Drohende Eskalation bei Lufthansa
In den bereits am vergangenen Montag beendeten Schlichtungsgesprächen zur Alters- und Übergangsversorgung des Lufthansa-Kabinenpersonals kam es bislang zu keiner Annäherung zwischen der Lufthansa und der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO). Die Schlichter hatten bis zum heutigen Freitag noch eine Nachfrist gesetzt. Lufthansa hat innerhalb dieser Frist nun eine Zusatzforderung aufgestellt, welche die Versorgung in Summe für alle Mitarbeiter kürzen und die Einkommen und Arbeitsbedingungen für das Kabinenpersonal weiter drastisch absenken soll.
UFO sieht diesen Vorschlag der Lufthansa als Rückschritt in den Gesprächen zur "Agenda Kabine" und der Versorgungsschlichtung. Die von der Lufthansa in Vorverträgen schriftlich gemachten Leistungszusagen wurden nicht eingehalten. Der Konzernvorstand begründet dies mit der Wettbewerbssituation, die sich in den letzten Monaten seit der Unterschrift unter die Verträge im vergangenen September nochmals verschlechtert habe, so dass man sich an diese Verträge nicht halten könne.
“Wir haben am vergangenen Mittwoch, also vor 9 Tagen, einen Brief an den LH-Vorstand geschrieben, in dem wir um ein Gespräch zur weiteren Vorgehensweise gebeten haben. Gerade unter dem Eindruck der in der Presse verkündeten Schrumpfung von Arbeitsplätzen in Deutschland ist solch ein Gespräch unvermeidlich. Wir wollten in diesem Gespräch nach wie vor ausloten, wo es gemeinsame Ansätze geben kann und was der Konzern im Weiteren mit den Kabinenarbeitsplätzen vorhat”, sagte Nicoley Baublies, Vorsitzender der Kabinengewerkschaft, am Freitag in Mörfelden-Walldorf.
Der Lufthansa-Vorstand reagierte weder auf diese Aufforderung seitens UFO noch auf die Bemühungen der Schlichter mit einem Lösungsvorschlag und lehnt Gespräche mit der UFO weiterhin ab. Damit hat Lufthansa auch den Schlichtern ein weiteres Hinarbeiten auf eine für beide Seiten akzeptable Lösung faktisch unmöglich gemacht. Diese Vorgehensweise des Konzerns nach den bisher friedlichen Verhandlungen, in denen die Gewerkschaft wiederholt ihre Bereitschaft signalisierte, gemeinsam im schwierigen Wettbewerbsumfeld zu Lösungen zu kommen, ist für die Gewerkschaft nicht nachvollziehbar.
UFO wird bis zur Verkündung der Schlichtungsempfehlung am 20.06. weiterhin vom Lufthansa-Vorstand ernsthafte Gespräche zur Gesamtsituation einfordern und steht dafür jederzeit zur Verfügung. Die Schlichtung wird unter den derzeitigen Voraussetzungen damit aller Wahrscheinlichkeit nach ohne Lösung beendet werden. UFO wird im Anschluss noch eine Erklärungsfrist bis zum 24.06 einhalten, um den Schlichterspruch formell zu bewerten. Sollte sich keine drastische Gesamtveränderung einstellen, geht die Gewerkschaft davon aus, dass danach Arbeitskämpfe in der Kabine notwendig sind.
“Wir appellieren ein weiteres Mal an den Lufthansa-Vorstand mit uns in Gespräche zu treten, um Lösungen zu finden, die kurzfristige Arbeitskämpfe noch verhindern können”, so Baublies weiter.
Mörfelden-Walldorf, den 12.06.2015