"Sanierungsforderungen"
Condor
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
kürzlich haben wir die Vergütungsverhandlungen mit dem Arbeitgeber fortgesetzt.
Anstatt uns dort eine angemessene Vergütungserhöhung ohne Wenn und Aber anzubieten, die nach einer Phase jahrelanger Nullrunden mehr als überfällig ist, hat man zunächst einmal verdeutlicht, dass Vergütungserhöhungen an sich überhaupt nur dann in Betracht kommen, wenn die Kabine gleichzeitig zu Zugeständnissen bei Arbeitsbedingungen u.Ä. bereit ist. Eine bemerkenswerte Herangehensweise, wenn man bedenkt, dass die Manteltarifverträge aktuell überhaupt nicht gekündigt sind.
Konkret stellt man sich von Seiten der Geschäftsleitung folgende Zugeständnisse vor, die zu einer massiven Mehrbelastung und Einschnitten beim Gehalt für jeden Einzelnen führen würden:
- Verzicht auf eine Woche Urlaub jeweils in 2018 und 2019
- Erhöhung der Mehrflugstundenauslösegrenze um 3 Stunden für den Zeitraum 2018 und 2019 ohne Gehaltsausgleich
- Anwendung des Freizeitmodells des MTV 1 auch auf Mitarbeiter des MTV 6 in den Jahren 2018 und 2019
Die Arbeitgeberseite möchte durch diese Maßnahmen die Kabinenkosten insgesamt um 7,5% senken.
Lediglich im Falle einer Bereitschaft der Arbeitnehmerseite, die vorgenannten Maßnahmen zu akzeptieren, wäre man zu folgenden Vergütungserhöhungen bereit:
- Vergütungserhöhung um 2,3% zum 01.01.2018
- Vergütungserhöhung um 2,1% zum 01.01.2019
Dies wäre gleichbedeutend mit einer weiteren Nullrunde für 2017.
Wir haben das "Angebot" der Arbeitgeberseite zurückgewiesen.
Die angebotene Vergütungserhöhung reicht schon für sich genommenen bestenfalls zum Ausgleich der Preissteigerungen in den betroffenen Zeiträumen. Saldiert man diese mit den durch die geforderten Zugeständnisse realisierbaren Einsparungen, bliebe in 2018 und 2019 aus Mitarbeitersicht ein dickes Minus im Geldbeutel bei gleichzeitiger Mehrbelastung durch eine Woche weniger Urlaub übrig.
Es ist ohnehin vollkommen widersprüchlich, von einem Teil der Kabinenbelegschaft Mehrarbeit durch z.B. Urlaubsverzicht zu fordern, wenn man gleichzeitig konkrete Überlegungen anstellt, andere Mitarbeiter nicht zu übernehmen bzw. Stationen zu schließen. Soll hier etwa ein Teil der Belegschaft gegen den anderen ausgespielt werden? Auch vor dem Hintergrund, dass viele Kollegen aktuell Monat für Monat in den Unterstunden landen, macht ein solches Vorgehen überhaupt keinen Sinn.
Gerade im Bereich der Planung und Planverwaltung besteht noch viel Luft nach oben. Die Arbeitgeberseite sollte zunächst einmal in diesem Bereich ihre Hausaufgaben machen und vorhandenes Potential durch eine Optimierung ihrer Prozesse heben. Versäumnisse in diesem Bereich können nicht zu Lasten der Kabine gehen.
Schließlich käme die geforderte Absenkung der Freizeitmodelle des MTV 6 auf das Niveau des MTV 1 einem Ausspielen der Kollegen dieser beiden Beschäftigtengruppen gegeneinander gleich. Eine solche Vorgehensweise lehnen wir strikt ab.
Unabhängig davon kommen Sparbeiträge üblicherweise nur dann in Betracht, wenn ein Unternehmen sich in einer Sanierungssituation befindet. Auch wenn die Condor sicherlich schon bessere Zeiten gesehen hat, behauptet selbst die Geschäftsleitung nicht, dass man sich in einer solchen Phase befindet.
Zweifellos müssen in der kommenden Zeit bei der Marktentwicklung, die gerade vonstattengeht, richtungsweisende Entscheidungen bei Condor getroffen werden, um den Mitarbeitern eine Perspektive zu bieten.
Hier ist aber viel mehr kreatives Management gefragt als die plumpen Forderungen nach Sparbeiträgen, die insbesondere in Form von Mehrarbeit erbracht werden sollen.
Bisher sind keine Konzepte und keine klare Linie erkennbar. Allein durch Stationsschließungen, die im Raum stehen, lässt sich die Condor nicht zukunftsfähig machen.
Wir haben den Arbeitgeber aufgefordert, uns bis zum nächsten Termin am 10.08.2017 nun endlich ein Angebot vorzulegen, das ein Zukunftskonzept für die Condor einerseits und einen fairen Umgang mit den Mitarbeitern auf der anderen Seite beinhaltet . Wir werden Euch über den Verlauf des Termins informieren.
Eure UFO
Für die Tarifkommission: Astrid Wach (Sprecherin), Norman Wiese (stellv. Sprecher), Rüdiger Merz, Jasmin Rödler, Gönül Aslan-Kuhner, Susanne Fischer, Roman Diemer, Christian Bötte, Batu Karaoguz und Benjamin Bartsch
sowie Olaf Bödecker und Uwe Hien (UFO-Tarifabteilung)