Cabin Safety –
was gibt’s Neues?
Cabin Safety –
was gibt’s Neues?
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Liebe Kolleg*innen,
wir waren für Euch im Juni auf der Kabinensicherheits-Konferenz der IATA in Lissabon. Über 100 Airlines kamen zusammen mit EASA, Gewerkschaften und Flugzeugherstellern, um das gemeinsame Ziel der größtmöglichen Sicherheit in der Luftfahrt voranzutreiben. Die Top-Themen wollen wir hier kurz vorstellen. Ausführlichere Infos, weiterführende Links und ergänzende Bilder findet Ihr online im Artikel zur Konferenz.
Stay safe!
Das gesamte Vortrags- und Workshopsprogramm findet Ihr hier:
Inhalt:
E. Standard Operating Procedures (SOP)
F. Mental Health and Wellbeing
G. Human Trafficking - Menschenhandel
A. Fatigue
Das Thema “Fatigue” war ein allgegenwärtiges Thema, obwohl es keine eigenen Vorträge dazu gab. Seit Beginn der Pandemie werden wir mit neuen Herausforderungen konfrontiert, die uns nicht nur körperlich, sondern auch mental ermüden. Das stundenlange Tragen einer Maske und die rigorose Umsetzung der Maskenpflicht führten auch bei anderen Airlines zu einem exponentiellen Anstieg der Unruly-Reports und threat levels. Es häuften sich die operativen Unregelmäßigkeiten, die Planungen bis ans legale Flugdienstzeitlimit und leider auch das Fliegen über die gesetzlichen Limits hinaus. Diese zusätzlichen Stressfaktoren begünstigen das frühere Eintreten von Fatigue.
Im Abschnitt F: Fatigue unserer IMSAFE-Checklist haben wir eine kurze Einführung in das wichtige Thema zusammengestellt:
Für die DLH haben wir bereits eine Ausfüllhilfe, um Euch den Umgang mit dem Fatigue-Report-Formular zu vereinfachen:
B. Reporting-Kultur
oder: Wer schreibt, der bleibt…
Um Prozesse innerhalb jedes Unternehmens zu optimieren sind Reports unerlässlich. Reporting-Systeme und unsere Kolleg*innen in den jeweiligen Abteilungen benötigen Input aus erster Hand, um Verbesserungen anzustoßen, seien es Safety-Reports, Fatigue Reports oder Accident-Reports. Hierbei sind alle Informationen aus allen Bereichen der Ops von Relevanz. Je mehr Daten eingehen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Änderungen vorgenommen werden.
Besonders Airlines sind in der Pflicht, das Reporting-System so zugänglich (z.B. komfortabel offline verfügbar) und die Formulare so einfach und verständlich wie möglich zu gestalten. Auch spielt die positive Fehlerkultur eines Unternehmens eine wichtige Rolle, damit Kolleg*innen offen und ehrlich Kritik äußern können.
Gute Vorlagen und Schulungen zum korrekten Ausfüllen und zur Wichtigkeit der Reports helfen dabei sehr.
Nur ein Beispiel für den großen Unterschied in der Reporting-Qualität:
C.Unruly Pax
Die Reports über Unruly Pax nahmen bei allen Airlines exponentiell zu (siehe auch Abschnitt zu Fatigue). Besonders unsere Gäste waren von den sich ständig ändernden Covid-19-Regularien betroffen, auch unsere Kolleg*innen am Boden haben Unglaubliches geleistet, um sich einen Durchblick bei der instabilen Lage zu verschaffen.
Ein Beispiel: Vor 12 Stunden war noch ein Schnelltest für die Ein- bzw. Ausreise ausreichend, am Flughafen jedoch wird den Gästen mitgeteilt, dass sie ohne PCR-Test das Flugzeug nicht boarden dürfen, da das Zielland vor einigen Stunden erneut als Hochrisikogebiet eingestuft wurde. Solche oder ähnliche Situationen sorgten bereits am Boden für Unannehmlichkeiten, sodass unsere Gäste bereits emotional aufgeladen an Bord kamen. Die Umsetzung der Maskenpflicht tat ihr Übriges - Passagiere wurden verbal ausfallend, handgreiflich oder leisteten “stillen” Widerstand, indem sie die Maske einfach nicht mehr aufsetzten, unter dem Vorwand zu essen oder zu trinken.
D.Turbulence
Turbulenzen sind nach wie vor eine der Hauptursachen für Verletzungen in der Flugzeugkabine. Bei einem großen amerikanischen Carrier z.B. sind 14,4 % aller Verletzungen des Kabinenpersonals turbulenzbedingt. Ein wichtiger Faktor bei den Vorfällen: Die Anzahl der verfügbaren Crewsitze an dem Ort, wo sich die Crew gerade aufhielt. Konkret: 5 Flugbegleiter*innen bereiten in der Aft Galley den Service vor. Gibt es dort 5 Flugbegleitersitze, um sich schnell hinsetzen und anschnallen zu können oder gibt es vielleicht nur 4 oder gar nur 2 Sitze… wer zuletzt kommt hat verloren? Verschiedene Lösungen wurden vorgestellt, vom schnell umsetzbaren Blocken von Passagiersitzen in der letzten Reihe bis hin zur zertifizierungspflichtigen Änderung des Kabinenlayouts durch mehr Crewsitze.
Wir sollten uns immer bewusst sein, dass eine clear air turbulence jederzeit aus dem Nichts losgehen kann und auch vertraut damit sein, welche Ansagen aus dem Cockpit kommen könnten, sei es „be seated immediately“ oder „Flugbegleiter, anschnallen bitte“, je nach Situation und Airline.
Auch eine technologische Innovation als Antwort auf die Gefahren und Unannehmlichkeiten von Turbulenzen wurde von IATA vorgestellt. Statt aufwändiger und unvollständiger Turbulence-Reports einzelner vorausfliegender Pilot*innen senden teilnehmende Airlines von all ihren Flugzeugen kontinuierlich Wetterdaten über Satelliten an eine zentrale IATA-Datensammelstelle, die wiederum Flugzeuge insb. auch anderer Airlines mit einer übersichtlichen Kartendarstellung informiert, wie die Wetter- und Wackellage ist. Am Programm Turbulence Aware beteiligen sich von den deutschsprachigen Airlines bereits Swiss und Lufthansa.
Infos der IATA zum Programm mit Bildern und Videos:
Kurzes Erklärvideo:
E. Standard Operating Procedures (SOP)
Jede*r Pilot*in weltweit kennt es, teilweise auch auswendig: das QRH. Typenspezifisch aufgeschlüsselt, gibt das Quick Reference Handbook konkrete Handlungsanweisungen und Checklisten vor, wie in verschiedenen Notsituationen verfahren wird. Für die Arbeit der Kabinenbesatzung nutzen es viele Airlines bisher jedoch nicht oder nur sehr eingeschränkt. Im Vortrag einer Lufthansa Airlines-Kollegin wurde die aktuelle Version ihres QRH-Cabin vorgestellt und wie jede*r von diesem Arbeitsmittel profitieren kann.
Es gibt zahlreiche Anwendungsfälle für ein QRH in der Kabine:
F. Mental Health and Wellbeing
An keinem von uns ist die Corona-Pandemie spurlos vorbeigegangen. Wir werden auch künftig an die psychischen, körperlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen dieser geschichtsträchtigen Zeit erinnert werden.
Ein Sprung in die Vergangenheit
März 2020: Ein landesweiter Lockdown wird verhängt, Kurzarbeit wird angemeldet, eine neue und unbekannte Seuche grassiert, die Menschen sind verunsichert. Schulen und Kindergärten werden geschlossen, Krankenhausbesuche auf ein Minimum reduziert. Veranstaltungen werden abgesagt. Ängste und Sorgen kommen auf.
Zu Beginn unserer Fliegerkarriere wird uns oft gesagt: „Du darfst niemals etwas persönlich nehmen. Lass den Unmut (der Gäste) an Deiner Uniform abprallen – sie ist Dein Schutzschild.“ Doch was ist, wenn die Umstände so belastend sind, dass der Schutzschild der Uniformen nicht mehr funktioniert?
Ein eigener Workshop widmete sich unserer mentalen Gesundheit und unserem Wohlergehen, es drehte sich alles um das “Gesundbleiben / Gesund werden” für uns Kabinencrews. Das Wohlbefinden der Crews beeinflusst alle Bereiche der Ops. Hinter der hohen Mental Load und der immensen Workload verbirgt sich ein zusätzliches Safety- und Securityrisiko, die sich bei den jeweiligen Airlines an unterschiedlichen Incidents bemerkbar machten.
UFO konnte im Rahmen des Workshops unser IMSAFE-Kärtchen vorstellen, was von den anwesenden Airlines sehr gut auf- und angenommen wurde.
UFO stellt im Kurzvortrag das Konzept IMSAFE vor:
Unsere AG Gesundheit hat kürzlich zu diesem Themenkomplex auch einen Newsletter versendet:
G. Human Trafficking - Menschenhandel
Zuletzt noch ein dramatisches und umso wichtigeres Thema: Moderne Sklavenhändler*innen nutzen oft Flugreisen, um Menschen schnell über weite Entfernungen zu verschleppen.
Ein Fluggast hat keine Kontrolle über die eigenen Reisedokumente, ist sehr einsilbig und wirkt unsicher, wo er überhaupt hinreist? Vielleicht beobachtest Du hier gerade einen Fall von Menschenverschleppung. Die IATA stellt für uns Flugbegleiter*innen zur Aufklärung über Human Trafficking ein kompaktes Web Based Training (WBT) frei zur Verfügung.
#EyesOpenAgainstHumanTrafficking
- Web Based Training: IATA-Training zur Human Trafficking Awareness
- Viele Infos / Flyer / Videos zum Thema: IATA-Page
Gerade erst am 30. Juli hat wieder der jährliche weltweite Gedenktag für das traurige Thema Menschenhandel stattgefunden, um Bewusstsein zu schaffen und aufzuklären.
Mehr Infos im Bereich Flugsicherheit bei UFO
Bilder von der Konferenz findest Du auch auf unserer Website: Newsletter im Web
ICAO über Kabinensicherheit
Auch die nicht-kommerzielle International Civil Aviation Organization der Vereinten Nationen widmet unserem Thema einen eigenen Bereich:
Die AG vertreten durch Cansu und Thilo bei der Konferenz:
Wir freuen uns auf Kommentare, Eure eigenen Safety-Erfahrungen und auch auf Eure Mitarbeit bei uns.
¡Always happy and safe landings!
Eure AG Flugsicherheit
Cabin Safety - what's new?
Dear colleagues,
this June we attended the IATA Cabin Safety Conference in Lisbon. More than 100 airlines came together with EASA, unions, and aircraft manufacturers to promote the common goal of maximum safety in aviation. We would like to present the top topics to you. More detailed information, links and additional pictures can be found online in the full-length article.
Stay safe!
You can find the entire lecture and workshop program here:
Table of contents
L. Standard Operating Procedures (SOP)
M. Mental Health and Wellbeing
H. Fatigue
“Fatigue” was an omnipresent topic, although there were no separate sessions about it. Since the beginning of the pandemic, we have been confronted with new challenges that not only tire us physically, but also mentally. Wearing a mask for endless hours and the rigorous implementation of mask wearing requirements led to an exponential increase in Unruly Reports and Threat Levels at many other airlines. We see increases in operational irregularities, in scheduling up to the legal flight duty time limit and, unfortunately, in flying over the legal limits. These additional stressors promote the earlier onset of fatigue.
In Section F: Fatigue of our IMSAFE checklist, we have provided a brief introduction to this important topic:
If you work for DLH, we already support you with a “how to”, making it easier to use the Fatigue Report form:
- Filling Aid Fatigue-Report (only available in German)
I. Reporting Culture
or: recording is rewarding
Reports are essential for optimizing processes within any company. Reporting systems and our colleagues in the respective departments need first-hand input to initiate improvements, be it safety reports, fatigue reports or accident reports. All information from any area of the Operation might be relevant. The more data they receive, the greater the likelihood of changes.
Airlines in particular are obliged to make the reporting system as accessible (e.g., conveniently available offline) and the forms as simple and understandable as possible. The positive error culture of a company also plays an important role, so that colleagues can express criticism openly and honestly.
Good templates and training on the proper completion and importance of reports help a lot.
An example of the big difference in reporting quality:
J. Unruly Pax
Reports of Unruly Pax increased exponentially across all airlines (see also section on Fatigue). Our guests were especially affected by the ever-changing Covid 19 regulations, and our colleagues on the ground did an incredible job of keeping track of the unstable situation.
One example: 12 hours ago, a rapid test was still sufficient for entry or exit, but at the airport the guests are told that they will not be allowed to board the plane without a PCR test because the destination country was again classified as a high-risk area a few hours ago. Such or similar situations already caused troubles on the ground, so that our guests came on board already emotionally charged. The implementation of the mask requirement did the rest - passengers became verbally abusive, physical, or put up "silent" resistance by simply not putting the mask on, under the pretext of eating or drinking.
K. Turbulence
Turbulence remains a leading cause of injury in the aircraft cabin. For example, at a major U.S. carrier, 14.4% of all cabin crew injuries are turbulence-related. An important factor in the incidents: The number of available crew seats in the place where the crew was at the time. Specifically, 5 flight attendants are preparing the service in the aft galley. Are there 5 flight attendant seats to be able to quickly sit down and buckle up or are there perhaps only 4 or even only 2 seats... whoever comes last has lost?
Various solutions were presented, from blocking passenger seats in the last row, which can be implemented quickly, to changing the cabin layout by adding more crew seats, which requires certification.
We should always be aware that clear air turbulence can start out of nowhere at any time and be familiar with the announcements that might come from the cockpit, be it "be seated immediately" or "flight attendants, fasten seat belts please", depending on the situation and airline.
IATA also presented a technological innovation in response to the dangers and inconveniences of turbulence. Instead of time-consuming and incomplete turbulence reports from individual pilots flying ahead, participating airlines continuously send weather data from all their aircraft via satellite to a central IATA data server, which in turn informs other aircraft visually about the weather and turbulence situation. Of the German-speaking airlines, Swiss and Lufthansa are already participating in the Turbulence Aware program.
Info from IATA about the program with pictures and videos:
Short explanatory video:
L. Standard Operating Procedures (SOP)
Every pilot worldwide knows it, sometimes by heart: the QRH. For each aircraft type, the Quick Reference Handbook provides concrete instructions and checklists on how to proceed in various emergency situations. However, many airlines do not use it for the work of cabin crews, or only to a very limited extent. In the presentation by a Lufthansa Airlines colleague, the current version of their QRH Cabin was presented and how everyone can benefit from this tool.
There are numerous use cases for a QRH in the cabin:
M. Mental Health and Wellbeing
A leap into the past
March 2020: A nationwide lockdown is imposed, short-time work is announced, a new and unknown epidemic is rampant, people are unsettled. Schools and kindergartens are closed, hospital visits are reduced to a minimum. Events are canceled. Fears and worries arise.
Early in our aviation careers, we are often told, "You must never take anything personally. Let any anger (of guests) bounce off your uniform - it's your shield." But what if circumstances are so stressful that the protective shield of uniforms no longer works?
A separate workshop was dedicated to our mental health and well-being, it was all about "staying healthy / getting healthy" for us cabin crews.
The well-being of the crews affects all areas of the Operation. High mental load and the immense workload bring additional safety and security risks, which were reflected in various incidents at the respective airlines.
UFO was able to present our IMSAFE card during the workshop, which was very well received and accepted by the airlines present.
UFO presents the IMSAFE concept in a short lecture:
Our Working Group Aviation Health also recently sent out a newsletter on this topic:
- Newsletter "What you should do for your mental health in times of chaos in aviation" (only available in German)
N. Human Trafficking
Lastly, a dramatic and even more important issue: modern slave traders often use air travel to quickly traffick people over long distances.
A passenger has no control over his own travel documents, appears very silent and seems unsure where he is traveling to? Maybe you are observing a case of human trafficking here. IATA provides a compact Web Based Training (WBT) free of charge for us flight attendants to educate us about human trafficking.
#EyesOpenAgainstHumanTrafficking
More information in the area of flight safety and security at UFO.
ICAO on cabin safety
The non-commercial International Civil Aviation Organization of the United Nations also devotes a separate section to our topic:
The working group represented by Cansu and Thilo at the conference:
We are looking forward to your comments, your own safety experiences and to your participation in our working group.
¡Always happy and safe landings!
Yours
Working Group Aviation Safety and Security