Stop, Check... und was ist eigentlich mit meiner Gesundheit?
Personalbelastung und Gesundheitsrisiken in der Luftfahrtbranche
Stop, Check... und was ist eigentlich mit meiner Gesundheit?
Personalbelastung und Gesundheitsrisiken in der Luftfahrtbranche
Liebe Mitglieder,
herausfordernde Zeiten verlangen herausfordernde Leistungen. Aber was ist, wenn dieser Leistungsanspruch an das fliegende Personal immer weiter strapaziert wird?
Auf dem Gesundheitskongress (Aviation Health Conference) in London Ende 2023 erklärten Forschende und Ärzt*innen, dass Airlines nach der Corona-Pandemie dazu geraten wurde, bis zu 10 % mehr Personal bereitzustellen. Aufgrund von psychischem Stress und vermehrten Infektionen könne es zu höheren Ausfallquoten kommen. Doch statt ausreichend Personal einzustellen und das vorhandene Flugprogramm beizubehalten, bauen viele Airlines das Streckennetz aus und erhöhen die vorhandenen Frequenzen. Dazu kommen Rekrutierungsschwierigkeiten und mangelnde Schulungskapazitäten. Zusammengenommen bedeutet dies, mehr Flüge bei einer nach Corona noch ausgedünnten Personaldecke. Wir alle freuen uns über die zurückgekehrte Reiselust. Aber all zu oft müssen wir uns fragen: Wo bleibe eigentlich ich? Was wird aus mir als Mitarbeiter*in? Interessiert man sich überhaupt noch für mich und meine Gesundheit?
Fakt ist, auch die beste Resilienz hilft bei diesem Dauerzustand nicht mehr! Die Arbeitgeber vergessen viel zu oft, dass wir alle auch ein Privatleben haben. Da hilft es uns wenig, wenn sogar OFF-Tage abgelehnt werden, Hauptrequests sowieso, und der veröffentlichte Dienstplan so überhaupt nichts mehr mit dem „Plangerüst“ zu tun hat, das wir uns vorher zusammengebastelt hatten. Planstabilität wird immer mehr zur Hoffnung statt zur Realität.
Die Airlines täten gut daran, einmal innezuhalten: Stop, Check - wo stehen wir? Was kann ich für meine Mitarbeitenden tun? Was sind konkrete Notfallpläne, damit der Sommer 2024 nicht wieder so desaströs wird wie der Sommer 2023?
Wenn ich als aufmerksame*r Kolleg*in schon beim Lesen von Veröffentlichungen, Newslettern etc. im Februar das Gefühl habe, dass die vor uns liegende Sommer OPS nur gestemmt werden kann, wenn Flüge mit weniger Crew rausgehen als vorgesehen, liegt es auch an uns, unserem Arbeitgeber zurückzumelden, dass hier irgendetwas falsch läuft und es so nicht weitergehen kann. Schreibt Reports an Eure Personalvertretung, die Geschäftsleitung und meldet fehlendes Crew-Complement zurück.
Wichtig ist, dass Ihr Eure Rechte kennt und die Regelungen einhaltet, seien sie tariflich (Tarifverträge) oder betrieblich (Betriebsvereinbarungen). Lest bitte alle Veröffentlichungen Eurer Personalvertretung!
In diesem Sinne: Passt auf Euch auf, wir alle haben nur diese eine Gesundheit. Sprecht mit Kolleg*innen über Eure Ängste und Nöte und haltet zusammen. Niemand von uns muss diese anstrengende Zeit allein durchstehen.
Gemeinsam sind wir stark!
Wir wünschen Euch eine gesunde Osterzeit
Eure
AGs Gesundheit und Flugsicherheit