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Lufthansa

Schlichtung beendet?

wie geht es weiter?

Lufthansa

Schlichtung beendet?

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30.09.2020

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in den letzten Tagen ist einiges passiert. Uns liegt eine Empfehlung der Schlichter vor und wir haben den strategischen Dialog mit Lufthansa abgesagt. Was das bedeutet und wie wir das einordnen, wollen wir Euch heute berichten.

Wir haben einen Schlichterspruch – und nun?

Am 23. September haben wir von den beiden Schlichtern Herrn Platzeck und Herrn Dr. Weise eine neue Schlichtungsschlussempfehlung zur Beilegung des Tarifkonfliktes zwischen UFO und Lufthansa erhalten. Zur Erinnerung: Es gab bereits einen Spruch, den Lufthansas Schlichter Weise dann nach Absprache mit Lufthansa wieder zurückgezogen hat.

Der jetzige Spruch beinhaltet weitere Verschlechterungen. Außerdem taucht das zweite Schlichtungsthema (mehr Teilzeiten beim Entsparen des Zeitwertkontos) gar nicht mehr auf.
Die Tarifkommission und dann auch der UFO-Vorstand haben sich dennoch entschieden, den Spruch anzunehmen, da mit Lufthansa momentan keine faire Vereinbarung zu bekommen ist.

Die fast ein Jahr andauernde Schlichtung hat immerhin mit diesem Spruch ihr Ende gefunden.

Warum haben wir trotzdem angenommen? Für ein besseres Verständnis möchten wir Euch eine kurze Einordnung dazu geben. Wir als UFO haben den Standpunkt vertreten, dass die Verhandlungsteilnahme von UFO-Mitgliedern natürlich als pauschaler Arbeitszeitblock pro Tag gutgeschrieben werden sollte – das ist im Übrigen gelebte Praxis bei allen anderen Beschäftigungsgruppen des LH-Konzerns oder Wirtschaftszweigen in Deutschland. Lufthansa hat das anders gesehen und an dieser Frage entfachte sich letztlich der andauernde Streit zwischen uns. In zähen Terminen konnte man aber zumindest mit den Schlichtern ein gemeinsames Verständnis erzeugen, dass Verhandlungstage als Arbeitszeit zu werten sind.

Wenn ich doch theoretisch Stunden gutgeschrieben bekomme, wo ist denn dann das Problem?

Die für uns größte Problematik ist die Anrechnung der Stunden, die ein Verhandlungsteilnehmer nach den durchschnittlichen Flugstunden der Vergleichsgruppe (FB, P1, P2) gutgeschrieben bekommt. Lufthansa hat nun durchgesetzt, dass, egal wie viele Tage wir verhandeln, die maximale Anzahl an Flugstunden der Vergleichswert der eigenen Gruppe ist.

Dazu ein Beispiel:

Max Mustermann (P1 FRA) ist im laufenden Monat schon 74 Stunden geflogen und befindet sich in den Mehrflugstunden. Seine Vergleichsgruppe (P1 FRA) liegt durchschnittlich bei 76 Flugstunden.

Nun stehen drei Verhandlungstage an, die mit einer pauschalen Arbeitszeit hinterlegt sind. Max wird die Stunden aus den Verhandlungen bis zum Deckelwert 76 Stunden gutgeschrieben bekommen, alles drüber hinaus nicht. Das würde es für ihn unattraktiv machen, der Verhandlung beizuwohnen und anstatt dessen fliegen zu gehen.

Matthias Platzeck, der für UFO als Schlichter tätig war, hat hier weit über das normale Maß hinaus versucht, noch einen fairen Kompromiss zu erzielen. Letztlich war Lufthansa, wie bei allen anderen Themen derzeit auch, nicht bereit, einer angemessenen Lösung zuzustimmen.

Es war schließlich ein Kompromissentscheidung für uns, denn einige Teile der vorgeschlagenen Freistellungsregelungen sind eine Verbesserung zum Status quo. Dabei geht es vor allem um die Streitigkeiten der letzten Jahre darüber, wann und wer überhaupt freizustellen ist.
Wir haben nun eine abgestimmte Vereinbarung, die klar regelt, wie UFO-Mitglieder freigestellt werden müssen, die beiden Seiten Planungssicherheit gibt. Gültig ist diese Vereinbarung leider nur für die nächsten zwei Jahre. Lufthansa hat nachdrücklich auf ein Sonderkündigungsrecht ohne Nachwirkung bestanden. Wenn LH dieses Sonderkündigungsrecht ausübt, stehen wir in zwei Jahren wieder am Ausgangspunkt.

Wir werden uns als UFO die nicht gewährten Freistellungen der letzten Monate anschauen und juristisch prüfen lassen, ob diese noch nachgewährt werden müssen. Denn auch hier brauchen wir eine Lösung und finale Aussage, was mit den vielen geleisteten Stunden und Tagen passiert, die unsere Kollegen bisher in ihrer Freizeit gegeben haben.

Das war es jetzt mit der Schlichtung? Wie ist denn das Gesamtergebnis zu werten?

An erster Stelle sind wir nun froh, die Schlichtung zu einem Ende gebracht zu haben. Leider gibt es hier, wie so oft bei LH, einen unschönen Beigeschmack. Lufthansa hat immer wieder versucht, einseitig Einfluss auf ihren Schlichter zu nehmen und Fakten zu schaffen, was dem eigentlichen Wesen einer Schlichtung diametral entgegensteht. Die Haltung des Konzerns, nur nach dem eigenen Willen zu gestalten, bestätigt leider auch der Verlauf der Schlichtung.

Formal sei an dieser Stelle angemerkt, dass mit der Annahme der Schlichtungsschlussempfehlung auch die Friedenspflicht endet, der MTV jedoch trotz Ergänzung der Freistellungsregelung weiterhin offen bleibt.

Abschließend möchten wir uns nochmals bei Herrn Platzeck bedanken, der es trotz widrigster Umstände geschafft hat, eine Lösung herbeizuführen. Trotz anhaltender Einflussnahme ist ein Ergebnis gelungen ist, mit dem wir nun an einer Front weniger kämpfen.

HIER findet Ihr die Schlichtungsschlussempfehlung

Strategischen Dialog mit Lufthansa – warum haben wir abgesagt?

Für Montag dieser Woche war ein “strategischer Dialog” im LAC zwischen der Lufthansa und den Gewerkschaften UFO, VC und ver.di angesetzt. Wie unter anderem aus der Presse zu vernehmen war, haben wir unsere Teilnahme abgesagt.

Unsere Absage mag auf den ersten Blick seltsam anmuten. Die Hintergründe, die zu unserer Absage führten, sind vielschichtig:

  • Wir wollen uns nicht weiter durch Lufthansa instrumentalisieren lassen und so in der Betriebs- oder Presseöffentlichkeit des Konzerns als Beispiel einer gelungenen Sozialpartnerschaft präsentiert werden. Wir sind froh, einen TV-Krise für einen Flugbetrieb zu haben. Der Eindruck, dass wir hier auch nur im Ansatz von einer funktionierenden Sozialpartnerschaft sprechen können, trügt leider und übt öffentlichen Druck auf die anderen Gewerkschaften aus. Wir selbst sehen, wie extrem schwer es ist, mit diesem Konzern irgendetwas hinzubekommen, und können uns daher gut vorstellen, wie schwer es für ver.di und VC ist, belastbare Ergebnisse zu produzieren.
  • Seit dem Abschluss des TV-Krise sind wir mit Lufthansa in ein erneutes Kommunikationsloch gefallen. Es hat nun annähernd vier Monate(!) gedauert, bis wir überhaupt weitere Termine vereinbaren konnten. Lufthansa versucht weiterhin die Themen zu diktieren und alle unsere Punkte (u. a. die der Frage drei in der Urabstimmung bei LH-Airlines ebenso wie die Absicherung von beispielsweise GWI und SXD) zu streichen. In der schwersten Krise der Luftfahrt ist man sich zu schade, so oft wie nur möglich miteinander zu sprechen und die dringenden Themen gemeinsam anzugehen. Augenscheinlich wird der Abschluss als Feigenblatt benutzt, anstatt die weiterführende Ausgestaltung der tariflichen Themen voranzutreiben bzw. für die Absicherung aller Kabinenmitarbeiter des Konzerns zu kämpfen. Leider komplett unverständlich für uns.

Das Signal, welches wir mit unserer Absage gesetzt haben, wurde verstanden und weit über Konzernkreise wahrgenommen. Das Zeichen war richtig, wichtig und erhöht den öffentlichen Druck auf den Konzern, mit den Steuermitteln nicht gegen die eigenen Mitarbeiter zu arbeiten.

Es müssen nun endlich Lösungen gefunden werden, wie wir durch diese erneut anziehende Krise kommen können. Dazu zählen für uns das Einhalten von Absprachen zu Freiwilligen- bzw. Abfindungsprogrammen und die Suche nach Lösungen für alle Betriebe – aktuell vor allem für GWI und SXD. Es ist grob fahrlässig, sich so viel Zeit zu lassen und die Kolleginnen und Kollegen in der Luft hängen zu lassen.

Die Kabine liefert ihren Beitrag! Lufthansa muss nun ebenfalls liefern!

Wie Ihr wisst, haben wir in der Urabstimmung zum TV-Krise eine dritte Frage gestellt, ob wir uns als UFO weiterhin stark für die Durchsetzung der ungeklärten Rahmenbedingungen einsetzen sollen. Ihr habt uns mit Eurem Votum das Mandat erteilt, und dem werden wir nachgehen und keine Möglichkeit unversucht lassen, auf dem Verhandlungswege zu guten und nachhaltigen Lösungen zu kommen – wir stehen bereit für einen sozialpartnerschaftlichen Lösungsweg, egal wie steinig dieser auch sein mag. Aber auch unser Verständnis für die teilwiese unbeholfene Situation des Arbeitgebers hat ihre Grenzen, und sollte es sich in den nächsten Jahren abzeichnen, dass wir in der Kabine als Spielball für unternehmerische Entscheidungen benutzt werden, dann sind wir natürlich in der Position unsere Haltung zur “neuen” Sozialpartnerschaft zu überdenken.

Solltet Ihr Fragen haben oder Eure Einschätzungen mit uns teilen wollen, dann schreibt uns eine E-Mail an info@ufo-online.aero.

Viele Grüße und bleibt gesund!

Eure UFO

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