Persönliches Statement
von Nicoley Baublies
Persönliches Statement
von Nicoley Baublies
Liebe Mitglieder der UFO,
Ende Juni 2018 habt Ihr das erste Mal davon gehört, dass in der UFO etwas nicht gut läuft. Das ist jetzt fast ein Jahr her. Die meisten Beteiligten dieses Konflikts sind im Laufe dieses Jahres von ihren verschiedenen Funktionen zurückgetreten.
Ich habe vor einigen Wochen angekündigt ebenfalls zurückzutreten, wenn auch die beiden Vorstände zurücktreten, die von UFO wegen Untreue und anderen Themen angezeigt worden sind.
Der Rest ist Geschichte. Ein sofortiger Rücktritt meinerseits bereits letzte Woche wurde zwar vehement von einem Teil der Mitglieder eingefordert, hätte aber unnötige Risiken für die Organisation bedeutet. Wir haben nun eine Woche gebraucht, um die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit dieser Rücktritt möglich ist.
Heute konnte ich, nachdem zwei andere UFO-Mitglieder interimsweise in den Vorstand nachbenannt worden sind, diesen Rücktritt vollziehen.
Ich bin ein elementarer Teil des Konflikts in der UFO. Ich habe in der Zeit als Funktionär in der UFO viele Dinge mitentschieden, mit völlig unterschiedlichen Folgen.
Es gab Zeiten, in denen ich zu Unrecht alleine gefeiert wurde für Erfolge.
Heute sind wir in Zeiten, in denen in diesem Konflikt ebenso zugespitzt meine Rolle bei der Entstehung von Problemen überbewertet wird.
All das hilft aber nichts, wenn klar wird, dass man so in bestehende emotionale Konflikte verwickelt ist, dass man zumindest für den Augenblick nicht mehr im positiven Sinne wirken kann.
Die Neuausrichtung der UFO kommt. Dabei geht es in meinen Augen viel weniger um Personen als darum, was im Zusammenspiel aus strukturellen Fragen, satzungsmäßigen Mängeln und dem Zusammenwirken mit einem Lufthansa-Konzern entstanden ist. LH hat seit einigen Jahren den Gewerkschaften an sich den Kampf angesagt hat und war sich nicht zu fein mit juristischen und propagandistischen Mitteln und unter Zuhilfenahme von Funktionären innerhalb der UFO Unfrieden zu stiften - um es milde auszudrücken.
Wie wir alle, und ich im Besonderen damit umgegangen bin, war zumindest bis heute nicht erfolgreich. Für den Augenblick sind wir gescheitert, die Tarifsituation im Hause Lufthansa und die interne Situation in der UFO in den Griff zu bekommen.
Ich glaube daran, dass am “Ende” die Dinge jedoch wieder ins Lot kommen.
Die verbleibenden Kommissionen, Mitarbeiter und auch die Mitglieder der UFO werden nun in ruhigerer Art und Weise hinschauen können, was wirklich geschehen ist. Insbesondere dort, wo faktisch aufgeräumt und ermittelt werden muss.
Ich habe das tiefe Vertrauen, dass sich die Situation dann deutlich anders darstellt, als sie jetzt in einer sehr aufgeheizten Stimmung scheint.
Die schlechte Nachricht für alle, die in der jetzigen Personendiskussion gehofft haben, dass ich mich beleidigt zurückziehe ist, dass ich der UFO erhalten bleibe. Auch ein künftiges Engagement zu einem späteren Zeitpunkt, gerade wenn die Aufklärungen der verschiedensten Art erfolgt sind, schließe ich nicht aus.
Ich werde in Bezug auf die ganzen noch laufenden Verfahren und Aufklärungsthemen ohnehin dabei sein müssen und wollen. Außerdem werde ich als der Nicoley Baublies, der ich bin, weiter meine Meinung sagen und stehe denjenigen in der UFO, die dies möchten, auch in der Aufarbeitung der Vergangenheit und einer sauberen Übergabe jederzeit ehrenamtlich zur Verfügung.
Ich halte die Kabinengewerkschaft nach wie vor für den besten Weg, die sehr speziellen Bedürfnisse der Crews gut zu vertreten. Daran ändert auch das derzeitige Chaos nichts. Ob und wie man sich mit anderen Organisationen zusammentut, wie es mit einer europäischen Vertretung zu sehen ist und welche Art von Tarif- und Berufspolitik der richtige Weg ist, darüber wird auch in Zukunft viel gestritten und gerungen werden. Ich glaube allerdings daran, dass dies innerhalb der UFO passiert. Experimente wie KabineKlar, jetzige Gerüchte zum “Überlaufen” von ehemaligen UFO-Funktionären zur IGL, oder wie schon oft geschehen zur ver.di, sind meines Erachtens keine echte Alternative.
Wenn sich die UFO wieder gefangen hat, wenn sie mutig auch an die Fehler unserer Generation geht und die guten Dinge beibehält, welche die UFO unzweifelhaft vorzuweisen hat, dann wird dieser Weg wieder ein besserer werden. Ich hoffe auch, dass die Ermittlungen und Verfahren, so unschön es auch ist, dass es diese gibt, mit Ernsthaftigkeit aber auch zügig vorangetrieben werden, und die Mitgliedschaft danach einen guten Blick auf die Fakten hat und bewerten kann, wer welche Dinge zu verantworten hat.
Insbesondere in Richtung Lufthansa, völlig unabhängig von handelnden Personen in der Gewerkschaft, wünsche ich mir, dass die Kolleginnen und Kollegen in der Kabine sich wehrhaft zeigen. Lufthansa hat momentan nichts Gutes im Sinn, was seine Angestellten angeht. Hier muss korrigiert und dagegengehalten werden. Die TK der UFO für LH ist gut neu aufgestellt und wird hier sicherlich gute Vorschläge machen. Ich würde mir wünschen, dass Ihr, die Kolleginnen und Kollegen, diese TK so unterstützt, wie das in den anderen Airlines schon der Fall ist. Die TK hat mit den Querelen in der UFO nichts zu tun und arbeitet wirklich gut daran, Eure Interessen (wieder) gut zu vertreten.
Auch aus dieser Krise wird man am Ende lernen. Auch wenn es besser gewesen wäre, wir hätten diese Krise besser gemeistert. Dafür meine aufrichtige Entschuldigung.
Wenn ich mir etwas wünschen darf, dann dass sich alle Beteiligten ihre kritischen Meinungen bewahren, aber gerade in den sozialen Medien ein Abrüsten auf der emotionalen Ebene stattfindet und denjenigen, die in der UFO nun einen Neustart anstoßen, eine faire Chance bekommen.
Ich gehe aus meiner Warte im Guten. Natürlich hat mich persönlich die Diskussion in den sozialen Medien auch getroffen und verletzt. Die auch vorhandenen vielen Rückmeldungen aus der Kollegenschaft und den UFO-Gremien haben mir jedoch gezeigt, dass auch diese Medaille zwei Seiten hat.
In diesem Sinne und in aller Freundschaft
Nicoley