Vergabe
Teilzeit und SMK-Wechsel
1.1. Teilzeitvergabe unlogisch und in Teilen rechtswidrig
Lufthansa will dieses Jahr alle Teilzeitmodelle anbieten. Das hört sich erst einmal phantastisch an, ist aber eine Mogelpackung sondergleichen.
Saisonalität bedeutet nichts anderes als: Im Sommer mehr, im Winter weniger Flugprogramm. Der Unterschied zwischen den Flugplänen ist heute stärker als früher, was zu deutlichen Unterschieden an Personalbedarf für Sommer- und Wintermonate führt. Um dem zu begegnen, kann entweder der Personalkörper in seiner Verfügbarkeit angeglichen werden oder es kommt zu unverhältnismäßigen Schwankungen der Stundenauslastung zwischen Sommer und Winter.
Gerade weil diese starken Schwankungen auch LH-seitig vermieden werden sollen, wird die Gewährung von Teilzeit in diesem Jahr nach unserer Einschätzung eine Katastrophe. Alle Modelle einfach so anzubieten, und damit zu suggerieren man könne alles haben, nur um dann willkürlich an ein paar Kollegen etwas zu vergeben und den Rest in die Röhre schauen zu lassen, ist unlauter und unnötig.
Denn Quoten zu einzelnen Modellen werden gewürfelt und die Vergabe einer begehrten Teilzeit hängt für den Einzelnen fast nur davon ab, ob zufällig das richtige Modell im richtigen Monat gewählt wurde. Denn in diesen Modellen sind in der Regel nur wenige Plätze verfügbar. Wurde das "falsche" Modell für den "falschen" Zeitpunkt beantragt, wird der Antrag einfach abgelehnt. Das ist russisches Roulette bei der Abgabe des Teilzeitwunsches.
Statt hier nach Seniorität vorzugehen und dienstälteren Kollegen auch begehrte Teilzeiten zu gewähren, wird hier künftig mit dem Gießkannenprinzip agiert. Das führt zu einer loose-loose-Situation, die ganz einfach zu vermeiden wäre. Es ist nach wie vor Alltag, dass auch sehr dienstjunge Kollegen problemlos jederzeit in M1, M2 oder M4 gehen. Das führt nicht zum tarifvertraglich vereinbarten Ausgleich der Saisonalität und obendrein dazu, dass selbst sehr dienstalte Kollegen keine begehrten Teilzeiten bekommen. Von erhöhten Urlaubsquoten im Sommer ganz zu schweigen.
Wenn Seniorität das entscheidende Kriterium wäre, um saisonale vs. nicht-saisonale Modelle zu vergeben, wäre der gesamte Personalkörper gleichmäßiger planbar. Vor allem ist Seniorität ein akzeptiertes Kriterium zur Vergabe von Teilzeit. Alle könnten kalkulierbare Mehrflugstunden von beispielsweise 6 bis 8 Stunden im Monat erhalten, Urlaubsquoten im Sommer erhöht und unproduktive Unterstunden vermieden werden. Vor allem könnte so auch ein Großteil der SMK-Kollegen, die teilweise seit 2016 im SMK-Modell fliegen, bei einem Wechsel in den MTV2 berücksichtigt werden.
Genau darüber haben wir in den vergangenen Wochen mit LH verhandelt. Wir haben LH auch rechtzeitig davor gewarnt, dass dieses zeitkritische Thema auf sie zukommt. Am Ende vieler Gespräche hat uns LH zwar in fast allen Punkten recht gegeben, sieht sich aber nicht in der Lage, kurzfristig eine andere Vergabe überhaupt nur zu versuchen. Warum auch immer das so ist – es ist auf jeden Fall inakzeptabel. Es werden tausende Mitarbeiter frustriert, man gibt unnötig zig Millionen aus und setzt sich dem Risiko aus, dass das Vergabeverfahren auch vor Gericht nicht halten wird.
1.2. SMK im Sommer nicht ausgelastet – fehlende Mehrflugstunden
Neben der Tatsache, dass wegen des Vorgehens von LH voraussichtlich keine SMK in den MTV2 wechseln können, haben wir viele Rückmeldungen zur Auslastung der SMK in den Sommermonaten bekommen. Deshalb haben wir uns von der Geschäftsleitung die Flugstunden der SMK-Kollegen aus dem Jahr 2017 vorlegen lassen. Statt der vorhergesagten und gewollt durchgehend hohen Auslastung der SMK im Sommerflugplan, die zu einer Mehrflugstundenanzahl über das Gesamtjahr von gut 200 Stunden führen würde, kamen z.B. die SMK-FB in FRA gerade einmal auf rechnerische 58 Mehrflugstunden im ganzen Jahr – in Ausnahmemonaten fliegen SMK sogar im Schnitt weniger als die Kollegen im MTV2. Das ist gerade einmal ein Viertel des realistisch Möglichen. Dadurch, dass die tarifvertraglichen Möglichkeiten der SMK-Kollegen aber im Sommer nur zu einem Viertel ausgeschöpft sind, benötigt man natürlich das Vierfache an Flugbegleiter im TV SMK. Das ist dramatisch und ließe sich problemlos abstellen und eine große Anzahl SMK-Kollegen könnten in den MTV2 wechseln. Auch wirtschaftlich ergibt diese Vorgehensweise keinen Sinn. Es wäre LH nicht einmal aufgefallen, hätten wir die Zahlen nicht eingefordert. Wir müssen vermuten, dass dies in 2018 nicht anders sein wird. Es wird also einfach ein eindeutig falsches Vorgehen fortgesetzt.
1.3. Personalmengenplanung
Ein weiteres Problem ist, dass die Personalmenge völlig falsch geplant ist. Nicht nur, dass viele Kollegen keine beziehungsweise kaum noch Mehrflugstunden haben – vielmehr ist die gesamte Kabine in einigen Monaten in den Unterstunden gelandet. Das führte zum Beispiel alleine im Februar 2017 zu vermeidbaren Kosten von mehr als 10 Millionen Euro und das nur für einen Monat in einem Jahr. Man kann sich den Gesamtschaden also einfach hochrechnen.
Dieses Geld könnte für andere Dinge in der Kabine ausgegeben werden. Nicht nur im Februar war die Auslastung so gering, dass eine Menge Kollegen in den Unterstunden waren. Jetzt wird von den gleichen Menschen, die für diese Planung verantwortlich waren, gesagt, dass man weiter einstellen wird. Das ist unverantwortlich dem vorhandenen Personal gegenüber.
Wir fordern einen sofortigen Einstellungsstopp! Erst wenn die Planungszahlen offengelegt und für die bestehenden Mitarbeiter in MTV2 und SMK eine anständige Planung erreicht ist, kann weiter über die Neueinstellung von Kollegen gesprochen werden.
Auf dem Verhandlungsweg haben wir alles ausgeschöpft was machbar ist. Leider haben wir an diesem Punkt ein Gegenüber, das aus nicht nachvollziehbaren Gründen einfach „nein“ sagt. Um es nochmal ganz deutlich zu sagen: Es ließe sich sehr wohl korrigieren – allein, es fehlt der Wille!
Wir werden nun schauen, ob es Rechtsmittel gibt, um diesen Wahnsinn zu stoppen. Wir wissen bereits von Kollegen die Individualklagen anstreben. UFO wird ihren Mitgliedern an dieser Stelle, wo immer möglich, Rechtsschutz gewähren.
Letztlich zeigt sich, dass das Wegsparen von Stellen in der Crewplanung und anderen Bereichen jetzt zu astronomischen Zusatzausgaben führt, die dann an anderer Stelle wieder fehlen und die nächste Sparrunde einläuten. Abwärtsspirale mal anders.
Eine ausgewogene Saisonalität in Verbindung mit einer entsprechenden Personalplanung hätte die Unterstunden vermeiden können und damit auch das daraus resultierende Millionengrab.