Tarifvertrag zur freiwilligen Flexibilisierung der Einsatzbedingungen während des Sommers 2023
Tarifvertrag zur freiwilligen Flexibilisierung der Einsatzbedingungen während des Sommers 2023
Liebe Kolleg*innen der Lufthansa Kabine,
jede*r erinnert sich bestimmt noch gut an die Situationen im Sommer letzten Jahres. Ganz so schrecklich scheint es diesen Sommer für unsere Passagiere nicht zu laufen. Für die Einsatzplanung und Bereederung der Flüge im Hause Lufthansa ist die Not aber schon wieder mit Händen greifbar. Wir alle haben die Aufrufe zum freiwilligen Fliegen aus freien Tagen und zuletzt sogar die Ermunterung zum freiwilligen Verschieben von Urlaub gelesen. Spätestens da wird sich wahrscheinlich so manche*r Kolleg*in gedacht haben: „Wusste ich es doch…“
Uns als Lufthansa Tarifkommission wiederum hat es nach dem anfänglichen Kopfschütteln nicht erstaunt, dass die Lufthansa mit dem Wunsch, bzw. der Not auf uns zu kam, freiwillige Maßnahmen zur Rettung des Sommers 2023 tariflich festzuschreiben.
Wir erinnern an dem Punkt gerne nochmal daran, dass wir in den Tarifverhandlungen letzten Herbst ein SommerPlusTeam ins Leben gerufen haben, welches von Euch auch gerne angenommen worden wäre. Lufthansa hat aber vollmundig verkündet, man brauche dies für 2023 doch noch nicht. Nun stehen wir mitten im Sommer und schier nichts funktioniert.
Dem Lösungsbedürfnis der Lufthansa standen wir von Anfang an offen gegenüber, hilft es uns allen doch am Ende nichts, wenn Flieger mit weniger Crew als vorgesehen die Basen verlassen oder im schlimmsten Fall ganz stehen bleiben. Gleichwohl haben wir aber auch jederzeit in den intensiven Verhandlungen hierzu klar gemacht, dass es eine wirklich spürbare und auch finanziell vernünftige Incentivierung geben muss.
Folgende Maßnahmen haben wir nun vereinbaren können:
- Incentiviertes Fliegen aus Freien Tagen
- Erhöhung der Planänderungspauschale
- Abkauf freier Tage im Monat bzw. Quartal
- Erhöhung des max. Flugstundenlimits
- Kompensation für P1 für fliegen above Rank
Dies alles basiert ausschließlich auf doppelter Freiwilligkeit
- Kompensation für Crews bei Unterschreitung des Crewcomplements
Im Detail für Euch, was ab sofort bis Ende Oktober 2023 gilt:
Wer freiwillig aus freien Tagen einen Flugeinsatz übernimmt, bekommt dafür pauschal einen Betrag von 200 € als Ereigniszulage. Gleiches gilt für angeordnete Einsatzplan/Schichtänderungen des aktuellen Umlaufs nach Dienstantritt. Auch dann werden 200 € an jedes betroffene Crewmember bezahlt.
Da es Lufthansa momentan vor allem an Einsatztagen im Planverwaltungsmonat fehlt, haben wir die Möglichkeit geschaffen, dass Kolleg*innen freiwillig ihren tariflichen Mindestanspruch an freien Tagen im Monat und im Quartal unterschreiten können und sich diese Tage sozusagen abkaufen lassen.
Dabei kann der Mindestanspruch von 10 freien Tagen im Monat um bis zu zwei Tage unterschritten werden. Für die freien Tage im Quartal gilt, dass der Mindestanspruch von 34 freien Tagen maximal um 4 Tage unterschritten werden darf, weiter jedoch nicht. Es müssen also immer mindestens 30 freie Tage im Quartal gewährt sein.
Für jeden freien Tag, den Kolleg*innen freiwillig reduzieren, erhalten sie 250 € Ereigniszulage. Dabei werden sowohl die Monate einzeln betrachtet, als auch das Quartal insgesamt. Sollte also der Mindestanspruch von 10 freien Tagen im Monat unterschritten sein, kommen die 250 € pro Tag auf die Nachberechnung im Folgemonat. Am Ende des Quartals wird aber nochmals rückwirkend betrachtet und der etwaige reduzierte Anspruch der Quartalstage entsprechend auch mit 250 € pro Tag vergütet. Es sei denn, der reduzierte Quartalstag ist bereits durch eine Unterschreitung des monatlichen Mindestanspruchs abgegolten und vergütet. Die quartalsweise Rückbetrachtung stellt also sicher, dass auch die Quartalstage, die reduziert wurden, ohne dass die monatlich mindestens zu gewährenden 10 Tage berührt wurden, trotzdem vergütet werden.
Wer sich für eine der beiden Maßnahmen, Fliegen aus Frei und/oder Reduktion der freien Tage entscheidet, öffnet gleichzeitig den Stundenkorridor im betroffenen Planverwaltungsmonat bis auf 94 Stunden. Dies stellt vor allem sicher, dass durch zusätzlich übernommene Einsätze es nicht dazu kommt, dass am Monatsende Planoptimierungen durchgeführt und Mehrflugstunden reduziert werden.
Darüber hinaus haben wir vereinbart, für den Fall, dass ein P1 auf einer Langstrecke above rank den/die fehlende/n P2 ersetzen muss, eine Ereigniszulage von 100 € für den jeweiligen Umlauf ausgezahlt wird. So wird an der Stelle auch die Mehrbelastung und die ungewohnte Rolle honoriert.
Die letzte vereinbarte Maßnahme kennt Ihr schon aus dem letzten Sommer, und ist auch dieses Jahr leider unerlässlich. Die Kompensation für die Unterschreitung des veröffentlichten Crewcomplements. Sollte es also weiterhin trotz aller incentivierten freiwilligen Maßnahmen dazu kommen, dass Flieger mit weniger Crew als vorgesehen den Umlauf beginnen, wird an jedes Crewmember des Umlaufs eine Pauschale von 100 € ausbezahlt.
Für alle beschrieben Maßnahmen gilt übrigens: Die Beträge sind kumulierbar. Das heißt, egal wie oft Ihr aus freien Tagen einen Einsatz übernehmt, egal wie viele freie Tage Ihr im Rahmen der Möglichkeiten freiwillig abgebt, egal wie oft ein P1 above rank fliegen muss oder wie oft es zur Unterschreitung des Crewcomplements kommt: Alles summiert sich für Euch. Eine Maßnahme „bezahlt“ niemals auch etwas anderes, was gleichzeitig passiert, alles wird immer separat abgegolten.
Wir glauben, dass es nun endlich vernünftig honoriert wird, wenn Ihr der Lufthansa die Sommer-OPS rettet, denn von nichts anderem ist hier die Rede. Warum es erneut dazu kommen muss, möchten wir an dieser Stelle nicht weiter kommentieren. Aufgrund der aktuellen operativen Situation musste Lufthansa einsehen, dass aus den Ideen, die wir ihnen bereits länger vorgetragen haben, endlich Lösungen entstehen müssen. Diese präsentieren sich im TV Sommer 2023, der zusätzliche freiwillige Leistungen angemessen honoriert.
Wir wünschen Euch trotz allem gute Nerven und always happy landings.
Eure
UFO Lufthansa Tarifkommission