United we stand!
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Nach der Pressekonferenz vom vergangenen Montag (hier anschauen) haben uns per Facebook, Email, Telefon, Twitter, whatsapp, persönlich im Crewkeller und jedem anderen erdenklichen Kanal unheimlich viele und überwältigende Rückmeldungen erreicht, die uns bestärken und bestätigen. Wir selbst sind ebenfalls noch immer traurig, enttäuscht und wütend über das Verhalten von Lufthansa. Nach zwei Jahren die Mitarbeiter so vor den Kopf zu stoßen, ist ein herber Schlag, den wir gerade alle spüren.
Presse und Öffentlichkeit reagieren bisher überwiegend positiv auf unsere Streikankündigung und nehmen unseren Weg und wie wir an den jetzigen Punkt gekommen sind, gut auf. Natürlich versucht Lufthansa mit ihrer eigenen Maschinerie dagegen zu halten.
Zwar haben wir eine Propagandaschlacht erwartet, doch über die Faktenferne und das Niveau auf dem diese geführt wird, sind wir ernstlich verwundert. Wir werden auf solch einen Pfad nicht einschwenken, sondern Euch umfassend und nach bestem Wissen und Gewissen informieren. Wir können nur sagen, dass wir uns so viel Kreativität im Verhandlungsraum gewünscht hätten, wie diese nun in der Verunglimpfung unserer gemeinsamen Interessen an den Tag gelegt wird. Lasst Euch nicht von einzelnen Berichten verunsichern - wir alle wissen was auf dem Spiel steht.
Bezeichnend ist in unseren Augen die von Lufthansa fast schon reflexartige Ankündigung alle juristischen Möglichkeiten zu prüfen. Zusammen mit der Basta-Ansage "es wird kein weiteres Angebot geben", haben wir einen sehr guten Eindruck davon bekommen, was wir von der zuständigen Vorständin - Bettina Volkens - zu erwarten haben. Fast noch ein wenig beeindruckender ist ihre unverhohlene Drohung in einer Pressemitteilung: "Sollte es tatsächlich zu dem angekündigten Streik kommen, würde die UFO damit unsere Angebote zur Alters- und Übergangsversorgung ablehnen. Wir sind dann an diese nicht mehr gebunden". Vielleicht erklärt sich so dem einen oder anderen von Euch, warum wir mit ihr zu keiner Lösung gekommen sind.
Können wir über alles sprechen?
So umfassend wir Euch informieren wollen, so sehr kann uns eine rückhaltlose Kommunikation in den Rücken fallen. Lufthansa hat, wie oben erwähnt, bereits zu diversen Gelegenheiten bekundet, dass sie alle juristischen Register ziehen wird. Wenn wir ihre Anschuldigungen bzgl. des gescheiterten Pakets aufgreifen, könnte das ernste Folgen haben. Vor Gericht wurde gegenüber der VC vor allem damit argumentiert, dass VC noch beim Streik zur Versorgung über andere Themen kommuniziert hat. In den vergangenen zwei Jahren haben wir versucht die umfassendsten Reformen der Firmengeschichte umzusetzen. Dabei ging es um Vieles, um Kompromisse, darunter um Themen, die nicht in Tarifverträgen stehen.
Das ist jetzt leider Geschichte. Es geht von nun an nur noch sehr kleinteilig um einzelne Tarifverträge, die separat voneinander gelöst werden und mit der Alters- und Übergangsversorgung geht es jetzt in dem drohenden Arbeitskampf um das wichtigste Thema von allen, denn hier will uns Lufthansa so richtig ans Leder. Darüber können auch Schaubilder nicht hinwegtäuschen. Wenn es wasserdichte und gute Vertragsangebote dazu gäbe, könnte Lufthansa diese sicherlich vorweisen und wir hätten diese freilich angenommen.
Niveaulimbo in Reinform
Lufthansa versucht mit der Verdrehung und Falschdarstellung von Inhalten den Eindruck zu erwecken, es ginge oder ging der UFO in der Vergangenheit um andere, mitunter rein politische Themen, und will uns in die Diskussion darüber verwickeln. Das ist offensichtlich der Versuch die UFO inhaltlich, ggf. auch juristisch in die Enge zu bringen. Auf jeden Fall ist es der Versuch, Euch gegen die UFO aufzubringen. Wir haben jede unserer Forderungen, die verhandelt oder irgendwie besprochen wurde, an Euch kommuniziert. Fallt nicht auf diesen Täuschungsversuch herein. Informiert Euch gegenseitig, fragt auch Eure Kollegen im Layover - Piloten und Kabine können sich hier gegenseitig wesentlich umfassender auf Stand bringen, als es der reine Vergleich von Kommunikationen je imstande wäre.
Wir haben der Lufthansa am Montag unsere Tarifforderung (hier nachlesen), die unserer Einschätzung nach vor allem juristisch einwandfrei ist, zur Versorgung übermittelt. Diese beinhaltet nun natürlich nicht mehr die Kompromisse, die wir vor dem Scheitern des Gesamtpakets angeboten haben.
Die kommende Zeit wird schwierig und verlangt von uns viel Ausdauer. Alleine werden wir diesen Kampf nicht aushalten, weshalb es herauszufinden gilt, wo die Interessen aller Berufsgruppen betroffen sind. Wir sitzen alle im selben Boot. Siehe dazu die heutige Solidarnote der VC auf unserer Homepage, für die wir uns sehr bedanken. Wir sind unterschiedliche Wege gegangen aber am selben Punkt angelangt. Auch ver.di hat in der Presse sehr deutlich den Vorschlägen der Lufthansa zur Altersversorgung eine Abfuhr erteilt. Wenn wir also Lufthansa meinen, dann meinen wir auch die Kollegen im Terminal und den Bürogebäuden, ganz vorne links und rechts und auf dem Vorfeld.
Mis en place
Wie im Fliegeralltag ist es auch bei einem Streik immens wichtig auf alles gut vorbereitet zu sein. Wir haben dazu die bekannte Streikfibel (hier aufrufen - vorher einloggen!) um Aktuelles ergänzt und werden ihre Fortentwicklung konsequent betreiben. Die Lektüre dieser Informationen können wir jedem wärmstens ans Herz legen. Ihr werdet hier auf fast alle Eure Fragen eine Antwort finden. Insbesondere zu Euren Rechten und Pflichten im Arbeitskampf.
Bei allen Streiktagen wird immer eine Streikleitung und deren Helfer anwesend sein, die Euch Fragen beantworten kann.
Gültigkeit des MTV2
So ist es grundsätzlich nicht nötig zu einem bestreikten Ereignis anzureisen. Erst am Ende des Streiks und auch nur dann, wenn ihr einen Original-Einsatz im Plan habt, müsst ihr vor Ort erscheinen.
Denkt bitte immer daran: Ein Streik ändert nichts an der Existenz und der Wirkung des MTV! Fliegen aus den freien Tagen, an Strichtagen, OFF-Tagen ist auch bei einem Arbeitskampf nichts, was von Euch verlangt werden kann. Sollte vor Eurem Umlauf klar sein, dass ihr in Eure OFF-Tage, die MTV-Strichtage oder den Urlaub fliegen sollt, könnt ihr den Umlauf ohne wenn und aber ablehnen. Das gilt auch und vor allem für einen zugeteilten Umlauf nach einem Streik.
Krank und Streik
Solltet ihr bereits krank sein oder an einem Streiktag krank werden, macht Euch keine Sorgen. Wer krank wird, muss sich eben auch genau mit der Krankmeldung beim Einsatz abmelden (wenn keiner erreichbar ist, reicht ein Versuch und eine Mail an euren Teamleiter oder den OPS-Desk (fraops-deskkabine@dlh.de).
Streik hin oder her - wer krankgemeldet ist, gilt nicht als streikend und muss daher auch keine der sonstigen Pflichten im Streikfall erfüllen oder mit Streikgeldabzug rechnen.
Lasst Euch da bitte von Niemandem verunsichern. Ein Arbeitskampf ist zwar immer Ausnahmesituation, doch eben kein Katastrophenzustand. Jedoch könnt ihr an Demonstrationen und Kundgebungen teilnehmen wenn ihr krank seid oder OFF oder Urlaub habt - natürlich dann ohne Gehalts-Abzug. Wer sich etwa die linke Hand geprellt hat, kann zwar nicht fliegen, aber mit der rechten ein Schild und mit dem Mund eine Trillerpfeife bedienen. Das Eine hat mit dem Anderen so lange nichts zu tun, wie Eure Genesung nicht beeinträchtigt ist. Und was Euch gut tut oder nicht, wisst Ihr im Zweifel selbst am besten.
Streikgeld
Für Euren Verdienstausfall erhaltet ihr als UFO-Vollmitglieder Streikgeld nach Maßgabe unserer Leitlinie Arbeitskampf (hier nachlesen). Voraussetzung dafür ist der sogenannte Gewerkschaftsbeitrag in Höhe von 1% der Bruttogrundvergütung. Wer jetzt noch auf 1% umstellt, bekommt ohne Wartezeiten Streikgeld. Gleiches gilt für alle Neueintritte, die jetzt zur UFO kommen. Eine Mitgliedschaft die sich auszahlt für alle Beteiligten.
Soziale Härtefälle im Einzelfall hat der UFO-Vorstand auch in der Vergangenheit immer über das Streikgeld hinaus kompensiert. Das wird auch dieses Mal der Fall sein. Anträge und Hinweise zum Thema Streikgeld werden rechtzeitig veröffentlicht.
Gerüchte – mit Absicht gestreut
Über den Versuch einen Keil in die Belegschaft zu treiben.
Lufthansa hat nun erstmalig in der Auseinandersetzung der letzten zwei Jahre, eine Info- Droh- und Charme-Offensive gestartet. Schön wäre dieser Ehrgeiz in den Verhandlungen gewesen.
Auf die einzelnen Punkte was man uns alles Tolles angeboten habe oder um was es der UFO eigentlich gehe, können und werden wir nicht eingehen. Lufthansa hat bereits angekündigt und bei der VC durchgezogen, alle juristischen Register zu ziehen. Wir haben uns nach dem Scheitern der Gesamtlösung auf das wichtigste Thema konzentriert und werden mit Lufthansa nun nicht über vergossene Milch streiten. Das dient nur dazu Euch zu verunsichern. Wenn Lufthansa uns wirklich irgendwann in den letzten Jahren etwas Vernünftiges angeboten hätte, dann wären wir sicherlich nicht gescheitert. Und - nein, wir haben keine derart unsinnigen Ideen eingebracht, wie sie der Presse teils mitgeteilt und im Einzelnen auch von dienstbeflissenen Teamleitern an ihre Mitarbeiter rumgemailt werden. Im Nachhinein ist es einfach, aus wachsweichen Ideen konkrete Angebote zu machen (wo ist der Nachweis dazu?). Außerdem verschweigt Lufthansa sämtliche Klinken. Wo schreibt die Geschäftsführung, dass sie als Grundvoraussetzung eine weitere 20%-ige Kosteneinsparung bei allen gefordert hat? Wo schreibt Lufthansa, dass die großartige Versorgung mit enormen Risiken einhergeht und größtenteils nur eintritt, wenn die Zinsen wieder enorm steigen und bis 67 durchgearbeitet wird? Das sind nur wenige Beispiele. Das Interview, mit dem man versucht, Euch weis zu machen, dass UFO auf Kosten der Passage-Mitarbeiter Forderungen gestellt hat für andere Airlines, ist schlicht eine Frechheit - vom Stil der derzeitigen LH-Kommunikation ganz zu schweigen.
Neben den öffentlichen Schaubildern und Videos entstehen allerdings auch absichtlich gestreute Gerüchte. Einigen davon möchten wir hier entgegenhalten.
Die UFO lehnt zu Gunsten der Jungen ein gutes Angebot der LH ab!
Wir wollen uns einem Gerücht stellen, dass UFO zu Lasten älterer Kollegen ein „tolles“ Angebot der LH zur AV/ÜV ausschlagen würde. Lufthansa trägt vor, dass Euch ein Angebot vorliegt, mit welchem in Zukunft bei einer Verlängerung ein höherer Geldbetrag angespart werden kann und somit sogar eine Altersversorgung von fast 100% des letzten Gehalts möglich ist. Unterstellt wird, dass wir dieses Angebot gerade zu Lasten der dienstälteren Bestandsmitarbeiter ausschlagen würden oder gar für andere Ziele außerhalb der LH kämpften.
Solche Aussagen entbehren jeder Grundlage.
Das Angebot deckt sich an dieser Stelle mit unserer Forderung - den älteren Kollegen eine Möglichkeit des Ausgleichs von Lücken zu bieten. Allerdings ist das Angebot der Lufthansa an dieser Stelle fehlerhaft. Schaut euch die Fußnoten in den Schaubildern an. Auch in unserer Forderung erhaltet ihr eine höhere Rente als bisher, wenn ihr länger arbeitet und das Geld geht nicht wie bisher „verloren“. Dies ist in dem von Lufthansa geforderten neuen System aus rechtlichen Gründen übrigens auch gar nicht mehr anders möglich.
Gerade ältere Kollegen brauchen darüber hinaus zusätzliche Absicherungen. Je näher jemand an der Rente ist, desto weniger können die Rentenlücken wegen der Rente mit 67 ausgeglichen werden - hier müssen wir zu Gunsten der Dienstälteren umverteilen, da Jüngere noch mehr Zeit haben vom neuen System zu profitieren und/oder ihre Lebensplanung gegebenenfalls von 55 auf 56 zu ändern (ein rechnerischer Abschlag bei Ausscheiden mit 55 für junge Kollegen war in unseren Augen der Beitrag Jüngerer) - dazu ist LH nicht bereit.
Eine weitere Hauptproblematik betrifft das Risiko, welches sich verwirklicht, falls nicht alle Rahmenparameter des Lufthansaangebotes erreicht werden. Auf jedem Rentenbescheid den Ihr jährlich bekommt, werden unterschiedliche Renten bei unterschiedlichen Verzinsungen ausgewiesen - die Differenzen sind mitunter gewaltig. Und genau darum geht es: Lufthansa verschweigt dieses Zinsrisiko in der Darstellung Ihres Angebotes. Es fehlt schlichtweg der Beipackzettel mit den Nebenwirkungen zur Medikamenteneinnahme. Lufthansa schiebt das Risiko in Richtung der Mitarbeiter, wenn die Zinswerte nicht erreicht werden. Und dieses Risiko ist umso höher, je kürzer die Zeit bis zum Eintritt in die ÜV ist, denn Zinschancen verwirklichen sich eben am besten über einen langen Zeitraum. Wem diese Zeit fehlt, ist damit nicht nur nicht geholfen, sondern eher geschadet. Völlig absurd wird es, wenn betrachtet wird, dass unser letztes Angebot mit allen nötigen Absicherungen, der Lufthansa noch immer jedes Jahr mindestens 70 Millionen Euro eingespart hätte. Dazu haben wir bereits detailliert in Hangouts und separaten Veröffentlichungen berichtet.
Der langen Rede kurzer Sinn: Wir fordern mehr für Euch als Lufthansa anbietet.
Das LH-Angebot ist für Niemanden ausreichend !
Glaubt Ihr wirklich, wir würden jemals für weniger als das was Lufthansa anbietet, streiken?
Streiken bringt doch nichts!?
Herr Kolhagen beteuert in seinem heutigen Video, dass ein Streik nichts bringt. Die Streiks der VC haben schließlich auch zu keinem Tarifvertrag geführt sagt LH. Was soll der Kabinenstreik nun bringen? Wir können Euch nicht garantieren, dass wir eine Lösung am Ende der drohenden Streikwoche haben.
Doch nach zwei Jahren des Verhandelns haben wir unter Mithilfe von Wirtschaftsprüfern, Moderatoren und Schlichtern, einen umfassenden Verhandlungsstand erreicht. Dieser Verhandlungsstand, ausgedrückt in unserem letzten Angebotspaket, ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht abzulehnen. Was wir jetzt sehen ist, dass alle Berufsgruppen des Konzerns über ganz unterschiedliche Wege in die gleiche Sackgasse geraten sind. Wir haben damit eine gute Chance, gerade weil die Kabine so lange verhandelt hat, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass es eben nicht an einzelnen Mitarbeitergruppen, sondern an den „hidden agendas“ des Vorstands liegt. Diese Auseinandersetzung wird nicht schnell vorbei sein. Aber sie wird, wo auch immer möglich, gemeinsam ausgetragen, wozu auch eine vertrauensvolle Einigkeit der Kabine insgesamt nötig ist.
Was kann passieren? Die Presse berichtet schon jetzt, dass wir es zwei Jahre friedlich versucht haben; dass wir Einsparungen ermöglicht haben. Irgendwann, vielleicht erst in Wochen oder Monaten, werden Analysten, Aufsichtsräte und nicht zuletzt Kunden ebenfalls aufbegehren. Aufbegehren gegen diesen Weg des Vorstands, gegen seine Mitarbeiter vorzugehen. Vor allem aber dagegen, dass Volkens Geld am Tariftisch liegen lässt, nur um ihre Bastapolitik fortsetzen zu können. Das muss der Aufsichtsrat, die Analysten und die gesamte Öffentlichkeit verdeutlicht bekommen.
Wir werden Euch, wenn es so bleibt wie jetzt - wir also nichts von Lufthansa hören, spätestens Freitag über Details der weiteren Vorgehensweise informieren.
Vielen Dank für Eure Unterstützung.
United we stand!
Eure UFO