News rund um AR, HV
und den aktuellen Verhandlungsstand
Inhalte dieses Artikels:
- Bericht von der Hauptversammlung und der Aufsichtsratssitzung der DLH um den 30.04.2015
- Staffelübergabe im Aufsichtsrat
- Moratorium und weitere Vorgehensweise Agenda-Kabine und Versorgungsschlichtung
Bericht aus der Aufsichtsratssitzung und der Hauptversammlung
Der tief sitzende Schock, den das Unglück vom 24. März auslöste und das unsere Crew und die Passagiere in den Tod riss, prägten auch die vergangene Aufsichtsratssitzung sowie die am nächsten Tag folgende Hauptversammlung. Für Uwe Hien war dies seine letzte Aufsichtsratssitzung und deshalb gab er im Rahmen einer Diskussion im Aufsichtsrat zum Thema „Five Stars“ dem Vorstand letztmalig noch etwas mit auf den Weg: Er erinnerte daran, in einem Dienstleistungsunternehmen niemals die Perspektive der Kunden außer Acht zu lassen. Er betonte, dass die Crewmitglieder mithilfe von Hardware an Bord die Möglichkeit haben müssen, gezielte Informationen über unsere Kunden verwenden zu können, um so eine besondere und persönliche Betreuung zu gewährleisten. Das PMD und Altea leisten dies gerade nicht!
Auf der Hauptversammlung eröffneten sowohl Herr Mayrhuber als auch Herr Spohr ihre Berichte mit dem Gedenken an die Opfer und Hinterbliebenen. Nach einer Schweigeminute dankte Herr Mayrhuber allen Helfern, den SAT-Teams und den Crews im Einsatz, dem gut funktionierenden Krisenstab und unserem Vorstand, der uns in dieser Zeit vorbildlich vertreten hat. Herr Spohr zitierte am Anfang seiner Rede noch einmal die treffende Beschreibung von Bundespräsident Gauck aus seiner Trauerrede im Kölner Dom, die deutlich macht, dass wir als Airline unbedingt auf das Vertrauen unserer Passagiere angewiesen sind. ".... Und wenn hier, an dieser empfindlichen Stelle, Vertrauen missbraucht wird, dann trifft uns das ins Mark.“ Er versprach, den Angehörigen der Opfer beizustehen und ihnen zu helfen - auch langfristig.
Er dankte für die große Unterstützung unserer Kunden, die Treue und Loyalität bekundet sowie Kollegen und Partnern aus der Branche, die unsere Fassungslosigkeit geteilt haben. Er dankte der Politik, die schnell und unbürokratisch gehandelt hat und allen Menschen, die ihre Anteilnahme und ihr Vertrauen in uns bekundeten und er versprach, dass wir als Unternehmen aus diesem Unglück lernen werden. Herr Spohr räumte ein, dass er sich vor einem Jahr nicht hätte vorstellen können, einen so schweren Start zu haben. Die Ergebnisprognosen mussten nach unten korrigiert werden und die Anteilseigner mussten akzeptieren, dass aufgrund der Dividendenpolitik der Lufthansa dieses Jahr keine Dividende gezahlt würde. Er hob hervor, dass er uns als seine Mitarbeiter für ein nicht kopierbares Asset für das Unternehmen halte, die zu den Besten der Branche gehören, an Bord und am Boden. Und er mahnte, dass nur dann sichere Arbeitsplätze für die Mitarbeiter zu schaffen sind, wenn wir nachhaltig wettbewerbsfähigere Strukturen im Unternehmen schaffen. Der VC bot er öffentlich die Gesamtschlichtung zu allen offenen Tarifverträgen an und warb damit für einen friedlichen und gemeinsamen Weg.
Die Reden der Aktionäre waren ebenfalls geprägt von dem Verständnis, dass das Unglück das Lufthansa getroffen hat, die Dinge in ein relatives Licht setzt. Es wurde immer wieder betont, dass heute nicht der Tag der lauten Töne und der heftig vorgetragenen Kritik sei. Zufrieden mit den wirtschaftlichen Ergebnissen war keiner der Redner. Die Entwicklung des Aktienkurses wurde stark kritisiert, verbunden mit der Forderung, durch strukturelle Maßnahmen den Konzern wieder wertorientierter zu gestalten. Ein Redner betonte, dass er die VC Mitglieder des Aufsichtsrates nicht entlasten wolle, an dieser Stelle gab es Applaus aus dem Publikum und andere gingen sogar soweit vorzuschlagen, diese sollen wegen des Interessenkonfliktes, in dem sie stehen, ihr Mandat zurückgeben. Lufthansa habe als "Pilotenpensionssicherungsverein" keine Chance am Markt, das waren sicherlich zugespitzte Wortbeiträge. Sie zeigten aber den Ärger und das große Unverständnis der Anteilseigner für die jüngste Politik der VC.
Gegen Ende der fast fünfstündigen Aussprache ergriff Nicoley Baublies als einer der letzten Redner das Wort. Er verwies auf die anwesenden Gewerkschafter aus Österreich, der Schweiz und Italien, mit denen die UFO vor der HV zwei Tage zusammen an gemeinsamen Konzepten im LH-Konzern gearbeitet hatte und machte deutlich, welch engen Kontakt die UFO inzwischen mit diesen Gewerkschaften und Betriebsräten pflegt. Er mahnte zudem eine fairere Tarifpolitik im Konzern an: „Wohlwissend, dass die Tarifhoheit an Ländergrenzen endet, stellen wir als UFO mit unseren Partnergewerkschaften sicher, im Konzern tarifpolitisch einen gemeinsamen Weg zu gehen, um uns nicht weiter gegeneinander ausspielen zu lassen.“ Damit erteilte er einer Abwärtsspirale, die uns in den unterschiedlichen Ländern gegeneinander ausspielt, eine klare Absage.
Nicoley Baublies führte aus, dass die Agenda-Kabine für einen friedlichen und gemeinsamen Weg stehen soll und forderte als Antwort des Konzerns auf diese Vorgehensweise der UFO eine Perspektive für alle Mitarbeiter im LH Konzern. Von Arbeitskämpfen und deren möglichen Folgen allerdings sind ebenfalls alle Mitarbeiter betroffen. Deshalb mahnte er am Ende seiner Rede noch einmal sehr deutlich in Richtung Vorstand, der für 100.000 Mitarbeiter jenseits des KTV eine Verantwortung trägt und sagte wörtlich: "Über diese müssen sie auch wachen!".
Auch auf der diesjährigen Hauptversammlung wurden alle Fragen ausführlich beantwortet, der Vorstand wurde mit 99,5 % der angegebenen Stimmen entlastet, der Aufsichtsrat mit 99 %. Auch den weiteren Anträgen wurde die Zustimmung erteilt und damit wurde auch der Finanzchef von Fresenius, Stephan Sturm, als Anteilseignervertreter in den Aufsichtsrat berufen.
Insgesamt war dies eine zwar kritische, aber aufgrund des Unglücks, eine unaufgeregte und damit angemessene Hauptversammlung.
Es grüßen aus dem Aufsichtsrat
Birgit Weinreich und Uwe Hien
Next Generation
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
in jeder Rolle, in jeder Aufgabe darf und muss man reflektieren, wann der Zeitpunkt zur Staffelübergabe gekommen ist. Nachdem ich im Mai 2011 aus der Personalvertretung ausgeschieden bin, hatte ich mich lediglich aufgrund des Vertrauens in die Fähigkeiten des "neuen UFO-Vorstands" von 2012 bereit erklärt, noch die ein oder andere politische Aufgabe zu übernehmen. Mit dem 1. Mai 2015 nun möchte ich die letzte operative Aufgabe in der Politik im Hause Lufthansa aufgeben. Es ist als Generationswechsel geplant. Auch meine langjährige Weggefährtin und Kollegin Ilona Ritter von der VC - eigentlich wollten wir gemeinsam "von Bord"- hat ja vor kurzem das Staffelholz im AR an den CLH-Piloten Marquardt weitergegeben. Wir sind die letzten "Tarifmenschen", die schon den Beginn der Privatisierung ab 1990 mit der dramatischen Sanierung 1992 auf Arbeitnehmerseite begleitet haben. Die Art und Weise der Politik, der Entscheidungsfindung und des Umgangs mit den Medien hat sich kolossal verändert. Jetzt sind die gefragt, die damit groß geworden sind.
Lieber Nic, Du wirst das Staffelholz übernehmen und das find ich gut so - im Sinne der Kabine! Ich werde noch eine gewisse Zeit der UFO als Berater weiter zur Verfügung stehen, u.a. für das Thema Versorgung, aber auch in weiteren Projekten, die wir gemeinsam angehen wollen.
Und die Münchner Kabinenkollegen müssen noch bis Ende Februar 2017 mit mir rechnen, in meiner Rolle als P2.
Es tut mir leid, dass wir alle, die eine Disharmonie, eine Intrige oder was auch immer hinter der Staffelübergabe vermuten, enttäuschen müssen.
Beste Grüße an die, deren Vertrauen ich genießen durfte - gebt es weiter.
Uwe
Moratorium und weitere Vorgehensweise Agenda-Kabine und Versorgungsschlichtung
Am Tag der Germanwings-Katastrophe haben wir das letzte Mal mit dem Arbeitgeber über die Agenda-Kabine verhandelt. Die Schlichtung zur Versorgung sollte in der letzten März-Woche ebenso beginnen. In einem Brief aller Gewerkschaften und der LH haben wir dann mitgeteilt, dass es zunächst eine Unterbrechung aller Verhandlungsthemen geben wird. Diese Zeit hat es sicherlich gebraucht. Nun ist es allerdings ebenso dringend geboten, dass wir uns wieder mit den drängenden Themen jenseits des Absturzes beschäftigen.
Es gab in der vergangenen Woche bereits Gespräche, die sich mit dem Wiedereinstieg in die Verhandlungen, der Wiederaufnahme des Alltags beschäftigt haben. Wir haben sowohl mit den anderen Gewerkschaften als auch mit der Lufthansa an einem inhaltlichen und strukturellen Fahrplan gearbeitet. Fest steht, dass nun die Versorgungsschlichtung am 11.5. ihren Auftakt haben wird und wir in den kommenden 6 Wochen auch zu den weiteren, konzernweiten Themen der Agenda-Kabine weiterkommen müssen. Die ursprüngliche Zeitschiene, die bis Mai geplant war, muss nun selbstredend um die Zeit des Moratoriums verlängert werden.
Wir werden also im Mai und Anfang Juni intensive Verhandlungsrunden führen, die der Unsicherheit und den weiter ungelösten Themen Antworten entgegensetzen soll.
Es ist wahrzunehmen, dass auch die Geschäftsleitung sehr daran interessiert ist, dass es in einer anderen Art und Weise weitergeht. Dieses Interesse müssen wir nun gemeinsam in zukunftssichernde, faire Vereinbarungen tragen. Wir nehmen diese schwierige Aufgabe gerne auf und hoffen, dass sich dies auch in anderen Bereichen realisieren lässt, damit wir uns sehr bald alle gemeinsam in unserer Arbeit auf unsere Kunden und den teilweise nicht fairen Wettbewerb konzentrieren können. Wir als Kabine scheuen uns nicht, die Lufthansa und ihre Töchter auch in diesem sehr schwierigen Umfeld weiter zu tragen, was das Erlebnis an Bord betrifft. Dazu brauchen wir jedoch Planungssicherheit und zuverlässige Lösungen. Wir werden mit aller Kraft an solchen Lösungen arbeiten und Euch weiter auf dem Laufenden halten.
Eure UFO