Arbeitnehmervertreter machen auf unanständiges Vorgehen
bei Germanwings aufmerksam
Gewerkschaftsvertreter und Personalvertretungen des fliegenden Personals bei Germanwings wenden sich an Politik und Öffentlichkeit, um für den Erhalt der Konzernairline zu kämpfen. Die Arbeitnehmervertreter gehen davon aus, dass noch in dieser Woche die Schließung der Lufthansa-Tochter verkündet werden soll.
Aus Sicht der Piloten- und Kabinenvertreter zeichnet sich klar die Strategie des Unternehmens ab, die Krise zu nutzen, um den bereits lange geplanten Konzernumbau zu forcieren. Die Konzernspitze agiere dabei ähnlich kaltblütig, wie es adidas oder H&M mit der (vorübergehenden) Einstellung ihrer Mietzahlungen gemacht haben. Denn das Lufthansa-Management bedrohe 1.400 Mitarbeiter der Germanwings und deren Familien mit Arbeitslosigkeit und dem Entzug der Existenzgrundlage in einer Krise, durch die jeder heil durchkommen möchte.
Aus Sicht der Gewerkschaftsvertreter ist dieses Drohszenario aber nicht nur für die betroffenen Mitarbeiter belastend. Sie sehen darin vor allem einen Missbrauch der Vorgaben von Politik und Gesellschaft, jetzt gemeinsam solidarisch zu handeln. Lufthansa profitiere derzeit ungemein von der finanziellen Unterstützung der Gesellschaft. Mit Annahme staatlicher Unterstützung und der Bitte um weitere Staatshilfen, gehe aus Sicht der Arbeitnehmervertreter auch die Verantwortung einher, sich menschlich und anständig zu verhalten.
Der Staat agiert momentan sehr schnell mit weitreichenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die mit viel Staatsgeld möglichst alle Arbeitsplätze erhalten sollen. Der Lufthansa-Konzern erhält durch die Kurzarbeitsregeln für mehrere Betriebe monatlich hunderte Millionen. Einen ordentlichen Teil davon verwendet der Konzern jetzt allerdings dafür, ausgerechnet bei Germanwings kein Kurzarbeitergeld zu beantragen, sondern zunächst volle Löhne weiterzuzahlen, die durch Kurzarbeitsregeln in anderen Betrieben quersubventioniert werden, um einen Bestandsschutz zu umgehen. Aus Sicht der Gewerkschaftsvertreter wird auf diese Weise die öffentliche Hand an dem Vorgehen beteiligt, 1.400 Menschen, die bei der 100%-Tochter Germanwings arbeiten, in die Arbeitslosigkeit zu entlassen.
Die Arbeitnehmervertreter fordern mit dieser Mitteilung keine zusätzlichen Hilfen, Gelder oder Garantien. Sie soll auf ein gleichermaßen unwirtschaftliches und unanständiges Vorgehen der Konzernverantwortlichen inmitten der Krise aufmerksam machen.
Die Arbeitnehmervertreter haben heute hierzu auch eine Petition an die Entscheidungsträger im Lufthansa-Konzern gestartet. Sie finden diese bei change.org.