Veranstaltung "Rechtliche Aspekte"
zu kontaminierter Kabinenluft
Viele Kabinenkolleginnen und -kollegen sorgen sich seit langem um mögliche Gesundheitsschädigungen durch kontaminierte Kabinenluft an unserem Arbeitsplatz. Obwohl verschiedene Betroffene mit Langzeitschäden bereits Vergiftungen durch sog. „Fume Events“ an Bord nachweisen konnten, gestaltet sich die Beweislage vor Gericht und bei der Einforderung von Versorgungsleistungen letztendlich schwierig.
Aufgrund der deutschen Rechtslage und des Kleinredens der Problematik durch Fluggesellschaften und der Luftfahrtindustrie werden viele solcher Vorfälle überhaupt nicht registriert und etwaige gesundheitliche Schäden nicht erforscht. Um dieser Problematik zu begegnen, fand am 23.05. im Ökohaus Frankfurt die von UFO organisierte Infoveranstaltung „Rechtliche Aspekte des Themas Kontaminierte Kabinenluft" statt.
Die Veranstaltung bot Hilfestellungen bei Rechtsfragen sowie die Gelegenheit, über mögliche Vorgehensweisen bzgl. des Einklagens von Schadensersatzforderungen und der Förderung von Aufklärungsarbeit zu beraten. Verschiedene Experten aus den Bereichen Recht, Politik und Gesundheit klärten die Besucher – darunter vor allem Flieger sowie gesundheitlich Betroffene mit Langzeitschäden, die den Flugbegleiterberuf nicht mehr ausüben können – über verschiedene Aspekte der Problematik auf.
Einen Überblick über die arbeitsrechtlichen Aspekte des Themas bot Dr. Frank Martin, Fachanwalt für Arbeitsrecht. Er wies auf die Schwierigkeiten bei Schadensersatzklagen gegen den Arbeitgeber hin, da diese den Nachweis von Vorsatz erfordern und gab zudem Auskunft über bestehende rechtliche Möglichkeiten. Sein Kollege Charles Tardivat, Pilot und Anwalt für Luftfahrtsrecht, informierte über die internationale Situation in Europa und den USA und zeigte Möglichkeiten auf, die juristische Auseinandersetzung ins Ausland zu verlagern, wo die Gesetzeslage mehr Aussicht auf Erfolg verspricht.
Eine sozialrechtliche Perspektive auf die Problematik umriss die Fachanwältin für Sozialrecht Ursula Mittelmann. Im Mittelpunkt ihres Vortrags stand die Rechtslage bzgl. des Versicherungsschutzes im Falle von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten. Sie wies insbesondere auf die Schwierigkeiten hin, gesundheitliche Schäden durch kontaminierte Kabinenluft bei der Berufsgenossenschaft als Berufskrankheit anerkannt zu bekommen.
Eine politische Sichtweise legte Sören Sturm, ehemaliger Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundestagsabgeordneten Markus Tressel, dar. Er verwies ebenfalls auf die multiple Problematik des Themas, u.a. den Lobbyismus seitens der Fluggesellschaften und Industrie, der auf politische Entscheidungsträger einwirkt und sich somit hinderlich auf Fortschritte in der Gesetzgebung auswirkt. Allerdings zeigte er auch politische Lösungsansätze auf und verwies auf Teilerfolge hinsichtlich der gesteigerten Aufmerksamkeit für dieses Thema in der Politik.
Martin Sehnem und Andreas Sitek, beide Mitglieder der Gesundheits-AG der UFO, die sich bereits seit Jahren mit dem Problem „Kontaminierte Kabinenluft“ beschäftigen, gingen anschließend nochmals auf die Meldepflicht und den Ablauf einer Meldekette im Falle eines Events ein, boten einen Überblick zu den aktuellen Entwicklungen und präsentierten eine Zusammenfassung der konkreten Forderungen von UFO an die Fluggesellschaften, Luftfahrtindustrie und Politik.
Schließlich gewährte der Vortrag von Aida Infante, ehemalige Purserkollegin und Betroffene, einen Einblick in die Einzelschicksale von erkrankten Personen und den juristischen, bürokratischen und finanziellen Problemen, mit denen sie konfrontiert sind. Sie gab den Zuhörern außerdem Empfehlungen an die Hand, wie man sich im Falle eines Vorfalls an Bord mit möglichen Gesundheitsschäden verhalten soll (z.B. Beweissicherung).
Durch die Veranstaltung führte Dagmar Roselieb, UFO-Fachanwältin für Arbeitsrecht.
Wir danken nochmals ausdrücklich der Moderatorin und den Referenten für ihre informativen Vorträge und den Besuchern für das zahlreiche Erscheinen und die rege Diskussionsbeteiligung. Das große Interesse an der Veranstaltung bestätigte uns, dass es wichtig ist, an dem Thema dran zu bleiben und weiterhin unsere Forderungen für ein gesundes Arbeitsumfeld Kabine zu vertreten und durchzusetzen.
Für all die, die an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnten, wird in Kürze eine detaillierte inhaltliche Zusammenfassung der Veranstaltung folgen.
Eure UFO