Noch kein Fortschritt in den Verhandlungen
Noch kein Fortschritt in den Verhandlungen
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
am gestrigen Donnerstag gab es einen weiteren Termin mit den beiden Schlichtern Frank-Jürgen Weise und Matthias Platzeck. Ihr findet die gestrige Kommunikation dazu auf unserer Website.
Uns war und ist es wichtig, dass die Kabine in dieser Krise mitgestaltet, um vor den Auswirkungen geschützt zu sein. Die Situation ist unbestritten ernst. Allein die sich fast stündlich überschlagenden Nachrichten zu Milliarden von Staatshilfen und weiteren Auflagen durch die EU-Kommission zeigen, welche Ausmaße der Stillstand im Luftverkehr angenommen hat.
In dieser Zeit langfristig zu planen ist unmöglich. In dieser Zeit die Krise und ihre Ausmaße einschätzen zu wollen, scheint ebenso unmöglich. Das zeigen auch die Verhandlungen der letzten Wochen, in denen wir oftmals ein paar wenige Schritte nach vorn gekommen sind, um dann genauso schnell wieder dahinter zurückzufallen. Frustration und Ratlosigkeit ist die wohl einzige Schnittmenge, auf die wir uns im Moment mit Lufthansa einigen könnten.
Das zeigte auch der gestrige Tag. Das Angebot der Schlichter, in den kommenden Monaten als Paten für die schwierigen Verhandlungen zu dienen, wurde von Lufthansa abgelehnt. Wir allerdings fänden diese Vorgehensweise enorm sinnvoll, denn das Vertrauensverhältnis zwischen Kabine und Geschäftsleitung ist noch immer tief gestört. In einer Krise, die nur durch beherztes Eingreifen sinnvoll und gewinnbringend gestaltet werden kann, wird dieses Misstrauen noch verstärkt und hält uns davon ab, kraftvoll nach Lösungen zu suchen. Um als Kabine einen belastbaren Beweis für unseren Gestaltungswillen zu bringen, haben wir sofort umsetzbare Maßnahmen angeboten, die sofort Geld sparen (zu den Maßnahmen siehe den Link oben). Im Gegenzug hätten wir weiter über alle offenen Themen sowie ein Krisenpaket gesprochen.
Leider hat auch das nicht geholfen, wir haben uns – leider mal wieder – ergebnislos getrennt. Wir könnten uns ja nicht einmal darüber einigen, was in ein Krisenpaket gehört und was nicht. Die Geschäftsleitung hat sich scheinbar an ihrem Verhandlungsziel von 20 % Einsparungen festgebissen und erkennt Chancen offensichtlich auch dann nicht, wenn sie auf dem Silbertablett serviert werden. Auch dieser Zustand hat etwas Beispielloses.
Aufgeben ist keine Option
Auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen: Die Situation ist fraglos außergewöhnlich. Auch deshalb müssen wir immer wieder nach außergewöhnlichen Wegen suchen. Seit dem 04.05.2020 laufen nun die Verhandlungen zu Krisenmaßnahmen, der gestrige Termin war eine Marke im Laufe dieser Gespräche. Einerseits, um nach fast einem Monat des Verhandelns wiederholt festzustellen, dass wir keinen Zugang zueinander finden, und andererseits, dass wir noch immer nach einem Zugang zueinander suchen.
Wir haben viele eigene Vorschläge gemacht und versuchen immer wieder die Bedenken und Bedürfnisse der Lufthansa zu berücksichtigen. Allerdings fehlt noch jede Bereitschaft, auch die Interessen und Themen der Kabine aufzunehmen, Kompromisse scheinen unmöglich.
Dazu kommt die förmlich greifbare Verunsicherung, die sowohl uns als auch das Management nicht kalt lässt. Noch kann keiner abschätzen, ob, wann und mit welchen Auflagen Staatshilfen der Lufthansa wieder Spielraum verschaffen. Die Rahmenbedingungen können sich ohne eine belastbare Zusage aus Brüssel mitten in den Verhandlungen grundlegend ändern. Es scheint uns daher sinnvoll, zwar die Verhandlungen und Gespräche fortzusetzen, uns aber auch klarzumachen, dass erste echte Fortschritte wohl erst dann wieder möglich sind, wenn Klarheit über die finanzielle und wirtschaftliche Stabilisierung des Konzerns gegeben ist. Bis dahin werden wir weiter nach Lösungen suchen und trotz frustrierender Rückschläge nicht aufgeben, um die Kabine in dieser Krise gegen die massiven Auswirkungen zu schützen.
Viele Grüße
Eure UFO