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Gesundheit

Veränderungen bei CISM im LH-Konzern

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Veränderungen bei CISM im LH-Konzern

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05.12.2025

Liebe Mitglieder, 

wir möchten euch mit diesem Newsletter über aktuelle Veränderungen in der Peer-Support-Struktur in den deutschen Flugbetrieben der Lufthansa Group (LHG) informieren [1]

Leider können wir an dieser Stelle nicht vollumfänglich Stellung beziehen, da weder wir als Berufsverbände noch die Personalvertretungen bislang in den Prozess eingebunden wurden oder Informationen erhalten haben. 


Worum geht es – und was ändert sich? 

Seit über 30 Jahren gibt es in der deutschen Luftfahrt das erfolgreiche Peer Support Programm der Stiftung Mayday.  

Nach einem tragischen Ereignis um die Internationale Luftfahrtausstellung in Berlin-Schönefeld hatten engagierte Kolleg*innen 1994 die Stiftung Mayday mit dem Ziel gegründet, in Notlagen geratene Luftfahrer*innen und deren Angehörige zu unterstützen. Auf der Suche nach möglichen Betreuungsmaßnahmen stieß die Stiftung auf das CISM-Konzept der „International Critical Incident Stress Foundation, Inc.“ (ICISF), welches sie in der Folge in der deutschen Luftfahrt einführte und weitreichend ausbaute. 

Im Nachgang der Germanwings-Tragödie wurden Unterstützungsprogramme im EASA-Raum verpflichtend. Um Peer Support sowohl vertraglich und organisatorisch sauber als auch gesetzlich konform für Airlines anbieten zu können, wurde damals aus der Stiftung Mayday heraus die HF Human Factor GmbH (HF) gegründet. Sie betreut mit ihren Peers und Spezialisten aktuell rund 50 AOCs in allen Bereichen des Peer Support: CISM, Wellbeing und Substance Abuse. 

Für die deutschen LHG-Flugbetriebe wurde seitdem über HF CISM angeboten. Die Lufthansa Group hat nun entschieden, den Vertrag mit HF zum Jahresende 2025 nicht zu verlängern. Über die Gründe können wir zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren. 
 

Was verändert sich ab 2026? 

Ab dem 01.01.2026 soll CISM innerhalb der deutschen LHG-Flugbetriebe unter der Leitung des psychosozialen Dienstes der Lufthansa Group durchgeführt und in den LHG Health Hub integriert werden. 

Den bisherigen LHG-Peers und -Koordinator:innen wurde angeboten, ihre Tätigkeit dort fortzuführen. Ob und in welchem Umfang dies geschieht, ist derzeit offen.  

HF bietet unabhängig davon weiterhin und eigenständig CISM und alle weiteren Peer-Support-Elemente für AOCs an. 

Damit verabschiedet sich die Lufthansa Group von einem bewährten, international anerkannten und unabhängigen System, das über Jahrzehnte Vertrauen aufgebaut hat und unter dem Namen „CISM-Team“ fest in der kollegialen Kultur verankert ist. 

Die unabhängige Struktur von Stiftung Mayday und HF entspricht den internationalen Empfehlungen für Peer-Support-Programme [2] und ist ein wesentlicher Baustein der Vertraulichkeit und Akzeptanz unter Flugbesatzungen. 


Wie ordnen wir die aktuelle Entwicklung ein? 

Unsere Sorge gilt im Moment weniger den Inhalten des zukünftigen Systems, sondern vor allem dem Umstand, dass es nicht unabhängig vom Arbeitgeber und dessen medizinischer Dienste ist, und dass darüber hinaus bisher weder die Berufsverbände (VC/UFO) noch die Personalvertretungen eingebunden oder vorab informiert wurden. Ein Vorgehen, das gerade bei sensiblen Themen wie der mentalen Gesundheit der Mitarbeitenden nicht nachvollziehbar ist. 

Bis konkrete Informationen vorliegen, können wir die Qualität und Ausgestaltung des neuen Systems nicht bewerten. Die kommenden Wochen und Monate werden hier mehr Klarheit bringen. Gerne wollten wir uns aktiv einbringen, um dem LHG Health Hub Management zu verdeutlichen, dass die Unabhängigkeit eines Peer Support Programmes für die Akzeptanz und somit den Erfolg essenziell ist. Darüber hinaus ist uns unklar, wie die Vertraulichkeit zugesichert werden wird und in welchem Umfang personenbezogene Daten innerhalb des LHG Health Hubs verarbeitet werden. Hierzu hatten wir einen Austausch angeboten, der bisher nicht stattfand. 


An wen könnt ihr euch wenden? 

Grundsätzlich steht euch das bekannte CISM-Team der Stiftung Mayday weiterhin zur Seite. Ab 2026 wird es dann ein zusätzliches Angebot für aktive LHG-Flugbesatzungen über den psychosozialen Dienst geben.  

Infos für die Kabine
Kabinenbesatzungen können sich bei klassischen CISM-Fällen, also belastenden Ereignissen an Bord, als aktive Crew an die Stiftung Mayday wenden. In allen anderen Fällen erlaubt die Stiftungsverfassung keine umfassende Hilfe und man würde euch ggf. an andere Hilfsstellen vermitteln.  

Infos für das Cockpit
Ihr könnt Euch also weiterhin an die Stiftung Mayday wenden, die laut ihrer Stiftungsverfassung unabhängig von einem AOC Pilot:innen in Notlagen unterstützen darf. Das bedeutet, dass Cockpitbesatzungen sich vollumfänglich mit CISM-Fällen und auch in grundsätzlichen Notlagen (“Wellbeing, Mental Health, Substance Abuse, etc.”) an die Stiftung Mayday wenden können und Hilfe erhalten werden. Darüber hinaus steht Euch das Angebot der VC Arbeitsgruppe Peer Support zur Verfügung, die für Euch die bekannte Hilfe von Antiskid unabhängig von Flugbetrieben darstellen können. Auch steht Euch natürlich zusätzlich die VC-Supportline zur Verfügung. 

Darüber hinaus stehen euch im Lufthansa Konzern ggf. noch Vertrauensteams, die Stiftung Antiskid bzw. SafetyBelt sowie die psychosozialen Dienste zur Verfügung
 

Wichtig: Hilfe erhaltet ihr auch weiterhin 

Auch wenn wir die strukturelle Verschiebung eines Peer Support Programms näher an den Arbeitgeber missbilligen, ist es uns wichtig zu betonen, dass es weiterhin in allen Fällen möglich ist, Unterstützung wahrzunehmen. 

Mehr Details und Infos zum Peer Support könnt ihr auch in unserem Podcast "Recording Completed hören.

AG Diversity und Social von der Vereinigung Cockpit & AG Gesundheit von der UFO
 


[1] Zum Zeitpunkt des Erstellens dieses Schreibens war nicht klar, ob sich diese Veränderungen auch auf Eurowings auswirken oder nicht. Eurowings wurde initial als einziger deutscher LHG-Flugbetrieb seitens des LHG Health Hub nicht mit einbezogen und hat initial auch die Nicht-Verlängerung des Vertrags nicht erklärt. Bitte beachtet dazu ggf. Informationen durch den Arbeitgeber.

[2] EPPSI Guide (European Pilot Peer Support Initiative) ist ein auf das EASA-Umfeld abgestimmter Guide zum Aufbau von Peer Support Programmen; www.ifalpa.org/publications/library/eppsi-guide-v81--3306
 
IFALPA (International Federation of Air Line Pilots‘ Associations) Pilot Assistance Manual (Second Edition) ist der international anerkannte Guide zum Aufbau von Peer Support Programmen; www.ifalpa.org/publications/library/pilot-assistance-manual--1572

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