Wir sind zurück!
Wir sind zurück!
Liebe Kolleg*innen,
es sind Jahre vergangen, seit wir uns das letzte Mal bei euch gemeldet haben, denn wir haben damals zunehmend den Eindruck gewonnen, die EW-Kabine möchte mehrheitlich von einer anderen Gewerkschaft vertreten werden. Das haben wir – nach einigem Zögern - respektiert. „Immerhin gewerkschaftlich organisiert“, dachten wir und haben uns aus der ersten Reihe zurückgezogen.
Da stehen wir nun seit geraumer Zeit in der Zweiten und beobachten. Anfangs besorgt, mittlerweile ziemlich fassungslos. Fassungslos darüber, wie Arbeitgeber und Gewerkschaft gerade mit vereinten Kräften versuchen, den Alleinvertretungsanspruch einer einzelnen Gewerkschaft endgültig festzuschreiben und euch in die, aus Sicht des Arbeitgebers, angenehmere Gewerkschaft zu drücken. Das wäre vielleicht gar nicht so schlimm, wenn dabei eure Interessen im Vordergrund stünden. Aber das Gefühl haben wir nicht.
Was es im Einzelfall genau heißt, wenn man die neue Bezugnahmeklausel unterschreibt, lässt sich tatsächlich nicht pauschal beantworten, sondern muss individuell juristisch geprüft werden. Worauf dieser Stunt allerdings abzielt, ist klar:
- Endgültige Abschaffung der von uns erkämpften Altersvorsorge
- Endgültige Abschaffung der von uns erkämpften Ergebnisbeteiligung
- Endgültige Abschaffung der UFO als gestaltende Kraft in der EW Kabine
Zu 1. Die Abschaffung der bAV halten wir für großen Mist. Es mag heute nicht jedem so vorkommen, aber das ändert sich womöglich in zwanzig Jahren. Letztlich handelt es sich hier um eine kleine - selbst bezahlte - Lohnerhöhung auf Kosten einer dringend erforderlichen Absicherung vor Altersarmut. Nützlich ist das vor allem für den Arbeitgeber, denn er findet so aufgrund der scheinbar besseren Vergütung etwas leichter neues Personal und das bleibt im Schnitt etwas kürzer. So verjüngt (=verbilligt) sich die Kabine zum Nachteil derer, die der EW langfristig treu sind oder das vorhaben. Aus unserer Sicht ist das wenig verantwortungsvoll gedacht.
Zu 2. Richtig Musik steckt in dem Versuch, die von uns erkämpfte Ergebnisbeteiligung endgültig abzuschaffen. 2023 hat Eurowings über 200 Millionen Euro Gewinn gemacht, der Konzern gar über 2,5 Milliarden Euro. Das allein würde für jede und jeden von euch eine Einmalzahlung von gut 6% (!) auf die Jahresgrundvergütung sowie Flug- und Funktionszulage bedeuten. Rechnet euch selbst aus, was euch da durch die Lappen geht. Schon in Gehaltsstufe 1 sind das über 1.500 Euro, bei dienstalten Kolleg*innen können das gut und gern deutlich über 3.000 Euro sein - und da haben wir über die Vorjahre und die Zukunft noch nicht gesprochen. Eingetauscht gegen eine Produktivitätszulage mit praktisch unerreichbaren Fabelwerten, die wiederum vor allem dem Arbeitgeber nützt. Da könnt ihr euch alle zusammen noch so sehr die Hacken abrennen – auf 3.000 Euro kommt ihr so in fünf Jahren nicht. Apropos 3.000 Euro – in keinem UFO-tarifierten Flugbetrieb gab es für die Crews weniger als die vollen 3.000 Euro Inflationsausgleichsprämie. In keinem einzigen. Wir meinen, auch ihr hättet die ganze Prämie verdient und nicht nur einen Teil davon. Aber das nur am Rande.
Zu 3. Was gerade passiert ist befremdlich. Wenn euch das misstrauisch macht, dann aus gutem Grund. Im Moment werden hart erkämpfte Errungenschaften hergegeben – ohne Not auch noch - und ihr werdet regelrecht in die dem Arbeitgeber genehmere Gewerkschaft gepresst. Angefangen hat es mit kontinuierlichem Druck der Gewerkschaft selbst („Wer nicht kommt, kriegt auch nichts“), dann hat der Arbeitgeber das mit Differenzierungsklauseln bedient und jetzt sollt ihr auch noch eure Arbeitsverträge ändern. Als ob das nicht genug wäre, wird auch noch eure Vergütungsabrechnung unter Vorbehalt gestellt, damit man im Nachhinein noch alle dafür bestrafen kann, die bei diesem Theater nicht mitspielen wollen. Das finden wir heftig daneben.
Lasst euch das nicht bieten. Wir würden euch auch dringend empfehlen, die Vertragsänderung nicht einfach zu unterschreiben. Lasst euch beraten! Unsere Mitglieder können im Rahmen der Rechtsberatung kostenlos mit den wahrscheinlich besten Anwälten für Arbeitnehmerrechte im Luftverkehr in Deutschland sprechen. Die Kollegen können individuell auf euren Fall eingehen.
Egal, was ihr sonst für Fragen habt - meldet euch auf den üblichen Kanälen bei uns. Meldet euch vor allem auch sehr gerne, wenn ihr selbst an dem System etwas ändern und mitgestalten wollt, denn wir werden eine neue Tarifkommission auf die Beine stellen. Denn ganz offensichtlich ist es an der Zeit, dass wieder jemand Tarifpolitik für die Kolleg*innen macht und nicht für den Arbeitgeber. Da ist jeder herzlich willkommen, der mit uns etwas Gutes aufbauen will. Wenn wir die kritische Masse erreichen, dann wird das auch funktionieren. Es liegt bei euch. Now is the time. Wer jetzt nicht handelt, der kommt womöglich zu spät.
Kommt gut ins neue Jahr und stay united!
Herzlich
Euer UFO-Vorstand und die Tarifabteilung