UFO - Unabhängige Flugbegleiter Organisation
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Schlichtungsprozess 2020

Bericht zum Schlichtungsgespräch

von Observer Simone Wernet

Schlichtungsprozess 2020

Bericht zum Schlichtungsgespräch

von Observer Simone Wernet

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09.07.2020

Schlichtungsgespräch am 08.07.2020

Der heutige Schlichtungstag soll nach monatelangen Verhandlungen der letzte sein. So zumindest die Hoffnung, besonders auf Seiten der Lufthansa. Es stehen noch zwei offene Sachthemen auf der Agenda. Ich darf diesen Tag als Observer begleiten und freue mich, meine Eindrücke über den Ablauf nun den Kollegen mitzuteilen. 


Die Teilnehmer waren:

Schlichter: Matthias Platzeck; Dr. Frank-Jürgen Weise

UFO: Nicoley Baublies; Daniel Flohr; Marco Todte; Louisa Collenberg; Maximilian Kampka; Katharina Berndt

Lufthansa: Benedikt Schneider; Mark Rüther; Björn Schroth; Louisa Hohmann; Joop Poppinghuys


Die Atmosphäre zu Beginn schien beidseitig freundlich und locker. 
Herr Platzeck begrüßte die Anwesenden und lobte die zuletzt erfolgreichen Verhandlungen, die nach einer langen „Achterbahnfahrt“ alles andere als selbstverständlich gewesen seinen, gleichzeitig aber wohl auch für eine positive öffentliche Darstellung und Wahrnehmung gesorgt hätten. Er äußerte die Hoffnung, dass sie als Grundlage für ein neu gewonnenes Vertrauen auf beiden Seiten in der leider sehr komplizierten Situation gesehen werden könnten. 
Dr. Weise schloss sich dieser Begrüßung und Einschätzung an. 

Auf Seiten der UFO wurde festgestellt, dass sich das Vertrauen der Gewerkschaft in die Lufthansa als noch sehr instabil erweise, auch als Ergebnis der bisherigen, wohl oft problematischen Konfliktbehandlungen beider Seiten. 
Beide Seiten waren sich jedoch einig, zu einem guten Ergebnis kommen zu wollen, so dass auch die Kabinenmitarbeiter wieder an Vertrauen gewinnen können. 
Auch Lufthansa betonte, dass eine funktionierende Sozialpartnerschaft ein wichtiger Grundstein gegen die Krise sei und versprach Klarheit und Verlässlichkeit ihrerseits. Die Sozialpartnerschaft zwischen Unternehmen und Gewerkschaft soll sich verfestigen. 

Im folgenden wurde jedoch für alle Anwesenden recht schnell deutlich, dass dieser „Wohlfühlmodus“ (Zitat eines UFO-Mitglieds) brüchig ist. Die UFO fühle sich auf Grund jüngster Begebenheiten nicht als gleichwertiger Sozialpartner der Lufthansa behandelt, es hapere ihrem Eindruck nach zudem an der Kommunikation. 
Nach meiner Beobachtung mag also doch noch ein steiniger Weg zu gehen sein. 

Der steinige Weg begann mit dem ersten Thema Freistellungen. In den folgenden zwei Stunden legten beide Parteien ihre Standpunkte dar, wobei die Diskussion stetig emotionaler und die Atmosphäre angespannter wurde. Während die UFO detailliert an Zahlenbeispielen ihre Forderungen deutlich machte und ebenso ihre Bereitschaft zu Kompromissen erklärte, schien das Lufthansa-Angebot für die Gewerkschaft nichts Neues zu beinhalten und seit Monaten festzustecken. Die Diskussion wurde hitziger, drohte sogar ins Persönliche zu kippen, was jedoch auch dank der Schlichter verhindert werden konnte. Die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Schlichtungsverhandlungen schwanden allseitig. Die Schlichter brachten immer wieder Struktur in die jeweiligen Positionen, um auf der Sachebene zu Lösungen zu kommen. Diese blieben durch die festgefahrenen Haltungen der beiden Verhandlungsseiten jedoch aus. UFO meinte schließlich, von Lufthansa ignoriert zu werden.
Die Schlichter erklärten an dieser Stelle, dass die Anhörung beider Parteien zunächst abgeschlossen sei und läuteten unter Zustimmung aller die Mittagspause ein. Zeit für beide Seiten, die Emotionen wieder ein wenig einzudämmen.  

Nach der Pause waren die Gemüter deutlich entspannter, und der Versuch, das Thema Freistellungen doch noch lösen zu können, wurde wieder aufgenommen. Nach erneuter Darlegung der Sichtweise von Lufthansa entlud sich allerdings schnell wieder der Ärger der Gewerkschaft über die starre Haltung des Unternehmens. Die Schlichter griffen mit ihren Fragen und Zusammenfassungen immer wieder vermittelnd in die Diskussion ein, so dass auch die unterschiedlichen Standpunkte deutlicher wurden. Die UFO beantwortete alle Fragen geduldig, kompetent und mit anschaulichen Erklärungen. Das Leben und Berufsbild eines Fliegers hat eben seine Besonderheiten. Leider heizte sich die Stimmung erneut an der, wie es der anderen Seite schien, starren Haltung der Lufthansa auf, doch auch die negativen Erfahrungen der Gewerkschaft mit dem Unternehmen aus der Vergangenheit brachen sich an dieser Stelle Bahn, so das eine konstruktive Problem-Lösungs-Strategie nicht mehr möglich schien. Die Schlichter schlugen daher eine kurze Pause vor. Diese Zeit nutzten sie, um in weiteren Gesprächen mit den noch anwesenden Personen – da die UFO-Mitglieder den Raum verlassen hatten, waren es nur Vertreter der Lufthansa – den Versuch zu unternehmen, die unterschiedlichen Haltungen besser einordnen zu können.

Nach der kurzen Unterbrechung wurde der Grundkonflikt, der bereits (zumindest) die Tagesverhandlungen mal mehr, mal weniger offen begleitete, deutlich: Die UFO fühle sich von der Lufthansa z.B. durch fehlende Kommunikation nicht ernst genommen und an alte Muster erinnert, so dass sich insgesamt der Eindruck und die Befürchtung bei ihr verstärkt hat, von Unternehmensseite für einen gelingenden Krisenvertragsabschluss „benutzt“ worden zu sein, um danach aber weiter im alten Modus zu verfahren. Die Fronten schienen verhärteter denn je. Nach mehreren emotionalen Statements beschwor jedoch die Lufthansa-Vertretung das Festhalten an dem Ziel, gemeinsame Lösungen erarbeiten und nicht an Konflikten anknüpfen zu wollen. Die Enttäuschung der UFO über jüngst geschehene Verletzungen seitens der Lufthansa blieb trotz deren kooperativer Haltung allerdings spürbar. 

Das zweite Thema des Tages: Teilzeitregelung. Hier wurden sich die Parteien schnell über die weiteren Schritte zur Lösungs-Erarbeitung einig, die von den Schlichtern mit allseitiger Zustimmung zusammengefasst wurden. Da an dieser Stelle die Stimmung wieder in ruhigeren Bahnen verlief, wurde noch einmal von Seiten der Schlichtung der Versuch unternommen, das erste Thema anzugehen. Ein Vorschlag des Schlichters wurde konstruktiv diskutiert, führte aber noch zu keinem Ergebnis. Es wurde jedoch deutlich, dass alle Beteiligten an einem guten Kompromiss interessiert sind. Somit endete der Tag mit der Ankündigung von Seiten der Schlichter, einen Lösungs-Vorschlag für das Thema Freistellungen zu erarbeiten. Ob dieser dann erneut in einem persönlichen Treffen oder möglicherweise in schriftlichem Austausch diskutiert werden soll, ließen sie noch offen. 

Nach einem emotionalen Tag voller - zwischenzeitlich vielfach enttäuschter - Hoffnungen und scheinbar verhärteter Fronten, blieb bei mir der Eindruck, dass beide Seiten den Willen haben, an das bisher Erreichte anzuknüpfen. Besonders der Einsatz der beiden Schlichter, die besonnen den bestmöglichen Weg zu finden versuchen, nährt diese Sicht. 


 

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