Der Weg der Eskalation
Der Weg der Eskalation
Wir alle haben viel zu tun und kommen nicht immer dazu, alle Veröffentlichungen und Newsletter zu lesen. Daher gibt es diesen Text heute auch für Deine Ohren. So kannst Du Dich anderen Dingen widmen und gleichzeitig updaten.
Liebe Kolleg*innen,
viele von euch haben uns darum gebeten, noch genauer zu beleuchten, wie der Sachstand zu unseren Verhandlungen mit der Condor ist – dem möchten wir in diesem Newsletter gerne nachkommen. Unten findet ihr zusätzlich noch Stichpunkte mit Antworten zu den häufigsten Mitgliederfragen.
Es geht uns seit Sommer 2023 um dringend notwendige Entlastungen für die Kabine: bei den Dienstplanänderungen (DPÄ), den stundenwirksamen Hinterlegungen für Standby-Reserve und Urlaub zu den Equivalent Hours (EQH), Gerechtigkeit bei der Mehrflugstundenvergütung und der Bezahlung aller Dead-Head-Stunden u. v. m.
Nach langwierigen und ergebnislosen Verhandlungen riefen wir im Sommer 2023 die Schiedsstelle an – ein Instrument, das nur die UFO in ihrem Manteltarifvertrag (MTV) verankert hat. Ziel war es, klare und verbindliche Lösungen für die Kabine zu finden, obwohl die Condor sich unnachgiebig zeigte.
Doch statt auf die Schiedsstelle zu warten, unterbreitete Condor ihr „Wachstumspaket“, holte alle Gewerkschaften und die Personalvertretung (PV) ins Boot und lockte mit Lohnerhöhungen. Wir signalisierten klar, dass wir diese Verhandlungen nur aufnehmen, wenn auch Entlastungsmaßnahmen für die Kabine umgesetzt werden, so wie wir sie durch die Schiedsstelle forcierten.
In dem Newsletter "Hartnäckigkeit zahlt sich aus" berichteten wir ausführlich über die Punkte, die wir zusätzlich zu den Lohnerhöhungen für euch sichern wollten.
Unser Ziel: Mehr als nur Lohnerhöhungen
Unser Ziel war es, ein Gleichgewicht zwischen finanzieller und operativer Unterstützung zu schaffen. Deshalb haben wir uns bei den Verhandlungen für Regelungen eingesetzt, die eure Arbeitsbelastung tatsächlich reduzieren und gerechter gestalten. Es ist frustrierend zu sehen, dass nicht alle an den Verhandlungen beteiligten Gewerkschaften diesen Fokus setzen.
Probleme mit der Umsetzung und der Blick nach vorn
Seit der Thomas Cook Insolvenz und dem anschließenden Schutzschirmverfahren hat die Kabine enorme Opfer gebracht. Zahlreiche Einschnitte wurden akzeptiert, um die Fluggesellschaft zu retten – von den Mitarbeitenden, die seit Jahren im Unternehmen sind, oft aus tiefster Loyalität handelten. Damals war es notwendig, Kompromisse einzugehen, um Condor in der Luft zu halten.
Doch jetzt, wo sich die Lage stabilisiert hat, ist es an der Zeit, nach vorne zu schauen und euch zurückzugeben, was euch zusteht. Dies wurde im Newsletter "Warum uns die Gehaltstabellen immer noch beschäftigen" detailliert aufgezeigt. Besonders schwerwiegend war die Erkenntnis, dass bei der Auszahlung der Inflationsausgleichsprämie mögliche Steuernachzahlungen drohen – ein Problem, das wir der Condor mehrfach aufzeigten und Lösungsvorschläge anboten. Die jetzige Eskalation war also vermeidbar.
Nachdem unsere Vorschläge ignoriert wurden, wir uns auf keine halbgaren Lösungen einlassen wollten und folgerichtig den neuen VTV auch nicht unterschrieben haben, sind die von uns angestrebten Entlastungen bis heute nicht unterzeichnet.
An dieser Stelle ist vor allem bemerkenswert, dass die Summe, die Condor durch die falsch umgesetzten Lohnerhöhungen einspart, in etwa das gleiche Volumen wie unsere Entlastungsforderungen aufweist.
Was fehlt also?
Die zentralen Forderungen des Entlastungspakets waren:
- Dienstplanänderungen (DPÄ): 65 € ab der 13. Änderung pro Jahr und 1/15 des Bruttomonatsgehalts für jeden abgekauften freien Tag oder Urlaubstag.
- Bessere Handhabung der Equivalent Hours (EQH): Klare und gerechte Berechnung durch die Hinterlegung von Standby, Reserve und Urlaub.
- Einen zusätzlichen freien Tag ab 106 EQH.
- Finanzielle Sicherheit: Saubere und steuerlich korrekte Abwicklung der Lohnsteigerungen und Ausgleichsprämien.
Diese Forderungen waren eine Frage der Fairness gegenüber der Kabine, die unter den vielen Dienstplanänderungen und gerade im Teilzeitbereich unter den hohen Stundenhinterlegungen leidet.
Die kürzeren Laufzeiten unserer Tarifverträge (VTV 31.12.24 und MTV 31.12.25) bringen uns zusätzlich in eine bessere Verhandlungsposition, um schneller in eine neue Tarifrunde zu gehen als ver.di.
- Unser Vergütungstarifvertrag (VTV) läuft bereits Ende dieses Jahres aus und muss neu verhandelt werden. Unser MTV endet bereits am 31.12.2025.
- Die ver.di Verträge hingegen sind bis zum 31.12.2026 in der Friedenspflicht. Diese zeitliche Differenz stärkt unsere Position, um bessere Regelungen für euch auszuhandeln.
Wer trägt die Verantwortung?
Die UFO-TK hat unermüdlich daran gearbeitet, eine Eskalation zu vermeiden. Unsere Kolleg*innen, die sich ehrenamtlich engagieren, haben ihre Zeit, Energie und Expertise eingebracht, um faire und gute Lösungen für euch zu finden. In zahllosen Gesprächen haben wir der Condor konstruktive Vorschläge unterbreitet, den Dialog gesucht und immer wieder klar gemacht, dass wir uns nicht mehr zur Unterschrift halbgarer Verträge nötigen lassen. Eine Praxis, die in der Condor seit Jahren herrscht und gerade gegenüber den Kabinengewerkschaften zum Standard geworden ist. Condor hingegen hat wiederholt auf Zeit gespielt und versucht, uns und die Kabine zu zermürben. Nun taucht auch noch unter euren Gehaltsabrechnungen der Hinweis auf, dass man gewisse Lohnbestandteile UFO-Mitgliedern unter Vorbehalt auszahle. Mit dieser Eskalation zeigt Condor, wie wenig sie bereit ist, ihre Mitarbeitenden als gleichwertige Partner zu behandeln. Umso mehr freuen wir uns über die vielen Kolleg*innen die seit der Eskalation und dieser plumpen Drohung den Weg zu uns gefunden haben. Eure Wertschätzung bedeutet uns alles.
Wir werden nicht nachgeben.
Unsere Aufgabe ist es, für euch zu kämpfen – und genau das tun wir.
Wir für euch – ihr mit uns
Eure UFO-TK
Astrid Wach (Sprecherin)
Norman Wiese (stellv. Sprecher)
Thomas Kremer (stellv. Sprecher)
Mandy Lüdemann
Gönül Aslan-Kuhner
Mohammad Sotoudeh
Batu Karaoguz
Marion Schneider
Roman Diemer
Tim Beyermann (UFO-Verhandlungsführer)
Dr. Sebastian Wolff (Tarifreferent)