EW-Langstrecke ab Frankfurt und
Umfrage zu Japan/Korea / Fonds
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ab dem Winterflugplan 19/20 ist es soweit: Eurowings (EW) fliegt Langstrecke direkt ab Frankfurt. Dazu übernimmt EW in München die Bangkok-Verbindung, welche eigentlich für LH geplant war. Das Produkt ist auch bei Sitzen, Klassen, Service und Vermarktung identisch; die Zeit der berührungslosen Co-Existenz zwischen den beiden großen Marken ist endgültig vorbei. Lufthansa könnte Zubringer für EW-Verbindungen sein, die wiederum mit LH-Flugnummern auf Langstrecke weiterfliegen. Das ist erst der Beginn des großen Flugzeug-Verschiebebahnhofs, je nachdem mit welcher Marke gerade mehr Geld gemacht wird oder wo die Mitarbeiter „besser“ mitspielen.
Unsere erste Einschätzung ist, dass dies die seit Jahren größte Bedrohung für die Arbeitsbedingungen bei Lufthansa ist. Zwar sind wir heute noch durch Mechanismen im Bündnis für Wachstum und Beschäftigung (Monitoring) gegen Schrumpfung geschützt, doch das Bündnis läuft 2023 aus, sodass sich in dieser Zeit komfortabel eine EW-OPS ab Frankfurt und München aufbauen lässt, und so mit einem Schlag große Verschiebungen ermöglicht. Denn die Unterwanderung des LH-Produkts durch ein EW-Flugzeug mit EW-Personal, dessen Ticket von LH verkauft wird, mit LH-Sitzen ausgestattet ist und mit LH-Service glänzt, wird für den Kunden dann nicht mehr zu unterscheiden sein. Für die LH-Kabine dagegen schon.
Natürlich werden wir mit Sunexpress, die ab dem Winterflugplan 19/20 die Strecken für EW bereedern wird, über tarifliche Anpassungen nach oben sprechen müssen. Doch das allein wird nicht reichen. Wir müssen und werden uns daher im Zuge der anstehenden Tarifrunde Absicherungen für die LH-Kabine überlegen. Die Liste der zu lösenden Themen wird also nicht kleiner. In diesem Fall ist sie sogar um einen besonders dringenden Punkt größer geworden.
„Slightly better“ - Umfrage zu Japan/Korea / Fonds
Normalerweise stünde hier Empörung. Doch vor lauter Kopfschütteln über die ständig neuen Provokationen von Lufthansa sind wir alle wohl etwas abgestumpft. Dennoch möchten wir Euch unsere Gedanken dazu mitteilen.
Lufthansa schreibt, es würde genügend Geld für die Zwecke des Fonds übrigbleiben. 75 Millionen sind für umstellungsbedingte Nachteile in der Versorgung. Weitere ca. 20 Millionen sind als Gewinnbeteiligung für schlechte Zeiten vorgesehen, die dann an die Kabine ausgeschüttet werden, wo es sonst nur eine geringe Gewinnbeteiligung gäbe. 5 Millionen sind für einen Sozialfonds vorgesehen, der Projekte von Kabinenkollegen oder Kollegen bei Problemen unterstützen soll, die nicht anderweitig an Hilfe kommen. Nebenbei möchte Lufthansa auch den Kauf von Lufthansa-Aktien durch den Fonds unter den Tisch fallen lassen. Gerade diese Anteile bieten uns eine Chance, einen zügellosen Weltkonzern als Mit-Eigentümer an dessen soziale Verantwortung zu erinnern.
Außerdem schreibt Lufthansa, dass jede Stimme zähle und die Mehrheit entscheide. Da fragen wir uns: Was soll entschieden werden? Jeder einzelne Euro ist in einem Tarifvertrag aufgeschrieben. Wenn dieses Geld ausgezahlt werden soll, müssen die Tarifverträge geändert werden. Das kann LH nicht einseitig, wegen einer betrieblichen Umfrage, einfach anordnen. Da werden wohl falsche Versprechen gemacht.
Und anonym soll es sein. In einem System, das meine Daten bei Abstimmung vorher nochmal anzeigt? Macht Euch selber Eure Gedanken.
LH will sich die Layover also mit dem Geld der Kabine bezahlen lassen. Als Sahnehäubchen wird dazu noch Bargeld versprochen, das Euch sowieso zusteht.
Nehmt also bitte an der Abstimmung teil und stimmt mit Nein. Denn es mag nett erscheinen, dass dieses Problem dann weg ist - doch wo führt das hin? Welches ist das nächste Layover, das nächste Thema, das die Kabine bezahlen soll?
Treibt LH die Belegschaft jetzt in Abstimmungen hinein - an Einzelthemen aufgehängt - ohne über komplexe Gesamtzusammenhänge zu informieren? Was will LH irgendwann dafür haben, dass nicht noch mehr Strecken an EW gehen? Die Kabine wird hier zeigen, dass sie sich nicht für dumm verkaufen lässt.
Wir definieren unsere Grenzen
Genug Arbeit gibt es also. Deswegen wollen wir an dieser Stelle klar sagen, dass wir auch die Menschen schützen, deren berufliche und persönliche Existenz aufgrund dieser Arbeit momentan gefährdet ist. Gerade Lufthansa schreckt vor keinen Mitteln mehr zurück, um unliebsame Vertreter loszuwerden. Das können wir nicht zulassen. Wir sehen hierin eine Haltungsfrage, die wir nur so beantworten können: Greift ihr mit derartigen Mitteln einen von uns an, greift ihr uns alle an. Denn was dort passiert, ist kein “Teile und Herrsche” mehr, das ist bereits “Zerschlage und Diktiere”. Solange Lufthansa mit unseren Mitarbeitern und Tarifkommissionsmitgliedern, also mit den von Euch gewählten Vertretern, so umgeht wie im Moment, kann es keine Normalität am Tariftisch geben.
Wir appellieren daher an alle, die sich weiterhin vorrangig, auch öffentlich, an einzelnen Personen der UFO abarbeiten: Lufthansa führt sehr nachhaltig Vernichtungskampagnen gegen diese Menschen, wie am Beispiel von Nicoley Baublies, und will einseitig bestimmen, was die Kabine zu wollen hat. Unsere Wahrnehmung wie diese Menschen arbeiten und agieren, deckt sich nicht mit dem Feldzug, ganz im Gegenteil. Bei allen Fehlern, die wir alle machen, das geht zu weit! Spätestens mit der populistischen slightly-better-Abstimmung und dem Frontalangriff mit Eurowings, können wir uns bei aller Bejahung der davon unabhängigen und zwingend notwendigen internen Aufarbeitung und Klärung nicht mehr in einer Vorführung und Aburteilung einzelner Vertreter hineinziehen lassen. Die Kabine muss geschützt werden. Dazu zählt Jede und Jeder. Ohne Ausnahme.
Viele Grüße
Eure LH-Tarifkommission, UFO-Tarifabteilung und UFO-Tarifvorstand