UFO - Unabhängige Flugbegleiter Organisation
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airberlin

UFO-Vorstand zur

Situation bei airberlin

08.06.2015

Liebe airberlin Kolleginnen und Kollegen,

Äußerungen unserer Tarifkommission und der tarifpolitisch bei uns für airberlin Verantwortlichen haben zu zahlreichen Diskussionen geführt. Wir möchten uns heute als UFO-Vorstand auf diesem Wege an Euch wenden und erläutern, wie die UFO die Situation einschätzt und wie wir ganz konkret bei der airberlin weiter verfahren möchten.

Ja, auch wir, der Vorstand der UFO, der Gewerkschaft, die sich exklusiv und ausschließlich für die Arbeitsbedingungen der 25.000 Flugbegleiter in Deutschland einsetzt, sehen die Lage bei der airberlin kritisch. Mitnichten sind Eure Tarifkommission und wir als Organisation bei der airberlin angetreten, um dort aktiv einen Unterbietungswettbewerb zu den existierenden Bedingungen zu starten.

Um mit allen Missverständnissen ein für alle Mal aufzuräumen: Niemand von uns wird Herrn Pichler kontaktieren und Euer Gehalt oder Eure Freizeit "anbieten"! Vielmehr sind wir nach wie vor der Überzeugung, dass wir Euch mit einer Veränderung von überkommenen Strukturen helfen können und müssen - ohne dafür bestehende und berechtigte Besitzstände zu opfern!

Die Kolleginnen und Kollegen der ver.di-TK haben sich jüngst dazu entschlossen, die offenen Tarifverträge ohne maßgebliche Veränderungen wieder zu schließen. Dieses Vorgehen vertritt man nun als Erfolg, da man in Anbetracht der ungewissen Zukunft des Unternehmens die Kabine durch geschlossene Tarifverträge abgesichert habe.

Dies ist eine trügerische Sicherheit! Geschlossene Tarifverträge an sich helfen dem einzelnen Mitarbeiter nämlich überhaupt nicht, wenn sich der Arbeitgeber dazu entschließt Stellen abzubauen und/oder Betriebsübergänge zu vollziehen, fremd zu bereedern oder Ähnliches.

Helfen kann hier nur ein tarifvertraglich vereinbarter Bestands- und Kündigungsschutz für die existierenden Kabinenarbeitsplätze. Doch diesen suchen wir vergeblich!

Wir fragen uns: Warum hat die ver.di-TK sich nicht für eine Arbeitsplatzgarantie eingesetzt?

Man sollte nicht glauben, Herr Pichler würde sich mit einem schlichten "alles bleibt wie es ist" zufrieden geben: Er ist als Sanierer bekannt und zum Sanieren zur airberlin gekommen. Er hat mehrfach öffentlich bekannt gegeben, die Strukturen der airberlin umkrempeln zu wollen. Man muss sich dann erst recht die Frage stellen, warum die ver.di-TK sich nicht von ihm hat schriftlich geben lassen, dass mit dem Schließen der Tarifverträge in nächster Zeit keine weiteren Forderungen an die Kabine gerichtet werden und alle derzeitigen Kolleginnen und Kollegen an Bord gehalten werden.

Wir würden uns das für Euch wünschen.

Lassen wir es uns von Herrn Pichler schriftlich geben: "Ihr seid safe, ich will nichts weiter von Euch!" Wenn dies passiert - ob uns oder der ver.di gegenüber - dann wäre das Schließen der Tarifverträge zumindest kein Risiko. Aber wir glauben nicht daran, dass dies ohne Weiteres passieren wird - und wir verurteilen, dass es bisher nicht eingefordert wurde.

Wenn nämlich Stefan Pichler eine solche Aussage nicht treffen kann, dann sind im Umkehrschluss Einschnitte zu befürchten und dann bräuchte man geöffnete Tarifverträge, um gegen Auslagerungen, Entlassungen etc. streiken zu können, sollte es zum Äußersten kommen.

Wir kennen die Tarifstrukturen aller Airlines in Deutschland und vieler weiterer in Europa. Die der airberlin sind so komplex, wie bei keiner anderen Fluggesellschaft. Vor allem aufgrund der unterschiedlichen MTV-Regelungen und fünf verschiedener Funktionsgruppen kann man bei näherer Betrachtung nur zu dem Ergebnis kommen, dass hier Geld verbrannt wird. Geld, das keinem Mitarbeiter zu Gute kommt und keinen Dienstplan entspannter gestaltet. Damit meinen wir nicht, dass der Einzelne von Euch zu viel verdient - sondern, dass es einen Nachteil im Wettbewerb mit anderen Airlines darstellt, das eigene Personal nicht vernünftig einsetzen zu können. Ihr seid auf dem Weg zu einer reinen Airbus-Flotte, was förmlich nach einem Ende der künstlichen Unterteilung in A und B schreit.

Die ver.di-TK hat unserer Meinung nach einen mehr als ungeschickten Schachzug gemacht und ist durch das Schließen der Tarifverträge für die nächste Zeit handlungsunfähig. Uns drängt sich der Eindruck auf, dass hier Klientelpolitik betrieben wird: Um jeden Preis soll der privilegierte Zugang zur Langstrecke dienstälteren Kolleginnen und Kollegen vorbehalten bleiben, während die Gefahr, dass alle dienstjungen Mitarbeiter (in erster Linie auf der Kurzstrecke) ohne Kündigungsschutz dastehen, in Kauf genommen wird. In diesem Fall hilft kein geschlossener Tarifvertrag!

Herr Pichler selbst hat schon mehrfach geäußert, dass er innerhalb des eigenen Konzerns über Produktionsplattformen - namentlich flyNiki - verfügt, die innerhalb Europas wesentlich günstiger operieren, als die airberlin selbst. Wer hindert ihn daran, mehr und mehr Verbindungen dort hin zu verlagern? Die geschlossenen ver.di-Tarifverträge hinderten ihn offenkundig nicht daran, solche oder andere "Chancen" zu nutzen - und die airberlin-Kabine wäre wehrlos in solch einer Situation.

Haben wir nicht gerade erst gesehen was mit der AUA passiert ist? Dort hat man zunächst einen Betriebsübergang auf die günstigere Tochter Tyrolean in Gang gesetzt, um dann letztlich der Gesamtbelegschaft beider Airlines mit der Betriebseinstellung zu drohen, falls man nicht nochmals schlechtere Tarifkonditionen akzeptiere. Nunmehr sind die Tarifstrukturen bei der AUA so niedrig, dass entschieden wurde, künftig dort zu wachsen und die Kapazitäten zu schaffen, die einst für die "teurere" Germanwings vorgesehen waren.

Die UFO ist hingegen die Gewerkschaft, die bei der airberlin nach wie vor alle Optionen in der Hand hat. Wir haben bislang keinen Tarifvertrag mit der airberlin abgeschlossen, doch können wir dies rechtlich und praktisch jederzeit tun. Gemeinsam mit Euch sind wir für den Fall der Fälle gerüstet. Wenn Stefan Pichler keine Jobgarantie für die Kabine geben kann, sondern Forderungen stellt oder mit anderen Szenarien droht, dann - und nur dann - werden wir ihm zeigen, wie er zukünftig Geld durch eine Vereinfachung der Kabinenstruktur durch nur noch drei statt fünf Funktionsgruppen sparen kann, ohne die Gehälter des Bestandspersonals kürzen zu müssen.

Wir fordern die airberlin Geschäftsleitung daher auf, mit der Tarifkommission der UFO über Bestandssicherung und Ausflaggungsschutz zu verhandeln!

Eine konkrete und persönliche Aufforderung dazu wird Stefan Pichler in den kommenden Tagen von uns erhalten. Wir stützen uns auf eine sehr gute Mischung von kompetenten, engagierten Mitgliedern bei airberlin, die sich derzeit noch ohne den "Schutz" eines offiziellen Gremiums für Euch einsetzen und kritisch auf das schauen, was der Arbeitgeber und die ver.di getan haben und in Zukunft tun werden. Wir möchten uns ausdrücklich bei unserer Tarifkommission dafür bedanken, gerade weil wir wissen, dass deren Mitglieder sich immer wieder teils auch unfaire Anfeindungen anhören müssen - nicht nur von ver.di-Funktionären sondern auch von Arbeitgeberseite.

Die Tarifkommission, unser Ressort Tarifpolitik und wir als Vorstand der UFO setzen uns für Euch ein - und zwar für alle, nicht nur für Einzelne. Unseren Mitgliedern danken wir für ihr Vertrauen. Alle anderen laden wir ein UFO-Mitglied zu werden und uns so darin zu unterstützen, die Versäumnisse der Vergangenheit wieder zurechtzurücken.

Happy landings,

Euer UFO-Vorstand

Nicoley Baublies (Vorstandsvorsitzender)
Sylvia De la Cruz (stellv. Vorstandsvorsitzende)
Samy Hammad
Anne Struck
Birgit Weinreich

 

 

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