Zur kalten Jahreszeit
Eurowings kuschelt mit ver.di
Am 02.12.2016 hatten wir Euch bereits informiert, dass ver.di und EW eine Tarifvereinbarung bei Eurowings-Düsseldorf abgeschlossen haben. Wir haben uns seither intensiv damit beschäftigt und kennen die Details des Abschlusses sehr gut. Genauso haben wir uns mit ver.di, dem LH-Konzernvorstand und der Eurowings-Geschäftsführung intensiv auseinandergesetzt.
Ziel war es, in gemeinsamen Gesprächen herauszufinden, ob es eine Möglichkeit gibt, zum Wohle der Mitarbeiter eine gemeinschaftliche Lösung zu finden. Vorab: das ist leider heute Nacht grandios gescheitert.
Zwar ist in den verschiedenen Gesprächen klargeworden, dass es taktisch, faktisch und rechtlich ein großer Fehler der Eurowings-Geschäftsführung war, alleine mit ver.di eine Tarifvereinbarung zu unterzeichnen. Da für UFO der Inhalt für viel zu kurz gesprungen ist, wird es nun für alle Beteiligten noch schwerer, ein akzeptables Ergebnis zu erzielen.
Aber auch erneute mehrtägige Verhandlungen mit Entscheidungsträgern von Eurowings und ver.di haben nichts gebracht. Die ver.di-Linie war völlig uneinheitlich: Ein Teil der dortigen Akteure zeigte ehrliches Interesse daran, für alle EW-Mitarbeiter einheitliche und bessere Ergebnisse zu erreichen, wozu wir verschiedene Wege diskutiert haben. Am Ende setzten sich aber diejenigen durch, die einen "Kampf der Gewerkschaften" bevorzugen.
Seitens des Managements hatte man zwar zwischenzeitlich in Erwägung gezogen, das Einverständnis zum Einigungspapier mit ver.di zu widerrufen, was bis heute möglich gewesen wäre, da die Widerrufsfrist auf den heutigen Tag verlängert worden war.
Letztlich hat sich nun aber auch die Eurowings-Geschäftsführung für einen sehr riskanten Weg entschieden, bei dem von Sozialpartnerschaft keine Rede mehr sein kann: Man will den einfachen und billigen Abschluss mit ver.di durchsetzen und spekuliert darauf, dass UFO nach Abschluss eines inhaltlich abweichenden Vertrages weniger Mitglieder haben könnte. Auf Grund der Neuregelung des Tarifeinheitsgesetzes käme dann nämlich der Tarifvertag der Gewerkschaft zur Anwendung, die über eine größere Mitgliederanzahl im Betrieb verfügt. Dann könnte man - so die Hoffnung - weiter mit ver.di kuscheln.
Wo ist das Problem?
Wir haben stets betont, dass es für uns keinen Grund gibt, nur aus Prinzip den Abschluss einer anderen Gewerkschaft schlecht zu reden. Allerdings haben wir uns den Abschluss genau angesehen.
Zwar soll es demnach eine Tabellenerhöhung in den nächsten Jahren in mehreren Stufen geben, was für sich genommen erst einmal gut klingt.
Allerdings ist der wirkliche Haken daran, dass diese Lohnerhöhung faktisch und politisch teuer erkauft ist: Nicht nur, dass die CdC-Zulage im Ergebnis verringert wird. Das weitaus größere Problem ist, dass die Flugbegleiter der EW als einzige im Konzern nach der ver.di-Vereinbarung weiterhin keine arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersversorgung oder Gewinnbeteiligung haben, keine Sicherheiten für die vielen befristeten Kollegen geschaffen wurden und es keinen Bestandsschutz, Kündigungsschutz oder Stationierungsgarantien gibt.
Ver.di hat all diese und weitere wichtige Punkte nicht einmal thematisiert. Dies in einer Situation, wo wir nur einen Blick zur Germanwings werfen müssen, um zu sehen, was der Arbeitgeber in kürzester Zeit mit Zukunftsperspektiven und Arbeitsplätzen macht. Vor gut zwei Jahren wurde den GWI-Mitarbeitern noch versprochen, dass sie für eine wachsende und aufstrebende Airline arbeiten; jetzt ist die Frage nicht mehr ob sondern nur noch wie schnell die GWI komplett abgewickelt wird.
Außerdem hat ver.di die Gehaltserhöhungen mit Verschlechterungen beim MTV "verdealt". In der Vereinbarung zwischen EW und ver.di steht wörtlich nachzulesen, dass im kommenden Jahr darüber verhandelt wird, "(…) wie die Produktivität erhöht und der Einsatz für den Arbeitgeber flexibler gestaltet werden soll - in der Konsequenz bedeutet das instabilere Pläne und mehr Arbeit für Euch."
Mehrfach schönt ver.di in ihrem Erklärvideo und ihren Infoschreiben die triste Wahrheit: Punkte, wie die angeblich geplante Einführung von Arbeitszeitbezahlung, mit denen geworben wird, finden sich an keiner Stelle in dem Papier. Ver.di kann diese Punkte auch nicht mehr mit einem Arbeitskampf erstreiten, da sie die Laufzeit des VTV einfach um 30 Monate verlängert und den UFO-MTV nachgezeichnet hat und sich damit – im Gegensatz zu UFO - in der Friedenspflicht befindet.
2017 wird jedoch ein Schicksalsjahr werden: Noch ist nicht klar, ob es einen Vertrag mit der VC geben wird, der die EW-Arbeitsplätze in Deutschland hält. Die anderen Airlines, die für Eurowings fliegen, sind größtenteils noch billiger und im Ausland ansässig, wo es keine unbequeme UFO gibt, die wie bei GWI (Sozialplan) oder LH (umfangreiche Bestandssicherungen und Kündigungsschutz) verhandelt.
Wie geht es weiter?
EW-D
UFO hatte in der Vergangenheit nur moderate Erhöhungen (z.B. SCA-Zulage statt Tabellenerhöhung, niedrige CdC-Zulage) umgesetzt, um den so genannten Rollover auf die A320-Flotte zu erleichtern und somit eine Zukunftsperspektive und Wachstum zu schaffen. Dies hat zu gut 200 Neueinstellungen geführt. Jetzt, wo EW ein zentraler Bestandteil des Konzerns wird und Ihr alle in den letzten Jahren maßgeblich dazu beitragen habt, dass die EW in Deutschland an Bord eine tolle Kabine hat, womit Ihr viele andere schlechte Einflüsse (z.B. die Verspätungsdramen von Sun Express auf der Langstrecke) kompensiert habt, sollt Ihr im Stich gelassen werden?
Die UFO-Tarifkommission kann und wird das nicht zulassen. Wir werden nun weiter die Themen vorantreiben, die wir für essenziell und durchsetzbar halten. Zur Not muss dies auch mit weiteren Arbeitskämpfen durchgefochten werden. Ihr habt bereits gezeigt, dass Ihr dazu in der Lage seid.
Der ver.di-Abschluss ist für uns nicht bindend. Allerdings werden auch UFO-Mitglieder die Gehaltserhöhungen bekommen, da der Arbeitgeber in der Vereinbarung mit ver.di nicht vereinbart hat, dass diese nur für ver.di-Mitglieder gelten.
Am Ende des Tages kann es dann zwei unterschiedliche Tarifverträge geben. Einen aus unserer Sicht völlig unzureichenden der ver.di und einen, den UFO noch fertig verhandeln/schlichten wird. Der Arbeitgeber kann dann zu Gericht gehen und zählen lassen, welche Gewerkschaft mehr Mitglieder hat und welcher Vertrag dann entsprechend zur Anwendung kommen wird.
Eure Entscheidung in welcher Gewerkschaft Ihr organisiert seid, entscheidet also darüber, ob Ihr am Ende mit oder ohne Kündigungsschutz, MTV-Bestandsschutz, Standort- und Wechselmöglichkeiten, Gewinnbeteiligung und einigem mehr dasteht.
Eine Garantie geben wir Euch an dieser Stelle: Wenn ihr am Ende mit dem UFO-Abschluss nicht zufrieden seid, dann geben wir Euch in einer fairen und notariell begleiteten Urabstimmung die Chance, dagegen zu stimmen und den Abschluss zu kippen. Außerdem könnt Ihr im Fall von Unzufriedenheit fristlos aus der Mitgliedschaft bei UFO raus - ohne wenn und aber.
Gesamtprozess Eurowings
Der Erfolg des Eurowingsprojektes ist sowohl für den gesamten Konzern, als auch für die Eurowings Deutschland unerlässlich. UFO hat dies stets betont und wurde oft dafür kritisiert, sich nicht gegen die Einführung des Low-Cost-Konzeptes mit all seinen Belastungen gestellt zu haben. Im Gegenteil haben wir diesen Weg in der Vergangenheit durch moderate Abschlüsse positiv begleitet und damit überhaupt erst "zum fliegen" gebracht.
Im Gegenzug war unsere Erwartung an den Konzern, dass diese Starthilfe mit Perspektiven für das Personal verbunden sein muss. An dem Gesamtprozess, der diese Themen regeln soll, ist ver.di jedoch nicht beteiligt und kann folglich auch keinerlei Einfluss nehmen.
Wir bedauern, dass die letzten Wochen von Diskussionen zwischen Gewerkschaften geprägt waren. Allerdings können wir die Halb- und Unwahrheiten, die nun schon seit Monaten von einzelnen ver.di-Akteuren verbreitet werden, nicht unkommentiert im Raum stehen lassen.
Erkundigt Euch gerne bei den Kolleginnen und Kollegen der LSG, der Triebwerksüberholung, der dezentralen Stationen etc., ob ver.di ihre Arbeitsplätze gut geschützt hat – Ihr müsst dazu aber ggf. auf Facebook oder andernorts suchen, da viele dieser Menschen nicht mehr im Konzern beschäftigt sind.
Wir haben mit dem IA/SP Abschluss bei Germanwings gezeigt, wie man solche Absicherungen verhandelt.
Es geht um nicht weniger, als Eure berufliche Zukunft. Ihr habt sie in der Hand.
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Sprecht uns an und stellt Eure Fragen, wir stehen Euch persönlich auf den Stationen (der nächste Termin ist heute am 16.12.2016 in Düsseldorf), per Mail oder telefonisch Rede und Antwort.
Eure UFO