#tatsächlichDanke -
Nach der Personalversammlung vom 11.03.2019
#tatsächlichDanke -
Nach der Personalversammlung vom 11.03.2019
Liebe Kolleginnen und Kollegen: Ihr wart großartig!
Resümee:
Die Personalversammlung am Montag war ein voller Erfolg. Die PV hatte gerufen – und es kamen so viele wie selten zuvor. Schon weit vor Beginn gab es nicht einmal mehr im Seitenflügel Sitzplätze. Die Managementvertreter erlebten dann vier Stunden eine Kabine, die weiß, wo sie steht und was sie will.
Verschiedene Themen, verschiedene Formen der direkten Betroffenheit: die inhaltsverkürzende, mittlerweile untersagte Umfrage der Geschäftsleitung, die Zukunft der P2 und der SMK, die kaltschnäuzige Unverantwortlichkeit gegenüber unseren regionalen Kollegen, die Entwicklung der Eurowings, das immer wiederkehrende Personalplanungschaos...
Bei all diesen Themen konnte die Geschäftsleitung eine lange nicht mehr so klar demonstrierte Geschlossenheit der Kabine erleben. Wir in der Kabine hören einander zu. Das Management hört nicht richtig zu. Stehende Ovationen gab es von allen für alle Beiträge aus der Kabine. Auch berechtigte Kritik an uns als Gewerkschaft gab es. Die Wut der anwesenden Kollegen richtete sich allerdings sehr deutlich gegen das Management. Dies weil sie vier Stunden lang bewiesen haben, dass sie selbst jetzt nicht verstehen können oder wollen - und vor allem immer noch keine Lösungen anbieten, die es wert sind, als solche bezeichnet zu werden.
Wir als UFO sind bereit und interessiert, sofort (wieder) in Verhandlungen einzusteigen und die adressierten Themen der Kollegen zu lösen. Wir haben unseren Anteil an den Problemen und wollen dazu Ergebnisse produzieren. Wenn beide Seiten nun einen Schritt zurück, aus dem Kampfmodus, machen, sollte das möglich sein. Unseren 1. Schritt bieten wir hiermit an.
Danke an die PV für diese fulminante Versammlung.
Schwerpunkte der Versammlung
Union-Busting und die veränderten Zeiten: Fulminante Eröffnung
Die Versammlung eröffnete eine Kollegin mit ihrem enorm beeindruckenden Statement, dass sie bereits auf Facebook postete. Danke für den Mut und die treffenden Worte.
Hier eine offizielle Definition des viel genutzten Begriffs des UNION-Bustings. Wenn wir uns anschauen, was gerade passiert und den Text der Kollegin mit ihrer hundertfach gelikten Wahrnehmung abgleichen, wissen wir was hier eigentlich gespielt wird:
Union-Busting ist die gezielte Anwendung und modulare Kombination von Praktiken, um arbeitgeberunabhängige Organisierung und Interessenvertretung in einem Betrieb, […] zu unterbinden, auszuhebeln oder im Entstehen zu be- und verhindern. Union-Busting wird sowohl betrieben, um den erreichten Status quo an Kollektivität, Mitbestimmung und arbeitsrechtlichem Schutz anzugreifen, […]. Dazu gehören sehr häufig Maßnahmen gegen einzelne Meinungsführer aus der Belegschaft, insbesondere Mitglieder von Vertretungsorganen oder Gewerkschaften, mit dem Ziel, diese zu diskreditieren, zu isolieren, zu entlassen. Hinzu kommen direkte Maßnahmen, um die Organisierbarkeit von Beschäftigten zu erschweren und die Legitimität etwa von Streiks, Betriebsräten oder Gewerkschaften insgesamt in Frage zu stellen.
Quelle: Definition „Union-Busting“ nach Rügemer, Wigand (2014): "Union-Busting in Deutschland - Die Bekämpfung von Betriebsräten und Gewerkschaften als professionelle Dienstleistung", Otto-Brenner Stiftung der IG Metall, Frankfurt am Main.
Gericht stoppt GL-Befragung
Wieder und wieder verteidigten die anwesenden Manager die mittlerweile vom Arbeitsgericht als illegal eingestufte Umfrage zur Bezahlung der gekürzten Layover in Japan und Korea sowie der Gewinnbeteiligung durch die Kabine. Immer und immer wieder haben Vertreter von PV, UFO aber vor allem auch “normale” Kollegen der Geschäftsleitung deutlich gesagt, dass diese Umfrage nicht nur in der Sache falsch, sondern im Vorgehen unethisch ist. Der Tenor war einheitlich: Setzen Sie sich mit den Vertretern hin, die dafür zuständig sind, und finden sie am Verhandlungstisch Lösungen. Mit einer einseitigen Umfrage spalten Sie die Belegschaft und Sie versuchen damit vor allem die Gewerkschaft zu schwächen. Bei aller berechtigten Kritik an uns, sind die Kollegen darin sehr klar gewesen und haben das Spiel durchschaut, das dahintersteht. Und - um die Spaltung, welche diese Umfrage verursacht hat, noch zu verstärken - veröffentlicht Lufthansa bereits während des Gerichtsverfahrens ein Zwischenergebnis der Umfrage - ein völlig unüblicher Vorgang. Nicht nur das: Das Gericht hat die Veröffentlichung des Ergebnisses untersagt. Das wurde wohl vorausgesehen, sodass man schnell noch während der Gerichtsverhandlung veröffentlichte, um “sauber” zu sein.
Nun, wo die Befragung gestoppt ist, soll LH wieder mit uns an den Verhandlungstisch zurückkehren und eine schnelle und faire Lösung für diese Problematik finden, die wir gemeinsam verursacht haben. Nur gemeinsam können wir vor allem zum Wohl unserer Regionalen etwas bewegen.
Regionale Kollegen
Die regionalen Kolleginnen und Kollegen starteten eine Online-Petition und konnten bis zur Versammlung über 6.000 Unterschriften von Kollegen sammeln. Auf der Versammlung machten sie klar, in welche Lage sie durch die Streichung der zweiten Nacht gebracht werden. Ihr Appell an Lufthansa und uns - UFO - war klar: Findet dafür eine Lösung!
Denn für einen Konflikt um die Purser-Integration in Geiselhaft genommen zu werden, sei nicht hinnehmbar. Damit haben sie Recht - und anwesende Mitglieder der TK ergänzten: Liebe Lufthansa, wir sind jederzeit bereit, hierfür eine Lösung zu finden. Sollte Lufthansa sich jedoch nicht dazu in der Lage sehen, werden wir die Streichung in der kommenden Tarifrunde gemeinsam als Kabine rückgängig machen.
SMK
Wohngeld, Nebenjobs, Zukunftsangst, Kündigungswunsch. So lassen sich viele eindrückliche Statements von Kollegen zusammenfassen, die teils schon seit Jahren im SMK-Modell arbeiten. SMK war als Einstiegsmodell gedacht, das durch hohe Auslastung im Sommer, eine Saisonalisierung des Gesamtpersonalkörpers und durch einen Tarifvertrag Kapazitätsplanung, erstens zu einem Vollzeitgehalt im Jahresdurchschnitt und zweitens zu einem schnellen Wechsel in den MTV2 führen sollte. Das Gegenteil ist mittlerweile der Fall. Die Kollegen hängen fest, sie verdienen teils nur knapp über 1000 Euro netto.
Auf der Personalversammlung haben wir durch die mitdiskutierenden SMK-Kollegen noch einmal den Grund erleben können, warum die Tarifkommission der UFO den TV-SMK gekündigt hat. Das Projekt SMK ist gescheitert. Wir brauchen nun schnellstens eine Lösung für unsere Kollegen in diesem Modell, für künftige FB-Generationen sowieso. Es muss aber auch eine Entschädigung für die erlittenen Gehaltseinbußen der letzten Jahre geben.
Purserintegration/FB-Abzug
Ein Meer in Blau und geballte Energie & Expertise. Einhundert unserer Führungskräfte mit zwei zusätzlichen Streifen erschienen in Uniform in der Kantine. Sie haben dem Management eindrücklich gezeigt, was passiert, wenn man es sich mit seiner erfahrensten Mitarbeitergruppe verscherzt, wie es eine Münchener P2-Kollegin schlicht erklärte:
“Die drei schlimmsten Fehler der Betriebswirtschaft sind: Ignoranz, Arroganz und Inkompetenz.” - So fasste es besagte Kollegin zusammen und schenkte dem Management ein paar mitgebrachte Grapefruits. Wir alle können ihr gar nicht genug für diese treffenden Worte danken!
Die vielen Wortmeldungen der P2 bezogen sich aber nicht auf ihren Status im Sinne einer “Komfortzone”, sondern darauf, was Lufthansa mit unserem Teamspirit, unserer Qualität und der vielzitierten Wertschätzung macht. Von der Fürsorge und den sicherheitsrelevanten Aspekten, wenn noch ein weiterer Flugbegleiter aus unserem ohnehin schmalen Crewcomplement abgezogen wird, ganz zu schweigen.
Auch hier gilt:
Liebe LH, finden Sie gemeinsame Lösungen mit uns. Hier haben Sie eine PV, die viele Konzepte zum Thema Purser konstruktiv monatelang mit Ihnen diskutiert hat und dann von Ihnen ausgebremst wurde, weil Sie die eigentlichen Konzepte der PV nur “gebrauchen” wollten für Ihre Optimierungsideen; das gleiche gilt für UFO. Mit Ihrer Verhandlungsmethodik, uns stellvertretend für den Rest der Belegschaft über den Tisch ziehen zu wollen, sind all diese bisherigen Konzepte gescheitert. Wir gehen wieder an das Thema dran. Aber auch hier: Stoppen Sie den Wahnsinn einer einseitigen P2-Befragung. Sie können doch jetzt schon absehen, dass kaum einer mehr das Vertrauen in die Geschäftsleitung hat, dass diese Befragung wirklich ohne Fallstricke durchgeführt wird – kaum ein/e P2 wird mitmachen. Das führt zu einer weiteren Spaltung, weiteren Personalkapriolen, weiterem Streit. Auch hier: Die Türen stehen weit offen, auch hierfür haben Sie vorletzte Woche einen Vorschlag von uns bekommen.
Allerdings: und das ist sicher nicht schön zu lesen: Es wird keine Zwangsintegration mit uns geben. Sie haben Führungskräfte ausgebildet, die selbst entscheiden können, wo sie am besten unterstützen können.
Eurowings in Frankfurt
Wie sich herausstellte, ist die Bedrohung durch Eurowings ein Dauerbrenner. Herr Garnadt (damals Passagevorstand und später für Eurowings zuständig) versprach uns seinerzeit, dass Eurowings nicht aus den Hubs fliegen werde. Dieses “Versprechen” wird von seinen Nachfolgern offenkundig gebrochen. Wenig überzeugend versuchte man die Eurowings weit weg von Lufthansa zu platzieren, denn sie wolle ja nur touristische Ziele bedienen. Warum MUC-BKK eine touristischere Strecke als FRA-BKK ist, wurde dabei nicht beantwortet. Außer weiteren vagen Versprechen, dass das alles gar nicht so schlimm sei, gab es keinerlei verlässliche Aussicht für die LH-Kabine vor dem Hintergrund der geplanten EW-OPS ex FRA und MUC.
Hierüber werden wir in kommenden Verhandlungen und in den kommenden Versammlungen noch sprechen müssen. Das Schreckgespenst Eurowings gehört gebannt.
Unser Versprechen nach der Versammlung
Viele von Euch forderten gestern die Geschäftsleitung und uns auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren; zur Not mit einem Dritten. Erste Gespräche mit den Verantwortlichen bei Lufthansa unmittelbar nach der Versammlung waren allerdings sehr ernüchternd.
Wir haben Lufthansa bereits einen Neustart in dieser festgefahrenen Situation angeboten und um ein Spitzengespräch mit der Personalvorständin Frau Dr. Volkens gebeten und unabhängig davon den Schlichter Matthias Platzeck eingeladen. Einfach nur ein Weiter so am Verhandlungstisch scheint beim derzeitigen Gebaren des Arbeitgebers wenig erfolgversprechend.
Was also tun? Sowohl der Einstieg über Frau Dr. Volkens oder eine Einbeziehung von Platzeck hat LH bisher abgelehnt. Vielleicht fallen Euch Kollegen noch weitere schlaue Ideen ein. So wie die regionalen Kollegen ihre sehr erfolgreiche Petition gestartet haben. Vielleicht hat die Versammlung aber auch einen Nachhall und wir erhalten nun die Antwort, die wir uns alle wünschen: Einladungen zu fairen wie offenen Verhandlungen auf sozialpartnerschaftlicher Augenhöhe.
Die Geschäftsleitung konnte sich gestern ein Bild machen. Mit ein klein wenig Vorstellungsvermögen muss man sich nur die Anwesenden mit gelben Warnwesten vorstellen und sich überlegen, wie das vorm LAC aussieht. Aber: Sowohl die anwesenden Kollegen als auch wir, sehen Streit und Streik nicht als Selbstzweck. Wir möchten keine Eskalation. Doch die Kabine hat gestern wieder gezeigt, dass sie nicht nur von einem Harmoniebedürfnis getrieben ist, sondern tragfähige Lösungen fordert. Und zwar zügig.
You choose Lufthansa.
Viele Grüße
Euer UFO-Tarif:
LH-Tarifkommission, Tarifabteilung und Tarifvorstand