AG Gesundheit informiert:
HIV-Test zur Einstellung bei Lufthansa endlich abgeschafft
AG Gesundheit informiert:
HIV-Test zur Einstellung bei Lufthansa endlich abgeschafft
Liebe Kolleg*innen,
wir haben als AG-Gesundheit den Welt-AIDS-Tag ohne Veröffentlichung verstreichen lassen – nicht, weil uns das Thema nicht am Herzen liegt, sondern weil das, was wir erreichen wollten, noch nicht druckreif war.
Seit 40 Jahren existiert die Epidemie AIDS und bis heute gibt es neben zahlreichen medikamentösen Therapiemöglichkeiten, die Infizierten mehr oder weniger die gleichen Lebenserwartungen schenkt wie HIV-negativen Personen, keine wirksame Heilmethode.
HIV und Fliegen, das ging lange nicht zusammen, gerade im Hause Lufthansa.
Vielen Menschen wurde so in den letzten Jahrzehnten der Traum vom Fliegen verwehrt und wir sind uns sicher, dass bis heute einige HIV-positive Menschen vor einer Bewerbung zurückschrecken, weil "positiv" Fliegen lange als Bild der Unmöglichkeit gezeichnet wurde. Dies manifestierte sich im Lauf der Zeit in einer Unvereinbarkeit der Gelbfieberimpfung mit einem positiven HIV-Status.
Erst vor wenigen Jahren war mit der EASA MED Operation (2012) eine Einstellung als HIV-positive Person überhaupt möglich, sofern die Blutwerte durch die erfolgreiche Therapie durch eine*n Fliegerarzt/Fliegerärztin akzeptiert wurden. Nach dem Stand aktueller Forschung steht auch bei therapierter Infektion einer Gelbfieberimpfung nichts mehr im Wege.
Die Stigmatisierung, die Menschen trifft, die mit dem Virus leben, ist bis heute allgegenwärtig und mit Scham und Vorurteilen verbunden.
Und so war es uns immer ein Dorn im Auge, dass gerade Lufthansa bis heute auf einen HIV-Test zur Einstellung bestanden hatte. Dieser Test zog vor allem anfangs größere Diskriminierungsfälle nach sich, basierend auf fehlender Fachkompetenz von Mediziner*innen, Ablehnungen von Arbeitsverträgen, Testergebnisübermittlungen auf unsensible Art und Weise über das Telefon und noch einiges anderes mehr.
Wir sind stolz, dem jahrelangen Engagement und der Hartnäckigkeit unseres Mitglieds Tobias Link sei Dank, endlich verkünden zu können: Der HIV-Test zur Einstellung bei Lufthansa ist Geschichte.
In Zusammenarbeit mit Andreas Sitek von der Schwerbehindertenvertretung bei Lufthansa konnte hier ein Jahrzehnte andauerndes Unrecht endlich korrigiert werden. Der HIV-Test wird nun als Angebot in die Untersuchung der Tropentauglichkeit verschoben. Dies ist ein kleiner, stiller Erfolg und Meilenstein in der Lufthansageschichte, der aber besonders für die LGBTQIA+ Community eine große Bedeutung hat, da er die Lebensrealität eines HIV-positiven Menschen (sobald therapiert) als voll einsatzfähig, gesundheitlich unproblematisch und physisch "gesund" anerkennt und diese Bewerber*innen in Zukunft nicht mehr Schikane und Diskriminierung ausgesetzt werden.
So zieht auch hier die Lufthansa mit etwas nach, was längst Realität sein sollte: Der Beginn des Heilungsprozesses eines besonders für die Community schweren, Jahrzehnte andauernden Traumas und der Akzeptanz einer HIV-Infektion als Teil der Lebensrealität vieler Menschen – eben auch am Arbeitsplatz Kabine.
Dementsprechend feiern wir am heutigen Weltgesundheitstag diesen Erfolg und machen ihn zu unserem eigenen kleinen "fliegerischen" WeltAIDSTag. Denn es ist ein kleiner Schritt für die Lufthansa, aber ein großes Zeichen für die betroffenen Menschen.
Als Ausblick für die weitere Arbeit können wir feststellen, dass diese Lebensrealität weiter Einzug in die Strukturen unserer Fliegerwelt halten muss. So sind weitere Gespräche angedacht, um auch in Zukunft die Auswahlparameter für medizinische Eignungsuntersuchungen auf dieses Merkmal zu prüfen und auch hier möglichen Diskriminierungen entgegenzutreten. Diese Gespräche werden aller Voraussicht nach sowohl gemeinsam mit der Lufthansa PV und ihrem Vorsitzenden Patrik Helke, als auch mit anderen Gewerkschaften gemeinsam geführt.
Uns als AG Gesundheit ist das Thema dauerhaft präsent und wir werden auch in Zukunft Energie investieren, um die Umstände, in denen HIV-positive Menschen im Lufthansa-Konzern arbeiten, weiter zu verbessern.
Bis dahin wünschen wir Euch einen gesunden Frühling,
Eure AG Gesundheit