gesamtvorbehalt, dass auch die restlichen, noch strittigen Punkte geklärt werden.
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Es erfolgt eine Kommunikation an Euch über die Grundzüge dieser Teilergebnisse, bzw. deren Wirkung. Dies ist insbesondere bei Punkten, die die Arbeitsplatzsicherheit, die Vergütungsperspektive und die Wirkungsweise von Versorgung und dem Bündnis für Wachstum angeht, besonders wichtig.
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LH akzeptiert, dass es nur eine gesamthafte Lösung geben kann und sie nicht einzelne, etwa für sie als Arbeitgeber vorteilhafte Themen, herauslösen kann.
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Die Weiterführung von Verhandlungen bedeutet keine formelle Friedenspflicht oder eine Vorfestlegung der UFO.
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Im weiteren Verlauf besteht die Option, vor allem wenn es wieder stocken sollte, einen informellen Mediator/Moderator (d.h. ohne eigene Befugnisse, der nur den Prozess begleiten soll) einzusetzen.
In den kommenden zwei Wochen haben wir uns auf eine Verhandlungspause geeinigt, da alle Prozessbeteiligten auch einmal wieder die Möglichkeit bekommen müssen, Alltagsgeschäften nachzugehen, ein paar Tage Urlaub zu machen und/oder die weiteren Verhandlungen in Ruhe zu strukturieren (geeigneten Wirtschaftsprüfer und Moderator auswählen etc.)
Wir gehen davon aus, dass die Verhandlungen nun ausreichend mandatiert und der Rahmen geklärt ist, damit wir das Ganze nicht noch einmal bei den zuständigen Vorständen eskalieren müssen.
Wir haben auch diskutiert, ob diese weiteren Verhandlungen risikobehaftet sind. Stichwort: "man will nur Zeit schinden". LH hat z.B. den Piloten öffentlich erklärt, dass man vor dem 01.09.2015 nicht zu Lösungen kommen wird. Wie wir schon oft geschrieben haben, bestehen direkte Zusammenhänge in einigen Punkten mit den Verhandlungen bei den Piloten. Einige Punkte haben direkte Schnittmengen in den Verträgen. Außerdem gibt es keine Friedenspflicht. Wenn über die kommenden Entscheidungen der LH eine Situation eintritt, die uns ein Weitermachen falsch erscheinen lässt, kann jederzeit die Reißleine gezogen werden. Das wichtigste jedoch, bisher waren alle Themen, "free floating". Jetzt gibt es die Anerkenntnis, dass das Gesamtpaket Stück für Stück abgearbeitet und festgezurrt werden kann. Das ist allemal richtiger als ein kleines Paket zu schnüren, dass Euch in Summe keine Planungssicherheit gibt, auch wenn die Nerven durch die weitere Zeit, die es braucht sicherlich weiter strapaziert werden.
Wir werden Euch spätestens nach der o.g. Pause über die weitere Vorgehensweise informieren.
Viele Grüße, Eure UFO