Lufthansa-Konzern versucht Krise
auf tariflicher und politischer Ebene zu nutzen
Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) begrüßt die klare Haltung der Europäischen Kommission und des Bundeskartellamts hinsichtlich der Lufthansa-seitigen Kündigung des Zubringer-Vertrags zwischen dem Unternehmen und Condor: Aus Sicht des Bundeskartellamts missbraucht die Lufthansa ihre Marktmacht im Wettstreit um Fernreise-Passagiere. Bereits im Januar hatte UFO das Vorgehen der Lufthansa kritisiert (siehe Pressemitteilung vom 12. Januar 2021).
Mit Verwunderung reagiert UFO auch auf die Reaktion des Lufthansa-Konzerns auf diese behördliche Einschätzung.
“Die Aussage ‘Es war uns nicht bewusst, dass es so schlecht um Condor steht’ irritiert uns hochgradig. Nähmen wir diese Aussage ernst, so würden wir den Aktionären empfehlen, sich aufgrund der offensichtlich grundlegend mangelnden Expertise, um die Auswahl des Managements noch einmal Gedanken zu machen”, so der Leiter der Tarifpolitik bei UFO, Rainer Bauer.
“Vielmehr scheint es aber so, dass die Lufthansa, die an vielen Stellen bereits bewiesen hat, diese Krise für den Ausbau der eigenen Marktmacht und zur Aushöhlung von Arbeits- und Vergütungsbedingungen zu nutzen, nun zurückrudern muss, weil sie den Bogen überspannt hat. Schon seit einigen Jahren plant Lufthansa wieder das Segment der touristischen Langstrecke stärker in den Fokus zu rücken. Dafür musste die Condor verdrängt werden, deren touristischen Ziele man gerne mit der eigenen Marke Eurowings Discover besetzen will”, so Bauer weiter.
“Dies ist nur ein weiteres Beispiel dafür, wie der Lufthansa-Konzern diese Krise versucht zu nutzen. Jahrelang hatte man sich durch Neugründung und Zukäufe von AOCs darauf vorbereitet, Unternehmen intern konkurrieren zu lassen, um die gewerkschaftliche Vertretung zu Zugeständnissen zu nötigen, die eine Abwärtsspirale von Arbeitsbedingungen und Vergütungen zum Ziel hatten. Die Corona-Krise half dem Konzern ohne Möglichkeit eines Arbeitskampfes der Gewerkschaften, das neue Projekt Ocean – inzwischen Eurowings Discover - an den Start zu bringen und gleichzeitig Beschäftigte der SunExpress und Germanwings durch Kündigung in neue Arbeitsbedingungen zu zwingen”, ergänzt UFO-Vorsitzende Anja Bronstert.