Liebe Kolleg*innen, 
 
vier offene Briefe in überraschend kurzer Abfolge hat das Management in den letzten Wochen und Monaten an Euch verschickt.  
 
Man versucht, Euch eine Geschichte zu erzählen. Die Geschichte einer neuen Realität, zu der die Lufthansawelt wie wir sie kennen (in der seit geraumer Zeit ohnehin kein Stein mehr auf dem anderen steht) nicht mehr passen soll. Nicht alles an Geschichte ist falsch, das meiste allerdings schon. Und neu ist daran auch praktisch nichts. Schon gar nicht „die Realität“.  
 
Was wirklich eine neue Realität ist, ist der Antritt des Konzernmanagements. Da sind wir noch gar nicht beim konkreten Antritt Euch gegenüber, in dem man etwa durch eine unsägliche „Teilzeitvergabe“ hunderten von Menschen die Organisation ihres Lebens praktisch unmöglich macht. Damit sind wir beim großen Bild. Vor allem bei der Wucht, mit der die Story von der bevorstehenden Katastrophe in die Welt getragen wird. Das lässt nichts Gutes vermuten. Zeitgleich ist City Airlines zwar schon in der Luft, aber noch immer nicht tarifiert und bei Discover hat uns das LAC gerade gezeigt, was es mit dem inflationär gebrauchten Begriff der „Sozialpartnerschaft“ auf sich hat. Spoiler: nahezu nichts. 

Mit einer sich erbärmlich zum Steigbügelhalter der Konzerninteressen machenden anderen Gewerkschaft versucht man uns (und auch die VC) radikal aus der Gestalterrolle zu drängen. Während wir dort vermutlich den zwanzigfachen (ja, tatsächlich…) Organisationsgrad haben, macht man im Hinterzimmer einen schmutzigen Deal. Teil dieses Deals ist es, sich mit Geld und Kündigungsschutz (!) die Mitglieder einzukaufen, die ansonsten einfach nicht kommen wollen. Dass ein Arbeitgeber mit der Brechstange eine ihm genehme Gewerkschaft gegen das glasklare Votum der Kolleg*innen im wahrsten Sinne des Wortes einsetzt, qua eigener Herrlichkeit, erinnert uns erschreckend an das Gebaren, von denen wir dachten, sie würden seit einigen Jahren der Vergangenheit angehören. 

Das geht Euch aus zwei Gründen an: 

1. Diese neue Realität ist brandgefährlich. Alles an der Story ist darauf angelegt, Euch besser an den Kragen gehen zu können. Es wird ein Bedrohungsszenario aufgebaut, in dem Ihr als zentraler Teil des Problems dargestellt werdet. Zu teuer, zu unflexibel, zu… Wir wissen, dass das Quatsch ist, Ihr wisst, dass das Quatsch ist. Dennoch kann man sich leicht ausmalen, welche Schlüsse man daraus in der Zukunft versuchen wird, abzuleiten. Folgerichtig hat man bereits angekündigt, man werde sich demnächst „an die Sozialpartner wenden“. 
2. Was bisher „Lufthansa“ war, wird in Zukunft „Lufthansa, City Airlines und Discover“ sein. Es wird sich hierbei zwingend um kommunizierende Röhren handeln, bei der man die eine nicht sinnvoll ohne die andere betrachten und gestalten kann. „Tarifpolitik aus einem Guss“ ist es, was hier unbedingt erforderlich ist, denn nur so kann dieses Dreieck zu „Win-Win-Win“ werden. Das kann natürlich nur UFO. Dass Lufthansa exakt das mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern versucht, sollte bei jedem und jeder von Euch alle Warnlampen grell zum Blinken bringen. 

Was heißt das jetzt? In einem ersten Schritt erstmal nur: Be aware and stay united. Es braut sich etwas zusammen und das hat potenziell richtig Gewicht. Fallt nicht auf dramatische Narrative rein, steht zusammen und achtet auf News, insbesondere von Eurer Tarifkommission. 
 
United we stand 
Euer UFO-Vorstand