Liebe Kolleg*innen, 

2024 ist zwischen Eurer Geschäftsleitung und uns viel passiert: Wir haben sehr geschimpft, mussten einen Streik durchführen und haben schließlich Verhandlungen aufgenommen. Konnten gegenseitige Missverständnisse aus der Welt räumen und haben dann sehr schnell einen guten und konstruktiven Weg der Zusammenarbeit gefunden. Alles lief wie am Schnürchen. Wir haben die Bedürfnisse der Discover verstanden, Discover hat Eure Bedürfnisse verstanden und so haben wir an sehr vielen Stellen überraschend zügig überraschend gute Ergebnisse erzielt. Darüber haben wir Euch immer wieder berichtet. 

Wo stehen wir jetzt? 

Seit einigen Monaten sieht die Welt anders aus. Wir haben praktisch fertige Tarifverträge in der Schublade liegen, trotzdem tröpfeln die Dinge unerträglich vor sich hin. Verhandlungstermine dauern häufig nur zwei Stunden, zum Teil sogar kürzer, zwischen den Terminen liegen oft viele Wochen. Ihr fragt Euch wahrscheinlich, wie das sein kann. Einerseits berichten wir von guten konstruktiven Verhandlungen und fast fertigen Paketen, andererseits ist es bereits August und unter anderem Euer Gehalt ist noch immer das gleiche.    

Wie kann das sein? 

Das haben wir uns auch gefragt. Aus sehr gut unterrichteten Kreisen hört man schon lange das Gerücht, dass die Geschäftsleitung parallel mit ver.di spricht, um sich am Ende auszusuchen, mit wem sie lieber Tarifverträge schließen möchte. Mittlerweile haben sich die Indizien soweit verdichtet, dass daran für uns kein Zweifel mehr besteht.  

Warum ist das richtiger Mist? 

1. Der naheliegendste Grund ist sehr grundsätzlich. Es ist absurd, wenn sich der Arbeitgeber die tarifierende Gewerkschaft aussucht. Das tut er nämlich nach seiner Interessenlage, nicht nach Eurer. Er wird sich in aller Regel für die bequemere, gefügigere und leichter zu kontrollierende Gewerkschaft entscheiden. Dass das nicht gut für Euch ist, versteht sich von selbst. 
    
2. UFO begleitet Discover vom ersten Tag an. Wir waren schon an Eurer Seite, als Discover noch „Ocean“ hieß. „Wir“, das ist in erster Linie eine erfahrene, motivierte und vollzählige Tarifkommission (TK), die seit Jahren bei allen Gelegenheiten Eure Rückmeldungen, Sorgen und Nöte zu allen Fragen rund um die Arbeit in der Kabine hört, bei der Geschäftsleitung platziert und sich zur Not auch durch einen Arbeitskampf Gehör verschafft, wenn sie ansonsten keines bekommt.  
   
   Ver.di dagegen ist von Tag eins an unsichtbar. Keine ernsthafte TK, kein Ohr in der Mannschaft und entsprechend vielleicht zwei Handvoll Mitglieder. Ganz offenkundig bestand die letzten Jahre kein Interesse an Euch.  
    
   Bis Sonntagnacht um 22:00 Uhr. Da hat ver.di in einer offensichtlich sehr eiligen Nacht-und-Nebel-Aktion einen Call für ein paar Stunden später anberaumt, um dort eine Tarifkommission zu wählen. Sowas Sonntagnachts für den nächsten Tag zu machen ist höchst ungewöhnlich. Das lässt uns vermuten, dass der Kollege von ver.di - natürlich selbst kein Flieger - es ziemlich eilig hat. 
   
   Wir haben uns das also mal angeguckt - es waren für Cockpit und Kabine insgesamt sieben potentielle Verdianer*innen anwesend. Soviele Kolleg*innen sind bei uns allein in der Tarifkommission, bei ver.di ist das eine „Mitgliederversammlung“ für Cockpit und Kabine zusammen. Sollte also in den nächsten Tagen ein Tarifvertrag auftauchen, auf dem nicht UFO steht, dann fragt Euch, wo der herkommt. Das wäre dann zwangsläufig ein „Deal“, den irgendwer mit irgendwem im stillen Kämmerlein zusammengezimmert hat. Ohne jeden Hauch einer Legitimation aus der Kabine, denn eine TK gibt’s bei ver.di nämlich frühestens seit heute Abend.  
       
3. Es ist nicht so offensichtlich, aber jeden Tag, den sich dieser Prozess weiter hinzieht, ist einer, an dem Ihr weiter nach ORO-FTL fliegen müsst und ein Gehalt bekommt, von dem man in einer deutschen Großstadt nicht wirklich leben kann. Unser Vergütungstarifvertrag (VTV) etwa ist seit März endverhandelt. Es gibt keinen guten Grund, warum ihr nicht schon seit fünf Monaten (!) allein für dieses Jahr unter anderem Gehaltssteigerungen zwischen grob 15 und 25 Prozent bekommt, außer, dass man sich das Hintertürchen ver.di aufhalten möchte. Wir finden das ehrlich gesagt auf allen Ebenen irritierend.  

Ein Wort noch zu Eurer Geschäftsleitung - wir sind ziemlich sicher, dass das Problem nicht in der Bay sitzt, sondern im LAC. Solche Entscheidungen werden in der Regel eher vom Konzern als von der Airline getroffen. Das ändert für Euch aber natürlich nichts, denn das Ergebnis ist das gleiche. Wir wollten es der Fairness halber nur nicht unerwähnt lassen. Wir würden Euch trotzdem dringend raten, Eurem Unmut über so ein – wirklich bemerkenswert unübliches und krass undemokratisches Vorgehen – Luft zu machen. Und vor allem, wenn Ihr es noch nicht getan habt, UFO beizutreten. Das hat eine ganze Latte von Vorteilen, aber am wichtigsten ist: Wir sind immer nur so stark wie unsere Mitglieder.    

Wir sind übrigens ab morgen (Dienstag, 6.8.) bis einschließlich Donnerstag (8.8.) für Euch am Infostand vor der Bay (Foyer des FAC) ansprechbar. Kommt vorbei, wir freuen uns auf Euch! 

Stay united! Wir sehen uns vor der Bay. 

Eure UFO- Tarifkommission  
Daniela Grgic (TK-Sprecherin), Miriam Dünfelder, Yasmin Abel, Sabine Fischer, Antonios Nikolaou, Meikel Thürmann, René Zander sowie Sylvia De la Cruz (UFO-Verhandlungsführung), Dr. Sebastian Wolff (UFO-Tarifreferent) & Tim Beyermann (UFO-Tarifreferent)