Operationelle Ratlosigkeit.
Von beendeten Verhandlungen und einem Ausblick in einen offensichtlich kalten Winter…
Operationelle Ratlosigkeit.
Von beendeten Verhandlungen und einem Ausblick in einen offensichtlich kalten Winter…
Liebe Kolleg*innen der Lufthansa Kabine,
wir müssen feststellen, dass der Lösungswille der Lufthansa inzwischen nur noch so weit reicht, wie es zwingend im arbeitgeberseitigen Interesse ist. Die Arbeitnehmerseite steht ganz offensichtlich nur noch dann im Fokus, wenn es gar nicht anders geht. Wir bedauern dies.
Kurz und knapp vorweg: Der TV Sommer 2023 endet am 31.10.2023 und wir haben diese Woche die Verhandlungen über eine mögliche Verlängerung (mit Verbesserungen) ergebnislos beendet.
Nachdem der TV Sommer nur sehr spät mit Lufthansa vereinbart werden konnte, dann aber Euch allen in der fortwährend katastrophalen OPS das Leben ein wenig erleichterte, wurde er jetzt am Verhandlungstisch zum Instrument von „Flickschusterei“. Tatsächliche operationelle Lösungen konnte LH nicht bieten.
Wir hatten seit Ende September klar gemacht, dass eine Verlängerung des TV Sommer mit uns nur machbar sein wird, wenn wir sinnvoll nachjustieren und eine Verlängerung bis maximal Ende Dezember 2023 wirkt. Nach intensiven Verhandlungen mussten wir nun feststellen, dass Lufthansa mit Blick auf die kommende Tarifrunde nicht wirklich bereit war, diesen Weg für diese zwei Monate mitzugehen.
Anfang dieser Woche hatten wir einen Stand erreicht, der eine annehmbare Lösung hätte darstellen können. Plötzlich war für die Arbeitgeberseite eine Verlängerung mit allen verhandelten Verbesserungen aber nur noch möglich, würden wir dies bis Ende Winterflugplan (März 2024) unterschreiben. UNDENKBAR für uns und so auch von Anfang an kommuniziert.
Ziel ist, die einzelnen Instrumente und vor allem Beträge des TV Sommer nachhaltig weiterzuentwickeln und in große Tarifwerke zu integrieren, anstatt hier von Monat zu Monat immer gerade so weiter zu machen, wie es Lufthansa beliebt. Im Rahmen der MTV - Verhandlungen wird sich sicher ein geeigneter Rahmen dafür eröffnen.
Vor allem aber möchten wir die kommende Tarifrunde Vergütung nicht zu Ungunsten der Kabine mit möglichen Nachwirkungen einer fortgesetzten Tarifvereinbarung zur OPS belasten. Für das OPS-Chaos ist nach wie vor einzig und allein die Lufthansa verantwortlich. Deswegen bleibt der 31.12.2023 eine absolut rote Linie für uns. Kurzfristige Lösungen, für die durch Lufthansas Fehlplanungen entstandenen bzw. sich potenzierenden operationellen Themen sind von unserer anstehenden Vergütungsrunde strikt zu trennen.
Lufthansa hatte auch keinerlei Bereitschaft gezeigt, über eine allgemeine, an alle Kabinenmitarbeitenden zu zahlende Kompensation für die katastrophale OPS seit dem Sommer 2023 zu sprechen, welche wir in die Verhandlungen anfangs mit eingebracht hatten.
Wir haben uns keineswegs leichtfertig für ein Ende der Verhandlungen entschieden. Transparent Euch gegenüber möchten wir daher hier noch den letzten Stand der Verhandlungen darlegen.
Zusätzlich zu den bestehenden Regelungen forderten wir:
- Fliegen ex Frei: Ab 1. Nov. € 300 pro zusätzlichem Dienst
- Planänderungspauschale für Kurzstreckenumläufe bereits ab 2 Stunden Abweichung vom ursprünglichen Dienstplan (Dienstbeginn / Dienstende)
- Freiwillige (!) Erhöhung des max. Flugstundenlimits auf 94 Stunden auch unabhängig von anderen Maßnahmen, um Euch z. B. das Tauschen und den Requesterhalt zu erleichtern
- Lack of Crew: Pro abgezogenem FB € 100 an die restlichen, fliegenden Crewmember, also minus 1 = € 100, minus 2 = € 200, minus 3 = € 300 Euro für Jede*n
Nun gibt es nichts.
Uns ist bewusst, dass damit die positiven Aspekte des TV Sommer 2023 ab kommenden Mittwoch, den 01.11.2023 NICHT mehr bestehen.
Die bisherigen Kompensationen fallen entweder komplett weg oder auf ein nicht mehr zeitgemäßes Niveau zurück. Die Bereitschaft zur flexiblen Verfügbarkeit, früheres Fliegen und Fliegen ex Frei wird sich leider für die Mitarbeitenden nicht mehr lohnen. Der Stundenkorridor ist einfach wieder der Stundenkorridor, mit aller Unflexibilität, was Tauschen und Requesterhalt angeht. Lack of Crew: Wir können nur an alle Purser*innen appellieren, dies in der Belastung der Crew wirklich deutlich zu berücksichtigen, denn einen Ausgleich auf dem Konto wird es nicht mehr geben.
Nochmal: Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, kommen jedoch mit Lufthansa hier offensichtlich nicht zum Ziel. Falls die Lufthansa wider Erwarten an dieser Stelle doch noch zur Vernunft kommt, weiß sie, wie sie uns erreichen kann.
Was wir hier aber ganz deutlich zum Ausdruck bringen möchten ist, dass wir nicht mal im Ansatz Verständnis für das Verhalten der Lufthansa haben. Sorgenvoll blicken wir auf eine katastrophale OPS, die bisher nur mit “Ach und Krach” durch uns alle mit Hilfe der Maßnahmen des TV Sommer irgendwie möglich gemacht wird. Noch...
Wie die Verantwortlichen der Lufthansa nun die OPS im November und Dezember darstellen wollen, bleibt allein ihr Geheimnis. Falls die Zeit bis zum Jahresende operationell nun noch deutlich unruhiger werden wird, wovon wir fest ausgehen, liegt die Verantwortung dafür einzig und allein auf Arbeitgeberseite.
Wir nehmen diese neueste Entwicklung unbefriedigt zur Kenntnis und fokussieren uns dann ab November auf die Tarifrunde Vergütung. Und dafür verlassen wir uns auf Euch alle. Wir benötigen eine zusammenstehende Kabine, denn es geht um uns. Es geht nur geeint. Darauf zählen wir. Genauso wie Ihr auf uns zählen könnt.
Bis ganz bald,
Eure
Lufthansa-Tarifkommission
Lukas Kimmel, Mauro Marini, Michele Benninger, Christina Dauster, Manuela Faber, Manuel Hegel, Nikolaus Moehren, Stefan Schwerthelm und Silke Tietjen