Wenn die Mächtigkeit von Arbeitnehmervertretungen im Aufsichtsrat von Aktiengesellschaften automatisch, sozusagen qua Gesetz, gegeben wäre, hätte die Lobby der Aktionäre und Manager schon vor Jahrzehnten dafür gesorgt, dass die dementsprechenden Gesetze geändert oder abgeschafft werden.
Im Aufsichtsrat werden zwar tatsächlich die wichtigsten Entscheidungen des Unternehmens getroffen. Die Vorstände werden vom Aufsichtsrat bestellt, die Haushalte, Beteiligungen etc. werden dort abgesegnet. Es gibt klare gesetzliche Vorgaben, nach denen der Aufsichtsrat vergleichsweise frühzeitig über Planungen des Managements informiert werden muss. Allerdings läuft die Kapitalseite im Aufsichtsrat faktisch keine Gefahr, von den Arbeitnehmervertretern überstimmt zu werden. Zwar ist das Gremium mit jeweils 10 Vertretern der Arbeitnehmer und 10 Vertretern der Arbeitgeber paritätisch besetzt, jedoch hat der Vorsitzende bei Stimmengleichheit eine Doppelstimme, so dass es schlimmstenfalls "11:10" ausgeht, selbst wenn der Leitende Angestellte mit den übrigen Arbeitnehmervertretern stimmt.
Warum also ist es trotzdem so wichtig, dass die UFO mit vielen und starken Vertretern dort präsent ist ? Nicht trotzdem, sondern gerade deswegen! Wenn schwache oder nicht an die Organisationen angebundene Vertreter dort sitzen, kann die Kapitalseite ihre Entscheidungen nicht nur durchwinken, sie kann dies dann auch noch heimlich still und leise tun, ohne dass die durchaus vorhandenen Möglichkeiten der Gewerkschaften, die vor allem außerhalb des Aufsichtsrats liegen, genutzt werden. Dazu müssen die Gewerkschaften dort jedoch direkt vertreten sein, um diese größtenteils streng vertraulichen Informationen aus 1. Hand zu erhalten. Außerdem ist die Absprache der verschiedenen Arbeitnehmervertreter untereinander sehr wichtig, damit der Vorsitzende bei falschen Entscheidungen auch gezwungen ist, seine "Königsstimme" zu nutzen.
Derzeit konkurrieren viele "unabhängige" Listen von Einzelkämpfern um die Delegiertenstimmen. Das kann nicht funktionieren. Eine Absprache der verschiedenen Verbände und Gewerkschaften ist hier extrem wichtig. Der Einzelne kann aus oben beschriebenen Gründen im Aufsichtsrat wenig ausrichten. Um ein ganz konkretes Beispiel zu nennen: Es steht die Neuverhandlung der Übergangs- und Altersversorgung im gesamten Lufthansa Konzern an. Hier geht es um Milliardensummen und es ist zu erwarten, dass Lufthansa hier massive Veränderungen vorhat, die nicht unbedingt zu unseren Gunsten ausfallen sollen. Hier müssen wir sehr gut vernetzt und strategisch mit den anderen Gewerkschaften agieren.
In der jetzt auslaufenden Legislaturperiode sitzen auch zwei Kabinenvertreter im Aufsichtsrat. Dies ist zum einen zu wenig, um dort gewichtig zu agieren, wichtige Ausschüsse zu besetzen und "laut mitzumischen". Es gab in diesen nun fast fünf Jahren auch kaum einen Informationsaustausch mit der UFO. Diese Kandidaten waren nicht bzw. nicht mehr an die UFO gebunden und fühlten sich der UFO gegenüber nicht verpflichtet. In der Zusammenarbeit mit den anderen Gewerkschaften, z.B. der Vereinigung Cockpit gab es sogar mehr oder weniger offene Gegnerschaften. Wir erfuhren so z.B. als UFO erst aus der Presse, wenn es breaking News gab, die dann eben nicht mehr "breaking" waren - und die Themen waren "durch" und im Nachgang nur schwer beeinflussbar (siehe GWI - Leiharbeit etc.). Als Herr Dr. Franz während des UFO-Streiks im Heute Journal von Marietta Slomka gefragt wurde, ob er denn diesen Herrn Baublies mal angerufen hat, MUSSTE er so ausweichend antworten wie er es getan hat - denn er kannte zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht einmal meine Nummer und wusste evtl. noch nicht einmal wen die "unfreundliche" Nachrichtenfrau denn damit meinte und warum er den Vorsitzenden der UFO überhaupt anrufen sollte. Das LH-Management hatte sich angewöhnt, die Kabine wo immer möglich zu übergehen. Dieser Zustand hat sich punktuell mit dem Streik im Hause Lufthansa geändert. Wir müssen nun dafür sorgen, dass dies zum Dauerzustand wird, auch wenn dies anstrengend für Herrn Franz und seine Kollegen wird.
Die Auseinandersetzung mit Arbeitnehmervertretern ist dem TOP-Management lästig. Das war schon immer so und wird auch nicht anders werden. Nur wenn wir es schaffen, dass diese Lästigkeit zum Alltag dieser Manager wird, weil eine große Gruppe von UFOs im Aufsichtsrat sitzt, unangenehme Fragen stellt, Bedenken zu Protokoll gibt und die Gewerkschaftsarbeit durch die erhaltenen Informationen dementsprechend ausrichtet, dann kann das Gleiche dauerhaft passieren, wie es punktuell im vergangenen Herbst passiert ist und wie es die Vereinigung Cockpit seit Jahren praktiziert. Dann ist es einfacher der Kabine zu zu hören, als den Versuch zu machen, sich abzuschotten. Wenn der Lufthansa Vorstand weiß, dass sein "Oberaufseher", künftig Herr Mayrhuber, permanent mit Vorständen und Akteuren der UFO über die brennenden Themen streitet, dass wir präsent, vernetzt und gut informiert sind, dann wird er uns kein X mehr für ein U vormachen können.
Alles was wir schaffen müssen, um im Aufsichtsrat gut vertreten zu sein, ist eine angemessene Anzahl Stimmen als zahlenmäßig größte Gruppe zu bekommen, die sich bei den vielen antretenden Einzelkandidaten auf die Liste1 - die UFO versammeln.
Das Verfahren im Hintergrund mit Delegierten etc. ist nicht banal - die Wahl für Mitarbeiter ist jedoch einfach. Es gilt einfach die Briefwahlunterlagen - mit einem einzigen Kreuz bei "Liste 1 UFO" - zurück zu schicken. Natürlich wählen auch unsere Germanwingskollegen die Liste "UFO", damit dann die Delegierten der Germanwingskabine den UFO Aufsichtsräten das Versprechen abnehmen, die Zukunft der Germanwings und damit die Qualität und Sicherheit der Arbeitsplätze weiterzuentwickeln. Die Wahlbeteiligung bei vergangenen Aufsichtsratswahlen war in der Kabine leider sehr schwach. Es ist ungeheuer wichtig, das zu ändern. Bitte sprecht mit Euren Kollegen darüber, ermuntert sie, an der Wahl teil zu nehmen. Wir haben eine echte Chance, wenn jeder mitmacht. Wir wollen aus eigener Kraft eine möglichst hohe Anzahl von Stimmen auf die UFO vereinen.
Da der Aufsichtsrat letztlich von Delegierten gewählt wird, werden auf der Wahlkonferenz dieser Delegierten traditionell "Koalitionen" geschlossen. Hier wollen wir mit den anderen Vertretern, vor allem mit den befreundeten Organisationen im Bereich der Spartengewerkschaften und Verbände, am Ende eine gute und arbeitsfähige Zusammensetzung des Aufsichtsrats erreichen. Dies muss jedoch aus einer kraftvollen eigenen Position der UFO geschehen. Wir bitten Euch deshalb nicht nur um Eure Stimme für die "Liste 1 UFO", sondern vor allem darum, Werbung zu machen, damit alle Kabinenbeschäftigten sich an dieser Wahl beteiligen. Die UFO hat einen Weg der Professionalisierung und Zuverlässigkeit beschritten - lasst uns dafür sorgen, dass unser Management in Zukunft auch zu mitarbeiterorientiertem Handeln gedrängt wird. Mit Eurer Stimme könnt Ihr der Kabine Gehör verschaffen.
Nicoley Baublies
(Vorsitzender des Vorstands der UFO)
Das könnte dich auch interessieren:
-
23.12.2024 Artikel lesen