Details zum Tarifergebnis
für die Lufthansa Kabine
Details zum Tarifergebnis
für die Lufthansa Kabine
Wir alle haben viel zu tun und kommen nicht immer dazu, alle Veröffentlichungen und Newsletter zu lesen. Daher gibt es diesen Text heute auch für Deine Ohren. So kannst Du Dich anderen Dingen widmen und gleichzeitig updaten.
Krisenmodus: Aus.
Zukunftsmodus: An.
Liebe Kolleg*innen der Lufthansa-Kabine,
die Verhandlungsverpflichtung aus dem TV Sommer 2022 geht nach knapp einem halben Jahr zu Ende, erfolgreich und mit einer guten, soliden Lösung für uns alle. Es waren viele Probleme zu bewältigen und dies hat lange Zeit in Anspruch genommen. Wir geben Euch heute im Detail einen Überblick über das Tarifergebnis, auf das Ihr verständlicherweise schon lange mit Ungeduld wartet.
Wichtigste Eckpunkte des Tarifergebnisses:
- Der TV Krise ist beendet. Vollumfänglich. Sofort, ab heute, 01.11.2022.
- Vergütungserhöhungen ab 1. Januar 2023 je nach Tabellenstufe zwischen mindestens 8,89% und bis hin zu 17,47% im Vergleich zum VTV Nr. 39 (vor dem TV Krise).
- Erhöhung der P1 - Zulage um 30%
- Erhöhung der P2 - Zulage um 20%
- Erhöhung der Spesen um 20%
- Überführung aller SMK-Kolleg*innen in ein MTV-Teilzeitmodell oder in MTV-Vollzeit. Beendigung des TV SMK.
- SommerPlusTeam: Ein incentiviertes Angebot, im Sommer freiwillig flexibler und mehr zu fliegen. Keine “Zwangs-Saisonalisierung”
- Einstellungen in die Lufthansa-Kabine ermöglicht: Es wurden unbefristete und stabile, attraktive Modelle mit klarer Perspektive für die Zukunft geschaffen.
- Weiterentwicklung des Manteltarifvertrags zum MTV 2a
Nachfolgend nun die Details zu den einzelnen Punkten:
TV Krise
Der TV Krise ist mit Wirkung zum heutigen Tag, den 01.11.2022 vollumfänglich in beiderseitigem Einverständnis beendet. Dazu müssen wir aus unserer Sicht gar nicht so viel mehr sagen, außer dass alles andere an dieser Stelle inakzeptabel gewesen wäre. Er war zu seiner Zeit das richtige Instrument, inzwischen ist er es nicht mehr. Daher: Er ist endlich Geschichte, ohne Wenn und Aber.
Vergütungserhöhung
Obwohl wir uns vor dem Hintergrund eines geschlossenen Vergütungstarifvertrages in einer eher ungewöhnlichen Verhandlungsposition befanden, ist uns doch eine umfangreiche Lösung zur richtigen Zeit und mit einer zur Realität passenden, kurzen Laufzeit gelungen.
Je nach Tabellenstufe wird die Vergütung zwischen mindestens 8,89% und bis hin zu 17,47% gesteigert. Dies setzt sich wie folgt zusammen:
Zum 01.01.2023 wird jede Tabellenstufe pauschal um 250 € brutto gesteigert. Die Steigerung wirkt somit vollständig für Versorgung und Zulagen (z.B. Schichtzulage). Danach wird dann in einem zweiten Schritt zum 01.07.2023 jede Tabellenstufe um 2,5% weiter angehoben. Mit Wirkung dieser zweiten Erhöhung kommen dann insgesamt die eingangs beschriebenen, beispielhaften Vergütungserhöhungen im Vergleich zum Zeitraum vor dem TV Krise zustande.
Durch die Steigerung um einen pauschalen Betrag (250 €) zu Anfang und einer prozentualen weiteren Anhebung im zweiten Schritt (2,5%) kann ein durchaus schwieriger Spagat bewältigt werden. Die Lösung musste dabei einer sozialen Komponente für die unteren Einkommensstufen und gleichzeitig einer kollektiven Anforderung Rechnung tragen. Das bedeutet, dass die unteren Tabellenstufen im dringend erforderlichen Maße gesteigert werden und die Wirkung auf die hohen Tabellenstufen nicht zu schwach ausfällt. Dadurch werden über die gesamte Bandbreite der Seniorität bis hin zu den sehr diensterfahrenen Kolleg*innen alle gleichsam berücksichtigt.
Besonders wichtig war uns, eine kurze Laufzeit für die Vergütung zu vereinbaren. Sie soll dazu dienen, gemeinsam durch das Jahr 2023 zu kommen, für das trotz der gesamtwirtschaftlichen Lage ein Aufschwung im Lufthansa Flugverkehr prognostiziert wird. Zum 31.12.2023 ist der Vergütungstarifvertrag dann mit aller Konsequenz offen.
Anhand einiger Beispiele wollen wir die Vergütungserhöhung für Euch in ihrer endgültigen Wirkung darstellen. Die prozentualen Angaben sind jeweils im Vergleich zur Vergütung vor dem TV Krise zu verstehen.
*prozentuale Steigerung jeweils inkl. der ebenfalls gesteigerten Purserzulage
Die Purser-Zulagen werden mit Wirkung zum 01.01.2023 für P1-Kolleg*innen um 30% auf dann 575 € brutto erhöht. Für unsere P2-Kolleg*innen erfolgt die Erhöhung um 20% auf dann 745 € brutto.
Spesen
Gleichzeitig mit dem Jahreswechsel zum 01.01.2023 werden auch die Spesen um 20% erhöht. Die neuen Tagessätze liegen dann für Kont bei 50,40 EUR, für Interkont bei 57,60 EUR. So sollen zumindest in einem ersten Schritt die finanziellen Belastungen hinsichtlich einer Versorgung auf Strecke und im Layover erleichtert werden.
SMK Überführung
Die immer lauter werdenden Rufe der SMK-Kolleg*innen nach einer Lösung der teilweise prekären Situation waren – zu Recht – nicht zu überhören. Die Lufthansa hat den TV SMK spätestens ab dem 2. Jahr der Einführung nicht so gelebt, wie er gedacht war, von daher konnte es hier nur eine Konsequenz geben: Er muss weg.
Dies ist uns nun gelungen.
Zum 01.04.2023 können alle im SMK beschäftigten Kolleg*innen in den MTV wechseln. Entweder in ein Teilzeitmodell, welches im Rahmen der Jahresteilzeitvergabe dieses Jahr auch allen anderen Mitarbeitenden angeboten wurde, oder sie können in Vollzeit wechseln. Die finale Abfrage hierzu wird noch dieses Jahr im CRA stattfinden, Ihr werdet entsprechend rechtzeitig informiert.
Wer im kommenden Jahr noch im SMK-Modell verbleiben möchte, zum Beispiel wegen requesteter und gewährter V-Tage, kann dies tun. Im Rahmen der Jahresteilzeitvergabe 2023 kann dann der Wunsch nach einer MTV-Teilzeit oder Vollzeit mit Wirkung für das Jahr 2024 eingegeben werden. Sollte man sich auch dann nicht entschieden haben, wird man automatisch zum 01.01.2024 in ein mit dem SMK vergleichbares Teilzeitmodell in den MTV überführt.
Spätestens zum 31.12.2023 ist der TV SMK endgültig beendet. Sollte niemand mehr über den 01.04.2023 hinaus im SMK-Modell verbleiben wollen, ist der TV SMK bereits dann endgültig beendet.
Im Zuge der Wechselmöglichkeit der SMK-Kolleg*innen in Vollzeit können dann auch alle anderen Mitarbeiter*innen einen Wechsel in Vollzeit wählen und somit auf Wunsch ihre Arbeitszeit aufstocken.
SommerPlusTeam
Wir haben Euch versprochen, eine Lösung für die SMK-Kolleg*innen zu finden, ohne dabei das Kollektiv zu belasten. Niemand soll Saisonalität aufgezwungen bekommen.
Dies ist uns mit dem SommerPlusTeam gelungen. Völlig freiwillig und für die Kolleg*innen, die gerne teilnehmen wollen, auch noch incentiviert. Wie funktioniert das?
Die Lufthansa wird in Zukunft jährlich ein SommerPlusTeam einrichten, immer für die Sommerflugplan-Periode. Daran teilnehmen können alle Kabinenmitarbeitenden, egal ob in Teilzeit (hierbei auch egal in welcher Teilzeit) oder in Vollzeit angestellt. Immer im Herbst des Vorjahres wird es eine Requestmöglichkeit zur Teilnahme am SommerPlusTeam im CRA geben.
Teilnehmen kann man entweder für zwei, drei, vier oder sieben Monate am Stück. Für die Monate, die man teilnimmt, ist man dann in Vollzeit angestellt. Nach der Teilnahme fällt man ganz automatisch aber auch wieder in sein ursprüngliches Arbeitszeitmodell zurück.
Für die Monate, in denen man teilnimmt, liegt das maximale Flugstundenlimit monatlich bei 94 Stunden, die Anzahl der freien Tage liegt bei 9 je Monat. Der Anspruch auf freie Tage im Quartal liegt bei 30 bis 32 Tagen, je nachdem, ob man in dem jeweiligen Quartal drei, zwei oder einen Monat im SommerPlusTeam ist.
Für die Teilnahme bekommen alle Kabinenmitarbeitenden pauschal pro Teilnahme-Monat 200 € brutto ausbezahlt.
Der Zugang zum SommerPlusTeam wird jährlich kontingentiert. Sollten mehr Requests als Plätze vorliegen, erfolgt der Zugang und die Auswahl zur einen Hälfte nach den niedrigsten Gehaltsstufen, um hier ganz besonders den senioritätsjüngsten Mitarbeitenden eine Chance zur Teilnahme zu ermöglichen. Zur anderen Hälfte erfolgt der Zugang nach dem Prinzip „first come, first serve“. Für P1 und P2 erfolgt die Teilnahme ausschließlich nach dem Prinzip „first come, first serve“.
Die Größe des SommerPlusTeams ist streng nach oben hin begrenzt und beträgt maximal 20% des Gesamtpersonals bei den Flugbegleiter*innen. Für Purser*innen liegt die maximale Größe des Teams bei 10% der Gruppe der Purser*innen.
Um alle anderen Mitarbeitenden hinsichtlich ihrer Dienstplanerstellung nicht zu beeinträchtigen, haben wir der Lufthansa auch eine klare Grenze gesetzt, was die Auslastung des SommerPlusTeams angeht. So darf die Flugstunden-Auslastung des SommerPlusTeams nur maximal 10% über der Auslastung des nicht teilnehmenden Kabinenpersonals liegen.
Wir glauben, dass die Einführung eines ausschließlich auf Freiwilligkeit beruhenden SommerPlusTeams allen Kolleg*innen, die im Sommer mehr fliegen und verdienen möchten, nun die entsprechenden Voraussetzungen und zusätzlich weitere Möglichkeiten einer individuellen Arbeitszeitgestaltung und Jahresplanung gibt. Und dies jeweils durch eine nur für ein Jahr geltende Veränderung - ohne Wechsel des eigenen Teilzeitmodells und ohne einer dauerhaften individuellen Arbeitszeiterhöhung im Sommer.
Neueinstellungen
Die Lufthansa möchte in den kommenden zwei Jahren neue Mitarbeiter*innen in die Kabine einstellen. Um dies zu ermöglichen und da der TV SMK keinen Bestand mehr hat, haben wir vereinbart, dass in drei verschiedene Modelle des MTV eingestellt werden kann. Einstellungen finden auch weiterhin ausschließlich unbefristet statt.
Die drei Einstiegsmodelle haben Arbeitszeitquotienten von 92%, 83% oder 75% und bedeuten, dass die/der Mitarbeitende dementsprechend ein, zwei oder drei Monate im Jahr vollständig verblockt gemäß ihrer/seiner Teilzeit frei hat. Diese freien Teilzeit-Monate müssen zwingend in der Winterflugplan-Periode liegen. Die Bewerber*innen können optieren, welche Monate sie wählen möchten, gemäß dem Angebot, welches die Lufthansa den Bewerber*innen macht. Eine Variante des Modells 92% muss dabei immer angeboten werden.
Ein Verbleib in diesen Einstiegsmodellen ist nicht zwingend, ein Wechsel in eine andere MTV-Teilzeit oder Vollzeit (sofern zu der Zeit der Belegschaft in Gänze angeboten) ist frühestens nach 18 Monaten möglich und kann ab diesem Zeitpunkt auch nicht verwehrt werden. Dies ist besonders wichtig, denn damit ist ausgeschlossen, dass Zustände wie zuletzt im SMK-Modell wieder entstehen könnten und dass Mitarbeiter*innen über Jahre gezwungen wären, in ihren Einstiegsmodellen festzustecken. Eine Teilnahme am jeweils nächstmöglichen SommerPlusTeam ist natürlich requestbar.
MTV 2a
Zu guter Letzt haben wir im Manteltarifvertrag wenige, unmittelbar erforderliche Änderungen vorgenommen. Uns war es wichtig, hier Verbesserungen zu erwirken und an den notwendigen Stellen Klarheit zu schaffen, an denen sie bisher vielleicht fehlte.
So haben wir als einen ganz wichtigen Punkt das Crew Rest (und somit auch das MCR für die Flugzeugmuster A333 und A343) jetzt in einer Protokollnotiz zum MTV 2a fixiert. Dies bedeutet, dass auf jedem Flug über 5 Stunden Dauer ein Crew Rest eingebaut sein muss. Unmissverständlich und ohne Diskussion oder irgendeine Art von Spielraum in der Lesart.
Des Weiteren haben wir am Thema Flugdienstzeiten präzisiert, dass nun, egal ob Interkont oder Kont, die Flugdienstzeit ganz klar mit dem von Lufthansa angeordneten Dienstantritt beginnt. Somit ist ausgeschlossen, dass es hier je wieder zu einem Missverständnis kommt, sollten z.B. einfach Briefingzeiten vorverlegt werden.
Sämtliche Regelungen im Manteltarifvertrag, die in irgendeiner Form eine*n Ehepartner*in betreffen, sind ab sofort so formuliert, dass sie in gleicher Form auch für eine eingetragene Lebenspartnerschaft gelten.
Die Gruppe der Gemischt-Purser wird schrittweise aufgelöst und alle noch bestehenden GP2 werden zu P2 ernannt. Dabei werden weder P1 „überholt“, noch hat dies Auswirkungen auf den Förderbedarf an P2.
Die „Tagestouren-Pauschale“ aus dem TV Sommer 2022 wird in den MTV 2a überführt. Das heißt, dass für die vierte und jede weitere Tagestour im Monat eine Pauschale von 100 € brutto ausbezahlt wird. Dies gilt, wie bisher auch, nicht für Mitarbeiter*innen, die im jeweiligen Monat ausschließlich für Eintagestouren geplant werden können.
Abschließend können wir noch vermelden, dass der Passus im TV Personalkapazität, welcher betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, wieder an Ort und Stelle ist, wo er hingehört. Dieser war durch den Krisen-Tarifvertrag aufgehoben worden, entfaltet jetzt aber wieder seine volle Wirkung im TV Personalkapazität und schützt damit umfassend die Lufthansa-Kabine.
Gremienvorbehalt
Wie bei Tarifabschlüssen üblich, so stehen auch die jetzigen Lösungen für die Kabine unter dem sogenannten Gremienvorbehalt, der beiden Seiten eine Widerrufsfrist einräumt. Im Falle der UFO wird diese Frist auch benötigt, um unter den UFO-Mitgliedern eine Urabstimmung durchzuführen, so wie wir es immer bei “großen Abschlüssen” getan haben. Über den Beginn der Urabstimmung werden wir die UFO-Mitglieder zeitnah informieren.
Dieser Newsletter war umfangreich, das wissen wir. Von daher danken wir Euch erst einmal für Eure Aufmerksamkeit. Aufgrund der vielen Details der Lösungen werden wir Euch auch im November mehrfach an Infoständen in FRA und in MUC persönlich Rede und Antwort stehen. Damit beginnen wir schon diese Woche.
Merkt Euch bereits gerne folgende Termine vor - weitere folgen:
Mittwoch, 02.11.2022, FRA, Crewkeller
Donnerstag, 03.11.2022, FRA, Crewkeller und MUC, FOC
Freitag, 04.11.2022, FRA, Crewkeller und MUC, FOC
Samstag, 05.11.2022, FRA, Crewkeller und MUC, FOC
Sonntag, 06.11.2022, FRA, Crewkeller
Darüber hinaus werden wir auch virtuelle Infostände und ein Hangout anbieten. Ihr werdet rechtzeitig vorab informiert, damit möglichst viele von Euch teilnehmen können.
Ihr seid herzlich eingeladen, uns, Eure UFO auf jedem erdenklichen Wege mit Fragen zum Tarifergebnis zu löchern, da Ihr, liebe Mitglieder letztendlich in der Urabstimmung über die verschiedenen Verhandlungsergebnisse und Tarifverträge abstimmen dürft und dafür natürlich bestens gerüstet und informiert sein sollt.
Wir freuen uns sehr, dass wir für Euch signifikante Verbesserungen erkämpfen und verhandeln konnten. Doch wir ruhen uns nicht aus, ganz im Gegenteil: Das nächste Jahr wird voller Themen für Euch und uns sein, es gibt weiterhin mehr als genug zu tun.
Für heute aber möchten wir uns einfach für Euer Vertrauen und Eure Geduld ganz ausdrücklich herzlich bedanken.
Wir sind Eure Gewerkschaft!
Eure Tarifkommission
Sara Grubisic
Lukas Kimmel
Michele Benninger
Christina Dauster
Manuel Hegel
Tobias Link
Mauro Marini
Nikolaus Moehren
Silke Tietjen
sowie Harry Jaeger (UFO Verhandlungsführer)
Stefan Schwerthelm (UFO Vorstand Tarifpolitik)
Birgit Weinreich (Mitglied der Verhandlungskommission)