Knüppelhart
Knüppelhart
Wir alle haben viel zu tun und kommen nicht immer dazu, alle Veröffentlichungen und Newsletter zu lesen. Daher gibt es diesen Text heute auch für Deine Ohren. So kannst Du Dich anderen Dingen widmen und gleichzeitig updaten.
Liebe Kolleg*innen,
seit über zwei Jahren nun ist das alles bestimmende Wort „Krise“. Alles und jedes stand entweder unter dieser Überschrift oder ist zumindest in diesem Licht bewertet worden. In großen Teilen auch von uns, der UFO. Warum? Es ging um alles. Tatsächlich standen in der Kabine nicht nur ganz konkret vierstellig Arbeitsplätze auf dem Spiel, nein, wenn man ehrlich ist, konnte man in den Anfangsmonaten der Pandemie nicht einmal sicher ausschließen, dass es nicht auch fundamental die Lufthansa als Ganzes treffen könnte. Kein Flugzeug in der Luft, kein Impfstoff in Sicht, fast keine Grenze offen. Flankiert von einem Großinvestor Thiele auf Einkaufstour und mit völlig unklaren Absichten. Das, egal welche Gewerkschaft, egal welche Funktionsgruppe, das wollten wir alle miteinander nicht. Wenn es knüppelhart kommt, dann stehen wir im Zweifel alle gemeinsam hinter unserer Hansa.
So weit, so gut. Nun ist es aber April 2022 und die Welt hat sich weitergedreht. Dramatisch weitergedreht. Reisebeschränkungen sind beinahe kein Thema mehr und die Buchungszahlen explodieren. Selbst im Bereich der Geschäftsreisen, für die man vor Kurzem noch unisono schwarzgesehen hat, wie Carsten Spohr diese Woche im Spiegel berichtete. Sie explodieren so sehr, dass wir kapazitativ auf einen derart heißen Sommer zulaufen, dass selbst die Geschäftsleitung davon spricht, es würde „unschön“ werden. Da wissen wir alle, was Phase ist.
Im SMK ohne Mehrflugstunden wird der Nebenjob eine existenzielle Notwendigkeit, während man das Crewcomplement bis an die Schmerzgrenze aushöhlt, so dass diejenigen, die tatsächlich fliegen unter der Arbeitsbelastung schon heute ächzen. Zugleich lässt man andere zuhause Löcher in die Luft starren, weil bedauerlicherweise das Lizensieren “vergessen” wurde. Dass man auf diese Weise vermeintlich galant die Rolle des P2 SN durch die Hintertür abzuschaffen können glaubt, ist Euch genauso wenig verborgen geblieben, wie uns.
Unter der Überschrift „Existenzbedrohende Krise“ gelang es noch, all das am Rande der Selbstverleugnung zwar nicht gutzuheißen, aber doch mit einem Grundverständnis für die wirtschaftliche Situation über einen begrenzten Zeitraum zähneknirschend hinzunehmen. Heute muss man schlicht sagen, so geht es nicht mehr! Am Anschlag fliegen, diesen Sommer wahrscheinlich sogar chaotisch, während die Altersvorsorge abgesenkt bleibt und vom nach Absenkung verbleibenden Gehalt für an die 2,50 € getankt werden muss – das ist zu viel. Es wäre immer sehr viel, aber weniger Geld, das viel weniger wert ist, für mehr Arbeit unter deutlich verschlechterten Bedingungen - und wir wissen alle, die oben genannten Punkte sind bei Weitem nicht abschließend - während sich die Dinge auf ökonomischer Ebene zusehends normalisieren, ja da muss man sagen: Das ist zu viel. Die Krise hat die Seiten gewechselt. Nicht mehr Lufthansa trifft es knüppelhart, sondern uns!
Wir haben den Arbeitgeber bereits aufgefordert, mit uns nach kurzfristigen Lösungen zu suchen. Den langfristigen werden wir uns unmittelbar im Anschluss zuwenden.
Wir halten Euch auf dem Laufenden
Eure UFO-TK