UFO Jahresrückblick:
Gewerkschaft in Zeiten der Krise
UFO Jahresrückblick:
Gewerkschaft in Zeiten der Krise
Ein Jahresrückblick der UFO? Echt jetzt? Ja. Denn nicht trotz der letzten Unstimmigkeiten, sondern genau deswegen ist es sinnvoll und wichtig, sich anzusehen, was UFO und all die Aktiven, die dahinterstehen, in den vergangenen 12 Monaten erreicht haben und wo sie heute stehen.
Im kommenden Jahr werden wir zeigen, dass sich die Erfolge wiederholen und dort, wo sie noch nicht eingetreten sind, nächstes Jahr ganz oben auf unserer To-do-Liste stehen.
Für alle die an speziellen Themen interessiert sind und die nicht alles auf einmal, sondern in Etappen lesen möchten, haben wir hier eine kleine Inhaltsübersicht, um direkt zu einzelnen Themen zu springen:
- Der Luftverkehr und die Corona-Krise
- Kurzarbeitsregeln und Staatshilfen
- Tarifarbeit bei der Lufthansa
- Die Konzernairlines Germanwings und SunExpress Deutschland
- Erfolgreiche Aufsichtsratswahl für UFO bei der CLH
- Condor – einfach unverwüstlich!
- Beruf und Politik – Unsere Arbeitsgruppen hatten alle Hände voll zu tun
- Kommunikation: spannende Herausforderung in der Krise
- Personelles bei UFO
- Finanzen und Mitgliederbasis
Der Luftverkehr und die Corona-Krise
Das Jahr 2020 wird wohl als das turbulenteste Jahr des Luftverkehrs in unsere Geschichte eingehen, in dem ein Virus die Welt für mehrere Monate lahmgelegt hat und dessen Folgen wir noch über Jahre hinweg spüren werden.
Für das Tarifgeschäft einer Gewerkschaft bedeutet das wohl eine komplette Umkehr im Handlungsdogma: Nicht nur, dass man nun mit den Arbeitgebern darüber spricht, wie man alle Menschen an Bord halten oder sozialverträglich abbauen kann, nein, auch unsere Durchschlagskraft als Gewerkschaft ist gehemmt – wer streikt schon während einer existenziellen Krise?
Nach den wirtschaftlich überragenden Jahren 2017-2019, mit massiven Wachstumsprognosen und schier endlosen Passagierströmen, sind wir mit großen Ambitionen in das Jahr 2020 gestartet. Nicht zuletzt, um unsere Tarifhoheit im Lufthansakonzern zu unterstreichen, welcher UFO zuletzt noch loswerden wollte. Dank Eurer massiven Unterstützung konnte dieser Angriff abgewehrt werden und Ihr habt klar gemacht, dass UFO Eure Interessen vertritt. Mit diesem positiven Aufwind im Rücken wollten wir mit den Arbeitgebern in Verhandlungen einsteigen und tariflich gestalten, das heißt: bessere Arbeitsbedingungen, VTV Verhandlungen, Ausbau des Berufsbilds Flugbegleiter (m/w/d) und vieles mehr. Die Agenda war voll und wir waren sehr optimistisch, im Zuge der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung die Themen stark vorantreiben zu können.
Bereits Anfang des Jahres konnte man den Medien entnehmen, dass in China ein Virus kursiert – weit weg von uns. Keiner machte sich große Sorgen darum. Doch im Laufe der folgenden Wochen las man über immer mehr Infektionsfälle in verschiedenen Ländern der Welt. Ab März/April war uns klar, dass dies eine reale Bedrohung für uns und den Luftverkehr ist. Die deutsche Regierung fing an, in Krisenstäben unter Konsultation von Top-Virologen darüber zu diskutieren, was das für die Bevölkerung und die Wirtschaft bedeutet. Das erste Mal fielen die Worte Lockdown, Einreisebeschränkungen und Kurzarbeitergeld.
Kurzarbeitsregeln und Staatshilfen
Für uns war klar, dass wir nun in der Pflicht sind, für unsere Flugbetriebe in Deutschland Lösungen zu finden, sollte sich diese Krise weiter verschärfen. Im ersten Schritt wurden in fast allen Betrieben Kurzarbeitsregelungen verabschiedet – entweder auf tariflicher oder betrieblicher Ebene. Somit war ein erstes Sicherungsnetz eingezogen und man konnte sich der weitaus größeren Aufgaben widmen: Wie sichert man die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor den wirtschaftlichen Folgen der Corona Pandemie ab? Denn inzwischen galten weltweite Reisebeschränkungen, man konnte kaum Flugzeuge am Himmel erblicken und die ersten Fluggesellschaften meldeten Insolvenz an.
Dieser Entwicklung entgegenblickend setzten sich viele Fluggesellschaften als erste Betroffene mit ihren Regierungen in Verbindung, um darüber zu verhandeln, ob der Staat als Kreditgeber einspringen kann, um die nationalen Carrier vor einer unverschuldeten Insolvenz zu retten. Besonders vor dem Hintergrund, dass im Luftverkehr keine besonders hohen Margen erzielt werden und verdientes Geld sofort reinvestiert wird (also bei einem Ticketverkauf nicht erst darauf gewartet wird, bis die Kunden geflogen sind), trieben große Rückerstattungsanfragen die Fluggesellschaften fast in den Bankrott.
Tarifarbeit bei der Lufthansa
Der deutsche Flag-Carrier Lufthansa erreichte nach Monaten des öffentlichen Ringens eine Einigung über eine staatliche Finanzierung, die dann noch durch die Hauptversammlung formal bestätigt werden musste. Zeitlich vor dieser Einigung, waren wir bereits in Verhandlungen mit Lufthansa, um einen Krisentarifvertrag abzuschließen, welcher der Lufthansa Einsparungen durch das Kabinenpersonal einräumte, beispielsweise durch das Aussetzen von Stufensteigerungen und Einzahlungen in die ÜV. Im Gegenzug konnten wir einen Kündigungsschutz bis 2024 aushandeln und waren damit die erste Berufsgruppe, die einen Tarifvertrag abschloss.
Die Verhandlungen waren überschattet von politischen Ereignissen. So hatte Großunternehmer Heinz Hermann Thiele noch vor der außerordentlichen Hauptversammlung Lufthansa Aktien im großen Stil erworben und kam damit als Einzelperson auf einen Anteil von 15,5 %. Nach Aussagen von ihm, dem Rettungspaket nicht zustimmen zu wollen, war die Aufmerksamkeit nun vollends auf die Entscheidung der Aktionäre gerichtet. Einen Tag vor der Jahreshauptversammlung hatte Thiele ein Umdenken in seiner Entscheidung verkündet, was uns und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine erste Erleichterung bescherte. Parallel verhandelten wir als UFO noch in der Nacht den TV Krise fertig und riefen für den Folgetag zu einer großen Mahnwache vor dem LAC auf.
Solidarität und Geschlossenheit vor dem LAC
Viele von Euch folgten unserem Aufruf, so dass wir mit vielen Kolleginnen und Kollegen vornehmlich aus den Flugbetrieben LH und SXD in einer beeindruckenden Weise für die Annahme des Rettungspaketes demonstriert haben. Die Kollegen und Kolleginnen der SXD hatten wenige Tage zuvor erfahren, dass ihr Flugbetrieb geschlossen wird. Für uns alle war es unfassbar, dass ein 9 Milliarden Euro schweres Rettungspaket geschnürt würde, aber 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Kabine auf die Straße gesetzt werden – solidarisch standen wir Seite an Seite! Unser Gänsehautmoment: Euer Applaus bei der Ankunft der SXD-Kolleginnen und -Kollegen.
Das Ergebnis war eindeutig. Das Rettungspaket wurde angenommen! Ein erstes Aufatmen war möglich – wenn auch nur kurz.
Wir wären nicht UFO, wenn wir das Thema nicht auch in Richtung Politik präsent gemacht hätten. Dies führte dazu, dass mehrere Bundestagsabgeordnete sowie Führungspersonen aus der hessischen Landespolitik vor Ort waren und Reden hielten. Hier konnte die anwesende Presse hören, dass es auch der Landespolitik vor allem um den Erhalt der Arbeitsplätze ging.
TV Krise und Urabstimmung
Im nächsten Schritt befragten wir unsere Mitglieder in einer Urabstimmung, ob sie den ausverhandelten TV Krise annehmen möchten oder nicht. Auch hier war das Ergebnis eindeutig: Die Kabine wollte ihren Beitrag leisten und für den Erhalt der LH kämpfen. Die Signale aus den Medien und Politik waren auch an dieser Stelle sehr positiv – man nahm uns und vor allem Eure Existenzängste wahr.
Seit der Annahme des TV Krise im August dieses Jahres befinden wir uns immer wieder in Gesprächen mit Lufthansa zum Umgang mit der Krise, denn leider verändert sich die Lage wöchentlich. Wir bleiben weiterhin am Ball und halten Euch natürlich auch auf dem Laufenden zu den Entwicklungen.
Viele Kandidatinnen und Kandidaten für die Tarifkommissionswahl
Fernab der Krisenthemen haben wir dieses Jahr eine neue Lufthansa Tarifkommission gewählt. Die Anzahl der Bewerbungen hat uns positiv überrascht: 21 Kandidatinnen und Kandidaten für 9 verfügbare Plätze! Es zeigt uns einmal mehr, wie interessiert und vor allem ambitioniert unsere LH UFOs sind. Im Dezember war es dann soweit, die neugewählten Menschen haben sich offiziell konstituiert und übernehmen nun die Themen – langweilig wird es definitiv nicht. Die Aufgaben könnten vielfältiger nicht sein, auch die Startbedingungen sind alles andere als rosig, befinden wir uns doch immer noch inmitten einer Pandemie. Wir sind aber davon überzeugt, mit der neuen TK alle diese Themen bestmöglich zu lösen und blicken voller Zuversicht in das Jahr 2021!
Die Konzernairlines Germanwings und SunExpress Deutschland
Bei SunExpress Deutschland (SXD) und Germanwings (GWI) haben wir zu Beginn der Krise Verhandlungen zur Kurzarbeit geführt. Aufgrund der vergangenen Bemühungen zum Thema “One AOC”, wurde kurz vor Abschluss einer Vereinbarung zur Kurzarbeit konzernseitig die Entscheidung getroffen, GWI zu schließen. Dies wohl mit der Absicht, erschwerte Bedingungen für die Gewerkschaften zu schaffen, noch einen Einfluss auf die genaue Ausgestaltung dieses Prozesses auszuüben, denn zu dem damaligen Zeitpunkt war der absehbare Bedarf gleich dem aktuellen Bedarf an Fluggeräten und Mitarbeitern. Es lag also nicht an: “Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden wir nicht mehr brauchen.”
Noch bevor der Beschluss im Konzern-Vorstand gefasst wurde, nutzten wir sämtliche Ressourcen, um verschiedene Kampagnen und Aktionen zu planen, durchzuführen und zu unterstützen: der Bannerflug, Euer “Ich bin Germanwings”-Video, die Demonstration mit Kundgebung in Berlin gemeinsam mit der VC und mehr als 100 Interviews sowie Gesprächen mit Journalisten zu dem Thema. Darüber hinaus führten wir dutzende Gespräche mit Politikern, darunter waren sehr bekannte Persönlichkeiten wie Herr Bosbach und Herr Mützenich, die sehr viel Verständnis für unsere Situation zeigten und denen wir an dieser Stelle auch nochmals danken möchten.
Wir wollten ein klares Zeichen dafür setzen, dass die Politik nicht ein Rettungspaket für einen Konzern schnürt und kleine Flugbetriebe vergessen werden, die einen genauso wichtigen Bestandteil des deutschen Luftverkehrs darstellen. Der Eindruck, der sich uns aufdrängte, ist eine Subventionierung der LH auf dem Rücken der restlichen Kabine in Deutschland und eines Personalabbaus unter dem Deckmantel der Corona-Pandemie.
Wir waren da, wir waren laut, wir haben ein Zeichen gesetzt, so ist es aus den Medien zu entnehmen. Mit fast 1.000 Fliegern vor Ort haben wir bei einer Kundgebung vor dem Kanzleramt unserem Unmut freien Lauf gelassen. Selbstverständlich waren ebenfalls Politiker vor Ort, die zur Menge gesprochen haben und die Sorgen aufgenommen haben. Die Ergebnisse unserer Ambitionen werden sich in den nächsten Monaten zeigen und wir hoffen weiterhin auf eine luftverkehrspolitisches Gesamtkonzept, denn es darf nicht sein, dass eine profitable Luftverkehrswirtschaft in eine unverschuldete Schieflage gerät und Sozialdumping beziehungsweise radikale Umstrukturierung auf Basis fadenscheiniger Gründe vollzogen wird.
Aktuell führen wir noch Verhandlungen über einen Wiedereinstieg der Kolleginnen und Kollegen von GWI und SXD, die im Luftverkehr weiterarbeiten möchten. Auch in den Verhandlungen zum Krisentarifvertrag bei der Lufthansa haben wir uns für einen Verbleib im Konzern stark gemacht und vereinbart, über den Wiedereinstieg zu sprechen. Die mittelfristig erst einmal einzige Möglichkeit hierzu wird wohl, aufgrund der aktuellen Bedarfslage, ausschließlich in der EWG bestehen.
Erfolgreiche Aufsichtsratswahl für UFO bei der CLH
Bei Lufthansa CityLine standen 2020 die Verhandlungen zum TV Kurzarbeit sowie zum TV Krise und Restart im Fokus der täglichen Tarifarbeit. Der TV Kurzarbeit läuft zum Ende dieses Jahres aus und es bedarf der Regelung einer Anschlussvereinbarung. Der TV Krise, wurde, wie Ihr sicherlich mitbekommen habt, im Rahmen einer Urabstimmung Ende November mit knapper Mehrheit abgelehnt. Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen und wir müssen uns mit dem Arbeitgeber nun erneut ins Benehmen setzen, um zu einer Lösung zu kommen.
Doch trotz dieses “Rückschlags” konnten wir als UFO mit dem mit Abstand erfolgreichsten Wahlergebnis im Jahr 2020 bei der CityLine im Rahmen der Aufsichtsratswahl einen tollen Erfolg vermelden. Es gelang uns, je einen Vertreter über die Gewerkschaftsliste und über die Arbeitnehmerliste in den Aufsichtsrat zu entsenden. Mit 2 UFO-Vertretern im Aufsichtsrat sind wir bei der CityLine bestens aufgestellt, um auch weiterhin zusammen mit der UFO-Tarifkommission die Interessen der CLH Kabine nachhaltig zu adressieren und effektiv Euren Belangen Gehör zu verschaffen.
Ganz besonders hat es uns gefreut, dass der Spitzenkandidat der Gewerkschaftsliste, Mark Reher, die meisten Stimmen bei dieser Aufsichtsratswahl auf sich vereinen konnte.
Condor – einfach unverwüstlich!
Damit lässt sich am besten beschreiben, was dieses Jahr in diesem Flugbetrieb passiert ist. Dank dem unermüdlichen Einsatz der UFO-TK und dem monatelangen Aushalten einer permanenten Ungewissheit, ob es weitergeht, konnten wir es als UFO erreichen, dass bis jetzt betriebsbedingte Kündigungen im Kabinenbereich verhindert und somit alle an Bord gehalten werden konnten.
Gleich, ob Insolvenz der Muttergesellschaft Thomas Cook, das anschließende Schutzschirmverfahren, der gescheiterte Verkauf an die LOT oder die Corona-Krise – Condor fliegt weiter. Daher an dieser Stelle ein großer Dank an ALLE Condorianer – Ihr habt Euer “Baby” in der Luft und auf dem Markt gehalten – darauf könnt Ihr wahrlich stolz sein!
Neben dem Eckpunktepapier, welches wir zur Bewältigung der Krise am Anfang des Jahres 2020 mit dem Arbeitgeber verhandelten, haben wir den TV Kurzarbeit mit dem Arbeitgeber abgeschlossen und kurzfristig in der Corona-Krise Carrier-Flüge ermöglicht.
Jetzt, nach dem Verlassen des Schutzschirmverfahrens Anfang Dezember 2020, geht es darum, auch unbeschadet durch die Corona-Krise zu fliegen. Daher sind wir aktuell zusammen mit dem Arbeitgeber in der redaktionellen Ausarbeitung des Eckpunktepapiers von Anfang 2020. Dazu hatten wir Euch Anfang Dezember auch diesen NL gesendet.
Beruf und Politik – Unsere Arbeitsgruppen hatten alle Hände voll zu tun
Alle Arbeitsgruppen (AGs) fanden unter dem Einfluss der Pandemie-Lage statt. Vor dem Hintergrund, dass diese bisher regelmäßig vor Ort bei der UFO in Mörfelden-Walldorf zusammensaßen, war es dieses Jahr jeden Monat eine kleine Überraschung, ob es nicht doch virtuelle Treffen geben würde, um alle bestmöglich zu schützen. So lernten wir in allen AGs den virtuosen Umgang mit den digitalen Werkzeugen, wie Online-Chats, Videokonferenzsystemen und Cloud-basierter verteilter Zusammenarbeit. Dank der Einführung eines Ticket-Bearbeitungssystems können wir nun auch noch gezielter auf Eure Anfragen per E-Mail oder Website-Formular antworten. Was uns riesig freut: Wir haben auch seit diesem Jahr wieder mehr aktive Mitglieder in mehr aktiven AGs. Dafür möchten wir allen Engagierten ein großes “Danke” aussprechen.
Für das kommende Jahr hat sich die berufspolitische Abteilung vorgenommen, mehr Präsenz in Brüssel zu zeigen, um unseren Themen auf europäischer Ebene bei der Politik Gehör zu verschaffen.
Wir werden für Euch auf Konferenzen zu Gesundheit, Kabinenluft und Flugsicherheit präsent sein, sei es virtuell oder vor Ort. Wir werden (virtuelle) Workshops und Infostände zu Beruf und Karriere in der Kabine, außerdem zur Weiterentwicklung für Interessierte außerhalb der Fliegerei anbieten.
In allen Bereichen freuen wir uns über weitere engagierte Kolleginnen und Kollegen aus allen Flugbetrieben, die mit uns gemeinsam unsere Kabine gestalten wollen! Meldet Euch bei Interesse gerne über das Kontaktformular auf der UFO-Webseite bei uns.
AG Gesundheit
Das große Thema dieser AG war und ist selbstverständlich das Leben in der Luftfahrtkrise während der Corona-Virus-Pandemie.
Zu den Belastungen für uns Flieger haben wir zwei Mental Health Podcasts (UFO Podcast "Recording Completed" Folge 6 und Folge 8) und eine Live-Session mit einer Mental-Health-Expertin durchgeführt. Auch unterstützende Newsletter zur Krise bekamt Ihr von uns.
Die AG hat in diesem Jahr geschlossen die IATA Aviation Health Conference virtuell per Zoom besucht und unterstützte die AG Flugsicherheit bei dem Projekt IMSAFE.
Die Schwierigkeiten rund um AHA: Abstand (an Bord schwierig), Hygieneregeln (Gibt es überall richtige Seife?), Alltagsmaske (Stellt sie der Arbeitgeber? Wie gut schützt sie mich, wenn sie nicht alle tragen?) wurden leidenschaftlich diskutiert.
Auch das Thema Fume Events hatten wir weiter im Blick und haben die FAQ dazu auch überarbeitet veröffentlicht.
Im nächsten Jahr werden wir uns mit 6 Themenschwerpunkten beschäftigten, die uns Flieger betreffen: IMSAFE
I – Illness * Krankheit
M – Medication * Medikamente
S – Stress * Stress und emotionale Belastung, hier insbesondere durch die aktuelle Krise.
A – Alcohol * Alkohol & sonstige “Drogen”, hier insbesondere die Einführung von randomisierten Tests auch für das Kabinenpersonal.
F – Fatigue * Erschöpfung (gemeinsam mit der AG Flugsicherheit)
E – Eating * Essen und Trinken
Dazu wird es für Euch auch Hilfestellungen, Newsletter und Infostände geben.
Wir freuen uns auf die gemeinsame Arbeit und weitere Unterstützung aus der Mitgliedschaft.
Mehr Infos: ufo-online.aero/gesundheit
AG Berufsbild
Die für unseren Beruf so wichtige “Fachberater*in für Servicemanagement”-Prüfung (FABS) konnte auch trotz Corona-Pandemie weiter durchgeführt werden. Es sind sogar seit diesem Jahr zwei neue IHKs dabei: MUC und BER. Wir freuen uns sehr über die neuen Möglichkeiten, sich prüfen zu lassen. Hier werden wir die gute Zusammenarbeit mit den IHKs fortsetzen, um die hohe Qualität der Prüfungsabnahme und der Prüfer sicherzustellen.
In erfolgreicher Zusammenarbeit mit dem Team Berufsbild der Lufthansa, der JAV der Lufthansa und den IHKs, haben wir die Etablierung des Berufsbildes Flugbegleiter (m/w/d) weiter vorangetrieben. Wir boten eine „Fragestunde“ am virtuellen Infostand dazu an und haben uns sehr über die zahlreiche Teilnahme von Euch gefreut. Wir informierten erst uns und dann Euch über die bessere Förderung nach Aufstiegs-BaföG. Auch für das kommende Jahr planen wir wieder solche „Fragestunden“ am virtuellen und hoffentlich auch am Präsenz-Infostand zum FABS.
Der Abschluss ist noch längst nicht überall bekannt, doch mehr und mehr Absolventen bewerben sich erfolgreich auf (Neben-)Jobs mit dem FABS im Lebenslauf als Prädikat. Auf Strecke wird der Abschluss auch bekannter. Dieses Jahr kamen mehrere hundert neue erfolgreich geprüfte Fachberater hinzu. An dieser Stelle: Herzlichen Glückwunsch!
Um die offenen Baustellen in den Airlines werden wir uns gemeinsam mit den zuständigen Tarifkommissionen weiter kümmern: SMP-Prämie und deren Auszahlung bei DLH attraktiver machen, den betrieblichen Teil endlich mit Leben füllen, FBs ohne Muttersprache Deutsch eine faire Prüfungsmöglichkeit geben, mehr Förderung der Kurse durch die Arbeitgeber und mehr Anerkennung für FABS-Absolventen.
Nach einer ersten Kontaktaufnahme zur Karriereabteilung der Bundeswehr, bleibt unser Ziel, dass bei der nationalen Flugbereitschaft der FABS Anerkennung findet.
Für die Lufthanseaten interessant: Wir arbeiten an der Weiterentwicklung der Interkont-Purserrolle in moderierten Workshops.
Außerdem haben wir die Zusammenarbeit mit einer Agentur für Arbeit begonnen. Weiterbildung war und ist für uns Flugbegleiter immer schon eine Selbstverständlichkeit gewesen und gerade dieses Jahr ist klar geworden, dass man sich auf kapitalmarktgetriebene kurzsichtig denkende Arbeitgeber nicht verlassen darf. Hierzu findet Ihr auch noch eine spannende Folge unseres Podcast, dass sich mit diesem Thema beschäftigt.
Auch im kommenden Jahr treiben wir die Themen: Ausbildung – Fortbildung – Tätigkeitsbild – Aufstiegsmöglichkeiten voran, denn die eigene Weiter-Bildung ist in der Krise auch 2021 eine Chance für unseren Berufsstand: Update your career – Teil 2. Hierzu findet Ihr auch noch eine spannende Folge unseres Podcast, in der wir uns mit diesem Thema beschäftigen.
Mehr Infos: ufo-online.aero/berufsbild
AG Flugsicherheit
Wir erwachten aus einem Winterschlaf und stürzten uns gleich in die Arbeit. Ihr profitiert davon mit den digitalen kommentierten EASA Flight Time Limitations von uns: „Fliegen mit UFO – EASA FTL einfach erklärt“ erklärt die wichtigsten Rechte und Pflichten als Lesehilfe zum digitalen Mitnehmen.
Die Lizenz-Sonderregelungen des LBA, durch die Corona-Krise entstanden, haben wir für Euch genau beobachtet und diskutiert. Auch die generellen Auswirkungen von COVID-19 auf die Flugsicherheit durch fehlende Flugerfahrung und entstehende Unsicherheiten beschäftigten uns.
Eine Kollegin stellte ihre Forschungs-/Abschlussarbeit zum Thema CRM vor: „Mitigating Human Error within the Airline Industry”. Sie war bei uns zu Gast und wir konnten mit ihr das Thema diskutieren.
Kurzum: Uns ist dieses Jahr eine erfolgreiche Reaktivierung der AG FluSi, wie sie mittlerweile gelegentlich liebevoll von uns genannt wird, gelungen.
Wie geht es weiter? Wir werden die notwendigen Verbesserungen bei den EASA FTL auf Europa-Ebene (mit Hilfe von EurECCA) weiter begleiten. Außerdem wollen wir die Zusammenarbeit mit den Abteilungen und Arbeitsgruppen Flugsicherheit und Arbeitssicherheit bei den Airlines und Gewerkschaften in Deutschland und Europa aufbauen und pflegen.
Gemeinsam mit der AG Gesundheit planen wir, für Euch eine kompakte IMSAFE-Checkliste als Karte zum Mitnehmen zu entwickeln: das “30-second review” vor dem “30-second review”.
Fatigue, das Fatigue Reporting und die Auswirkungen auf die Flugsicherheit werden uns auch kommendes Jahr leider weiter beschäftigen.
Wir beobachten und bewerten natürlich sicherheitskritische Entwicklungen oder Veränderungen neuer Flugzeuge, insbesondere die Wiederinbetriebnahme der Boeing 737 MAX.
Die Aviation Industry bleibt angespannt und spannend.
Mehr Infos: ufo-online.aero/flugsicherheit
Kommunikation: spannende Herausforderung in der Krise
Die Corona-Krise stellte uns auch vor kommunikative Herausforderungen. Beliebte Formate wie Infostände vor Ort oder selbst der schnelle gremienübergreifende Austausch in der Geschäftsstelle waren durchgehend nur mit Abstand und zeitweise leider auch gar nicht möglich.
Ursprünglich „aus der Not geboren“ entstanden viele neue Ideen, die, da während Corona etabliert, bestimmt auch in Zukunft großen Zuspruch erhalten werden.
Neuer Infokanal: Podcast
So haben wir in diesem Jahr unser neues Podcast-Format unter dem Namen “Recording Completed” eingeführt. Wir möchten Euch damit nicht “irgendwas” auf die Ohren geben, sondern vielmehr aktuelle Themen, die Euch betreffen, neu aufbereiten, sodass Ihr ganz entspannt zuhören könnt – sei es im Layover oder zu Hause auf der Couch. Alle Folgen in der Übersicht findet Ihr hier. Gut zu wissen: Unser Podcast ist ebenfalls auf vielen bekannten Musikstreaming-Plattformen gelistet. Gebt einfach “Recording Completed” in die entsprechende Suchmaske ein.
Virtueller Infostand: Euer Stammtisch am Donnerstag
Ein weiteres, in diesem Jahr neu eingeführtes Format, ist der virtuelle Infostand. Initiiert und kompetent moderiert vom UFO-Beirat, findet nun schon seit vielen Wochen immer donnerstags um 17 Uhr der “virtuelle Stammtisch” für alle UFO-Interessierten statt. In diesem Rahmen besteht die Möglichkeit, in lockerer Atmosphäre Fragen zu stellen, Anregungen zu platzieren oder einfach nur zuzuhören. Zu aktuellen Anlässen gibt es auch Spezial-Ausgaben des Infostands, die sich einem bestimmten Thema widmen. So stellten sich beispielsweise viele Kandidatinnen und Kandidaten für die TK-Wahl bei Lufthansa im Rahmen des Infostands persönlich vor. Auch im Vorfeld der Urabstimmung zum CLH-Krisentarifvertrag waren UFO-Experten aus Haupt- und Ehrenamt präsent, um sich Euren Fragen live anzunehmen. Mehr zum virtuellen Infostand sowie technische Hinweise zur Nutzung findet Ihr bei uns auf der Webseite.
Besonders in dieser, von “digitaler Nähe” gekennzeichneten Zeit ist es notwendig, technisch immer up to date zu sein. Aus diesem Grund sind wir stets aktiv auf der Suche nach neuen Ideen für unsere “digitalen Kanäle”. Solltet Ihr Ideen, Wünsche oder Kritik haben, meldet Euch also gerne bei uns unter presse@ufo-online.aero.
Personelles bei UFO
Zur Bewältigung unserer stetig steigenden Aufgaben haben wir uns nach dem Weggang einiger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch wieder personell verstärkt. Carsten Heckes und Pascal Neumann unterstützen uns bei der Betreuung der Mitglieder seit April 2020, Gesche von Hoerner hat Anfang Mai 2020 die Leitung der Stabsstelle von Kristof Uhlig übernommen, Dominic Linzmeier ergänzt ebenfalls seit Anfang Mai dieses Jahres unser Tarifteam und jüngst seit Dezember 2020 wurde die Finanzabteilung um Luiz Corrêa Teixeira erweitert. Die fünf haben sich trotz turbulenter Zeiten unglaublich schnell eingearbeitet und sind zu einem bereichernden Teil unserer UFO Mannschaft geworden.
In diesem Jahr haben wir ein neues Projekt aufgesetzt und wollen UFO zum Ausbildungsbetrieb für zukünftige Kauffrauen und -männer für Büromanagement machen. Wir brauchen in unserer Geschäftsstelle gerade in diesem Bereich weitere Unterstützung und wollen Talenten, die vor dem Start ins Berufsleben stehen oder sich neu orientieren wollen, in unserer vielfältigen Organisation die Voraussetzungen dafür bieten. Wir sehen hierbei Entwicklungsmöglichkeiten sowohl für Auszubildende als auch für die Menschen in unserem Team, die zukünftig ausbilden werden.
Finanzen und Mitgliederbasis
Aus finanzieller Sicht haben wir das Corona-Jahr gut gemeistert. Die Gründe hierfür waren ein bewusstes Ausgabeverhalten mit engmaschigem Controlling sowie eine Stabilisierung der Einnahmen. Den Trend sinkender Mitgliedszahlen aus 2019 konnten wir sogar umkehren und haben in den ersten acht Monaten steigende Mitgliedszahlen verzeichnet. Unsere klare Haltung gegen Kündigungen bei Condor und unsere strikte Ablehnung des LH-Schreckenskatalogs haben viele von Euch überzeugt, als Mitglied der UFO unseren Weg zu stützen. Mit dieser Entwicklung haben wir weitere Rücklagen gebildet und unsere Streikkasse aufgefüllt, um auch in Zukunft dem Arbeitgeber gegenüber Stärke demonstrieren zu können.
Aufgrund der Auswirkungen der Corona-Krise mit dem Wegfall mehrerer AOCs und dem anstehenden Personalabbau bei Lufthansa, stellen wir uns jedoch auf schwierige Jahre ein. Um diese Zeit als schlagkräftige Gewerkschaft zu überstehen, haben wir in 2020 die nötigen Grundlagen geschaffen.
All doors in flight for 2021
Das Jahr 2020 war – ganz ohne Frage – eines der traurigsten unserer Branche. Durch Lockdowns und Reisebeschränkungen wurde uns, fast von heute auf morgen, die Arbeitsgrundlage unter den Füßen weggerissen. Trotz der widrigen Umstände war dieses Jahr auch besonders von unserer Entschlossenheit geprägt, gemeinsam das Beste aus dieser Krise zu machen.
Danke, dass Ihr uns das Vertrauen schenkt, als Eure Gewerkschaft Teil dieser Gemeinschaft sein zu dürfen!
Wir wünschen Euch ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Jahresausklang. Vor allem bleibt gesund und in zuversichtlicher Stimmung, dass jede Krise auch mal ein Ende hat. Wir bleiben in jedem Fall an Eurer Seite.
Eure UFO