Verhandlungsbeginn
Zukunftssicherung der Kabine im LH Konzern
Verhandlungsbeginn
Zukunftssicherung der Kabine im LH Konzern
Wir erleben momentan sehr bewegte Zeiten, in denen sich die Nachrichten förmlich überschlagen. Deshalb ist es uns wichtig, Euch zum Anfang dieser Woche über den tatsächlichen Stand der Dinge zu informieren und Euch eine Einordnung der aktuellen Entwicklungen zu geben. Die zurückliegenden Tage waren von Meldungen gekennzeichnet, wonach es eine Einigung zur Höhe und den Bedingungen staatlicher Hilfen für den LH-Konzern gebe.
Darüber hinaus sorgte eine weitere Meldung zu möglichen Beiträgen der Cockpitkollegen am Vorabend des 1. Mai für Beachtung. Plötzlich steht eine Zahl von “bis zu 45 %” Gehaltsverzicht in der Öffentlichkeit, und Ihr fragt Euch vielleicht: Müssen wir in der Kabine da nachlegen und kann ich mir das als einzelner Mitarbeiter in der Kabine überhaupt leisten?
UFO wiederum stand am letzten Apriltag in direktem Austausch mit den LH-Konzernverantwortlichen und bot bereits Gespräche für den 1. Mai und das zurückliegende Wochenende an, welche leider nicht zustande kamen. Der zeitliche Druck aller Verhandlungspartner durch die von LH selbst gesetzte interne Deadline am 13.05.2020 (wir berichteten im letzten Newsletter), wächst also.
Unsererseits nutzten wir das verlängerte Wochenende, um uns intern auf die anstehenden Verhandlungen zu möglichen Kabinenlösungen zur Krisenbewältigung vorzubereiten.
Uns ist es wichtig, Euch über einige unserer grundsätzlichen Überlegungen zu möglichen Kabinenbeiträgen und zu den notwendigen Absicherungen zu informieren.
Eines ist uns in der UFO dabei nochmal sehr klar geworden: Kein Flugbetrieb in der Lufthansa Gruppe darf in der jetzigen Situation isoliert betrachtet werden. Die Staatshilfe(n) werden für den Konzern verhandelt; innerhalb des Konzerns stehen wir in allen Betrieben vor vergleichbaren Herausforderungen – da nützt es nichts, wenn man als Gewerkschaft nur Lösungen für eine Airline findet. Bildlich gesprochen: Es dürfen nicht nur einzelne Löcher einer kaputten Socke gestopft werden.
Denn wir alle fürchten das bereits von LH-Vertretern geprägte “New Normal” und können nicht beurteilen, welche Airline in welchem Stadium des Wiederhochfahrens mehr oder weniger Geschäft haben wird, wohin Strecken, Flieger oder “das Geschäft” verschoben werden sollen...
Selbst auf Seiten hochrangiger LH-Vertreter gibt es verschiedene Meinungen, welches Geschäft zuerst wieder gut laufen wird – einige Vertreter sagen, dass es die Geschäftsreisen sein werden, andere sind überzeugt, dass es die Privatreisen sind. Abhängig davon, welches Geschäft wieder wo anläuft (also in welchem Flugbetrieb Flieger gebraucht werden), können in anderen Flugbetrieben Personalüberhänge entstehen. Dem müssen wir gemeinsam Rechnung tragen: Wir sitzen alle in einem Boot, und da wir nicht wissen, an welcher Stelle zuerst Wasser einströmt, müssen wir jetzt alles gut abdichten.
Dabei ist uns bewusst, dass LH ob des Zeitdrucks keine Konzernkabinenvereinbarung verhandeln will. Unsere Verhandlungsposition steht aber unter der Überschrift "Gleich wirkende Sicherungsvereinbarungen in den verschiedenen Betrieben".
Wir dürfen nicht zulassen, dass die Kabinenbelegschaften während oder nach der Krise gegeneinander ausgespielt werden.
Kein Vergleich mit VC
Am Donnerstag erregte die Meldung über den Krisenbeitrag der VC viel Aufsehen. Inhaltlich wünschen und hoffen wir, dass mit diesem beachtlichen Schritt das Insolvenzszenario noch unwahrscheinlicher geworden ist. Natürlich fragen sich auch schon einige Kabinenkollegen, was wir denn wohl beitragen werden. Wichtig ist dabei erstmal nur das: Die Kabine hat eine völlig andere Ausgangslage für die anstehenden Verhandlungen. Angefangen bei den Versorgungen im Konzern, sind sämtliche Betriebsrenten inkl. unserer neuen Kabinen-Übergangsversorgung bei LH bereits heute insolvenzgesichert. Wir müssen hierfür also keine Verhandlungslösung finden. Auch die Gehaltsstrukturen sind nicht vergleichbar, denn durch die Zahlung von Kurzarbeitergeld spart der Konzern bereits heute (bis auf Germanwings) den Großteil an Kabinenpersonalkosten. Durch die Gesetzesänderung mit einer amtlichen Zuzahlung von bis zu 87 %, verbessert dies unsere Position nochmal deutlich. Die Kollegen aus dem Cockpit wiederum müssen richtigerweise nach Wegen suchen, um auch während länger dauernder Kurzarbeit die Kollegen mit ausreichend Gehaltsaufstockung zu versorgen. Denn der Staat übernimmt nur bis zu 87 % bis zur sogenannten Beitragsbemessungsgrenze von 6.900 €. Alles darüber muss woanders herkommen. Dieses Thema betrifft in der Kabine nur einen sehr kleinen Teil – auch wir müssen dafür eine Lösung suchen, haben aber einen ganz anderen Handlungsdruck.
Ihr seht also schon an diesen beiden Beispielen, dass die Ausgangslage in elementaren Fragen sehr unterschiedlich ist. Was das für unsere Verhandlungen bedeutet, werden wir in den kommenden zwei Wochen herausfinden, wichtig ist jedoch für Euch: Das Vorgehen der VC ist für die Cockpitkollegen aus unserer Sicht sehr sinnvoll, lässt sich jedoch nicht auf die Kabine übertragen.
Krisenbeiträge, die sich aus Gewinnbeteiligungen herleiten lassen, können technisch ähnlich aussehen – aber auch hier müssen wir für die Kabine ins Detail blicken. Wir erinnern daran, dass die Geschäftsleitung hinsichtlich der Gewinnbeteiligung der Kabine für 2019 überhaupt nicht mit uns verhandeln wollte, sondern einseitig ihre Sicht zum Monitoring als Entscheidungsgrundlage nahm. Auf der Suche nach Kompromissen könnte die Kabine hiermit bereits geleistet haben. Dann müsste dies jedoch in einer “Kabinenprozentzahl” angerechnet werden.
Das Rettungspaket steht offenbar – Was ist drin? Was nicht?
Weder LH noch die Bundesregierung haben bisher Stellung zum Rettungspaket bezogen. “Sperrminorität, Buy-backs, Garantiedividenden für Staatsanteile” – all diese Schlagworte sind im Moment pure Spekulation. In der Presse der letzten Tage wurden Fragen zu den Details staatlicher Hilfen und dem Grad der staatlichen “Kontrolle” auf ein bis zwei zusätzliche Sitze im Aufsichtsrat heruntergebrochen. Diese Zuspitzung auf zusätzliche AR-Mandate, die letztlich Sitze der Anteilseigner darstellen würden, hilft in der gegenwärtigen Diskussion aus unserer Sicht nicht, da ein Aufsichtsrat nicht über die Absicherung von Mitarbeitern oder andere wichtige Punkte der Personalpolitik entscheidet, sondern über Vorlagen zu Investitionen, Beteiligungen und Vorstandsbestellungen; also operative Themen.
UFO ist es vielmehr wichtig, dass in den Kreditverträgen zwischen Staat und Konzern Grundsätze enthalten sind, welche Arbeitnehmerrechte schützen und sozialpartnerschaftlich zu vereinbarende Beschäftigungssicherungen beschreiben, wie es z. B. in den USA und Frankreich erfolgte. So ist die Notwendigkeit für die Konzernverhandler groß genug, um mit ihren Gewerkschaften für die jeweilige Beschäftigtengruppe auch Stufenpläne zu vereinbaren, welche in den verschiedenen Phasen der Krise sowie in der Nachkrise auch wirklich fair und belastbar sind.
Wie werden die Verhandlungen ablaufen?
Über unser Angebot zu sofortigen Verhandlungen berichteten wir oben. Nun gehen wir damit Anfang dieser Woche verspätetet an den Start.
Wir haben alle LH-Gesellschaften aufgefordert, mit uns über alle Kabinenbeschäftigten in den deutschen Konzernairlines zu sprechen. Unterschiedlich “abgesicherte” Angebote in den verschiedenen deutschen Airlines kann es nicht geben, da wir dann wiederum dem Spiel des Verschiebens und Umfirmierens während der Krise freien Lauf lassen würden...
Was bieten wir an?
Wir können mit dem Arbeitgeber etwa über MTV-Bestandteile brainstormen für die Zeit, in der wir tatsächlich wenig fliegen. Dieses kann jedoch nur unter zwei Bedingungen erfolgen: eine harte Befristung und Rückkehr-Garantien, sobald sich die Lage der LH gebessert hat. Alle möglichen Vereinbarungen müssen daran gekoppelt sein, wie die tatsächlich geflogenen Stunden aussehen werden – hierbei könnten auch mehrere Stufen vereinbart werden, festgemacht an tatsächlichen Stundenkorridoren.
Da es allen Betrieben schwerfallen wird, halbwegs stabile Planungen in den nächsten Monaten zu gewährleisten, sind wir auch bereit, über vernünftige Veränderungen der Planungsregeln zu sprechen. Diese dürfen allerdings nicht zu Lasten des Privat- und Soziallebens der Beschäftigten gehen, sondern müssen mit uns, ggf. ebenfalls in Phasenmodellen à Stundenkorridoren, so vereinbart werden, dass sie einerseits den Planungsabteilungen helfen und Flexibilität ermöglichen, andererseits keine Unplanbarkeit des Lebens außerhalb des Flugzeugs nach sich ziehen.
Zum Thema der Liquidität könnten wir beispielsweise über eine ganze Bandbreite an Themen sprechen, die – erst einmal auf freiwilliger Basis der Beschäftigten – einen Beitrag dahingehend leisten, dass Bestandteile später ausgezahlt werden oder auf Konten gutgeschrieben werden, die z. B. eine spätere Umschreibung im Zeitwertkonto darstellen.
Eine gesonderte Brainstorming-Runde mit der Geschäftsleitung wird sicherlich das Thema rund um befristete Teilzeiten und freiwilliges früheres Ausscheiden in die Übergangsversorgung einnehmen, ebenso wie Incentivierungen für gehaltsjunge Kollegen, die einfach nicht mehr vom jetzigen Gehalt abgeben können und sich daher beruflich lieber komplett neu orientieren möchten, dafür aber eine wie auch immer auszuhandelnde Starthilfe benötigen. Neben diesen Beispielen erwarten wir natürlich auch von den Geschäftsleitungen Vorschläge, wie man sich temporäre Einsparungen vorstellt.
Was wir nicht “anbieten” werden!
Verhandlungen zu einer in den Raum gestellten Zahl zum Abbau von Beschäftigten der Kabine einer einzelnen Airline, um getrennte tarifliche Sozialpläne in verschiedenen Airlines zu verhandeln, wird es mit uns nicht geben. Die zu schließenden “Kabinenbeitrags-Verträge” müssen sich natürlich tarifrechtlich auf die einzelnen Airlines beziehen. Dennoch werden wir stets im Auge behalten, keine Lücken zuzulassen, die es Lufthansa dann kurze Zeit später erlauben werden, während der Krise und des anschließenden Hochfahrens tarifflüchtende Brautschau zu beginnen.
Das „Urlaubsgeld“ bei LH wird wie üblich im Mai ausgezahlt, eine Verschiebung oder Streichung steht nicht mehr zur Disposition. Wir wissen, dass viele von Euch fest mit diesem Betrag rechnen und diesen schon eingeplant haben, gerade nachdem die Gewinnbeteiligung für 2019 zunächst ausgefallen ist.
Was werden wir gegenüber unseren Mitgliedern leisten können, was nicht?
Allen UFOs miteinander wird jetzt vor allem Geduld im Umgang miteinander und Zuversicht abverlangt. Die UFO-Aktiven werden in regelmäßigen Abständen kommunizieren, allerdings werden wir NICHT über Verhandlungszwischenstände berichten können. Ebenso werden wir keine Vorabbedingungen oder Forderungen der Arbeitgeberseite im laufenden Prozess, der ohnehin bis Mitte Mai abgeschlossen sein soll, kommentieren.
Keine Sorge! Ihr entscheidet! Sobald es Vereinbarungen mit LH gibt, wird es eine Mitgliederabstimmung über FERTIGE Lösungen geben. Wer also mit über unsere gemeinsame Zukunft entscheiden möchte, kann dies über eine UFO-Mitgliedschaft sichern: Hier geht es zur Anmeldung.
Wir werden begleitend zu den Verhandlungen Eure Fragen so gut es geht beantworten.
Bringt Euch ein! Bestimmt mit und werbt in der Kabine für eine Wahlmöglichkeit und damit aktive Mitbestimmung in der UFO!